Nürnberger Katastrophen direkt aufs Handy
24.06.2013, 12:45 Uhr
Forscher des Berliner Instituts Fraunhofer Fokus haben das System entwickelt. In Nürnberg geht es auf eine Kooperation der Stadt, der Feuerwehr, der Versicherungskammer Bayern und des Fraunhofer Instituts Fokus zurück. Es soll aber nicht die Anweisungen von lokalen Behörden, Polizei oder Einsatzkräften ersetzen, sondern ergänzend dienen. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, einsatzstrategisch die Bevölkerung in Nürnberg zu warnen - kleinteilig und postleitzahlengenau, so dass wir genau diejenigen erreichen, die von einer Bombenwarnung oder einer Giftgaswolke betroffen sind“, erläuterte Feuerwehrchef Volker Skrok am Montag.
Wer die Warnungen erhalten möchte, kann sich kostenlos bei dem Online-System anmelden. Die Mitteilungen kommen per SMS oder als Email. Alternativ dazu können sich Interessierte eine Anwendung für ihr Smartphone herunterladen. Die App gibt es sowohl für IPhones als auch für Android-Handys.
Laut der Homepage des Frauenhofer Instituts Fokus werden die Nutzer nicht nur informiert, dass es eine Gefahr gibt, sondern auch, wie gegebenenfalls zu handeln sei. Die Warnungen werden von den örtlichen Feuerwehr- und Rettungsleitstellen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Katastrophenschutzbehörden verfasst.
Der Anbieter betont jedoch, dass keine hundertprozentige Verlässlichkeit gegeben sei. Vor allem bei Störungen des Mobilfunknetzes, des Internets oder der Stromversorgung sei mit Ausfällen zu rechnen.
Deutschlandweit wenden schon 19 Städte "Katwarn" an - darunter Berlin, Hamburg und Oldenburg. In Bayern ist Nürnberg die erste Stadt, die das System einführt. 15.000 Euro musste die Kommune für die Installation zahlen.
An- und Abmeldung des Systems
Um sich bei dem Dienst anzumelden, sendet man eine SMS an die 0163-755 88 42
- Für Warnungen nur per SMS mit dem Inhalt: "KATWARN 12345“ (Statt 12345 die jeweilige Postleitzahl, zum Beispiel "KATWARN 90402")
- Für Warnungen per SMS und E-Mail hingegen: "KATWARN 12345 hans.mustermann@mail.de“ (Statt 12345 auch hier die jeweilige Postleitzahl und danach die eigene E-Mail-Adresse)
Um sich gegebenenfalls wieder abzumelden schickt man eine SMS mit "KATWARN AUS“ erneut an die Nummer 0163-755 88 42.
"Katwarn" steht als Smartphone-App für das iPhone (ab Version iOS 5) sowie seit Kurzem auch für Android-Smartphones (ab Version 2.3.3) zu Verfügung. Hier informieren Benachrichtigung (via Push) über Gefahrenmeldungen, wobei neben dem aktuellen Standort (dem "Schutzengel") über zwei selbstwählbare Orte informiert wird. Betritt der Nutzer eine aktuelle Gefahrenzone, sendet die Funktion "Katwarn-Schutzengel“ sofort eine Warnung.
Selbstversuch der Online-Redaktion
Die Kundenrezensionen über die iPhone-App sind durchwachsen. "Mark Itzero" nutzt den Dienst seit über fünf Monaten und ist begeistert. Wobei hingegen "PhilMUC", der anscheinend bei der Feuerwehr oder der Polizei arbeitet, die App als "Blödsinn" bezeichnet und schreibt: "Sinnlose App! Warum? Naja, es ist Kat-Alarm ausgelöst und die App meldet 'Es liegen keine Warnungen vor' ... Warum bin ich dann eigentlich im Einsatz?"

Die Online-Redaktion hat die neue Android-App für Sie getestet und einen ersten Blick auf "Katwarn" geworfen. Der "Schutzengel", der den aktuellen Ort darstellen soll, zeigt trotz GPS an, dass wir uns in Charlottenburg (Berlin) befinden würden. Da man aber selbst zusätzlich zwei Orte hinzufügen kann, konnten wir unseren richtigen Standort ergänzen. Leider kam es bei einer 10-minütigen Nutzung der App zu sechs Abstürzen.
Wie es letztendlich mit den Warnungen aussieht, wird sich erst mit der Zeit herausstellen. Doch ein Blick auf andere Städte, die das System bereits länger nutzen, zeigt, dass es sehr gut funktionieren kann.
