Nürnberg: Gedenkort für NSU-Opfer eingeweiht

21.3.2013, 16:25 Uhr

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat bei der Übergabe eines Mahn- und Gedenkortes für die drei Nürnberger Opfer der rechtsextremen NSU-Terroristen offen Fehler der Ermittler bei der Aufklärung der insgesamt zehn Morde eingeräumt. „Die tödlichen Gefahren gewaltbereiter Rechtsextremisten sind offensichtlich unterschätzt worden“, sagte CSU-Politiker am Donnerstag bei einer Gedenkfeier in Nürnberg.

Inzwischen seien aber erste Konsequenzen gezogen worden. „Mein Ziel ist es, Rechtsterrorismus und -extremismus noch stärker und nachhaltiger als bisher zu bekämpfen“, kündigte der Minister an. Er forderte zugleich verstärktes bürgerschaftliches Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit und für Menschenrechte.

Auch der Vorsitzende der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg Michael Helmbrecht sprach bei der Gedenkfeier.

An die kaltblütige Ermordung der türkischen Kleinhändler Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru und Ismail Yasar in den Jahren 2000, 2001 und 2005 erinnern eine Informationstafel und vier Gingko-Bäume. Der Gedenkort liegt an der Stadtmauer am Zugang zur „Straße der Menschenrechte“ beim Kartäusertor.

An der Feier nahmen neben mehreren hundert Nürnbergern auch die Witwe des getöteten Ismail Yasar, Belgin Agirbas, deren Sohn Kerem Yasar und die Tochter des getöteten Blumenhändlers Enver Simsek, Semiya Simsek, teil.

Interkultureller Preis für Jugendorganisationen angestrebt

Der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ werden zehn Morde an türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern und einer Polizistin zur Last gelegt.

Um das Gedenken an die Opfer der rassistisch motivierten Bluttaten „auch in die nächste Generation zu tragen“, wollen Stadt und Freistaat jährlich einen mit 15.000 Euro dotierten interkulturellen Preis für Jugendorganisationen vergeben, die sich um den interkulturellen Dialog bemühen, wie Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) erklärte. Innenminister Herrmann kündigte an „alles daran zu setzen, die menschenverachtende Morde lückenlos aufzuklären“. Dies schulde man jedem Opfer und ihren Angehörigen. „Ich bin betroffen darüber, dass es nicht früher gelungen sei, die brutale Mordserien aufzudecken und zu beenden“, sagte er.

Oberbürgermeister Maly sagte, er sei beschämend, dass der deutsche Staat sein im Grundgesetz verankertes Versprechen nicht eingehalten habe, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Besonders schlimm sei, dass die Angehörigen der Opfer zeitweise ins Fadenkreuz der Ermittler gerieten. „Das Versagen unserer Sicherheitsbehörden hat das Grundvertrauen vieler Menschen in den Rechtsstaat erschüttert. Dieses Vertrauen ist aber für eine freie, plurale Gesellschaft fundamental.“

Die Gingko-Bäume am Gedenkort sollen künftig von Mitgliedern des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) gepflegt werden. Ein an der Patenaktion beteiligter Jugendlicher erklärte: „Wir wollen ein Stück unseres Leben geben für die, denen ihr Leben genommen worden, indem wir die Bäume pflegen“.

 

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