Erfahrungen aus anderen Städten
In Berlin wurde "Katwarn" zum Beispiel erstmals am 17. Oktober 2012 bei einem Großbrand in Berlin-Reinickendorf eingesetzt, als es zu einer starken Rauchentwicklung kam und die Anwohner aufgefordert werden mussten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Im Winter informierte die Berliner Feuerwehr durch "Katwarn" die Bürger über Blitzeis und riet zur Vorsicht auf den Straßen.
Bereits 20.000 Nutzer haben sich seit Juni 2012 in Berlin registriert. Vier Mal informierte seit dem die Feuerwehr über das System über Großbrände und Unwetter. Das letzte Mal erst vergangenen Donnerstag, als der Deutsche Wetterdienst vor schweren Unwetter warnte. Die Berliner Feuerwehr meldet überwiegend positive Rückmeldungen über den Informationsdienst und ist bisher sehr zufrieden.
Dieser Artikel wurde am 24. Juni 2013 aktualisiert.
31 Kommentare
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@Ich (von einem anderen Ich)
das heißt "schneller als" - nicht "schneller
wie" :-) Nichts für ungut...
einer der doch einen Namen hat
auch wenn ich definitiv Mitleid mit allen Flutopfern habe - was ich
nicht verstanden habe, wie z.B. ein Geschäftsführer eines
Autohauses im betroffenen Gebiet rumgejammert hat, dass ein hoher
Schaden entstanden ist, weil die Autos alle kaputt sind, etc.
Komischerweise war auf ALLEN Kanälen schon vorher überall zu
lesen/hören/sehen dass die Flutwelle im Anmarsch ist - warum hat
der Typ seine Wägen nicht auf den Berg gefahren? Also trotz Warnung
dennoch nichts unternommen - solchen Leuten ist dann aber auch nicht zu helfen!
steamtrain
Wow, das müssen wir unbedingt haben! Ein gefundenes Fressen
für so manchen gestörten Hacker oder "Terroristen"
der denn gezielte Panikmeldungen verschicken kann.
isned
Kann mir bitte irgend jemand sagen vor welcher Katastrophe in
Nürnberg mit dieser App/SMS/Mail gewarnt werden müsste? Wen
würde im Ernstfall diese App wirklich erreichen? Bei einer
Bombenentschärfung evakuiert ohnehin die Polizei, läuft von
Wohnung zu Wohnung. Hochwassergefahr in Nürnberg? Sturm oder
Hagelkatastrophe im voraus? Das schaffen nicht einmal unser
Dipl.Metorologen jedenfalls nicht auf einen eng begrenzten Bereich.
Alles andere wäre nur Panikmache und in keinem Fall nützlich,
eher schädlich. Oder soll vielleicht bei einem Chemieunfall
o.ä. gewarnt werden? Dann nochmals meine Frage, wen und wieviele
kann man mit dieser App erreichen? Nur wer ein iPhone (ab Version iOS
5)oder ein Android-Smartphones (ab Version 2.3.3) besitzt und dieses
auch eingeschaltet hat. Ach ja, die Meldung gibts auch noch per SMS und
Mail. Doch bitte, wer sitzt 24 h vor dem Rechner und starrt auf sein
Postfach oder kontrolliert ständig seinen SMS-Eingang? Das sind
wohl 100% der Nürnberger Bevölkerung, oder? Ein
Lautsprecherwagen der Polizei/Feuerwehr erreicht im allgemeinen JEDEN.
Eiswarnung im Winter? Wahnsinn, denn wer würde schon im Winter mit
Eis rechnen. Ach so, es geht um Blitzeis. Toll wenn ich auf der
"Schnauze" liege kommt die Warnung oder werden die Warnungen
von Hellsehern ausgegeben die sich zumindest zu 99% Sicher sind
daß im PLZ-Bereich xyz in 10 Minuten Blitzeis oder eine andere
Katastrophe auftreten wird? Und bitte eine ganz wichtige Frage.
Angeblich ist das ganze Kostenlos. Kostenlos? Selten so gelacht. Irgend
jemand will hier was verdienen und irgend jemand muß dafür
blechen, denn ich glaube nicht daß die 15.000 Euro sämtliche
Kosten über Jahre hinweg decken. Aber wie schon so oft,
Nürnberg scheint wirklich zuviel Geld im Stadtsäckel zu haben.
verständnislos
Kann mir mal jemand rational erklären, warum es schlecht ist, wenn
Nürnberg auf Fortschritt setzt. Naja, und wenn es keine Argumente
gibt, sagt man halt Ältere können das System nicht nutzen.
Aso, übrigens meine 90jährige Oma schreibt SMS. Aber das ist
ja auch für manch deutlich jüngere Neuland...