Nürnberger Symphoniker kommen ins Klassenzimmer
29.5.2016, 20:05 UhrMubikin? Braucht kein Fragezeichen mehr. Die "Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg" hat sich längst einen Namen gemacht. 2500 Mädchen und Jungen in acht Schulsprengeln (36 Einrichtungen) werden bereits musikalisch gefördert. Die Idee ist simpel: Musik vermitteln, um die Persönlichkeit der Kinder zu stärken - zum Beispiel mit zusätzlichen, von Musikpädagogen begleiteten Stunden.
Nun gilt es, Unterstützer zu generieren. Dafür haben die Mubikin-Macher - ursprünglich stecken hinter der Idee die Stifter-Ehepaare Gierse und Bouhon, die Stadt und die Musikhochschule - unlängst die Förder-Initiative Mubikin gegründet. Nun öffnet sich Mubikin noch weiter, um mehr potenzielle Mitglieder zu begeistern. Das Ziel: eine "breitere Finanzierungsbasis", erklärt Helmut Gierse, früher Siemens-Vorstand in Nürnberg.
Damit Mubikin "die nächste Stufe zünden kann", wie es Kämmerer Harald Riedel formuliert, braucht es Unterstützer. Und dafür suchen Gierse und Co. vor allem private Mitstreiter. Inzwischen zählen schon mehrere Stiftungen zum Förderkreis.
Eine unerwartete Spende hat Mubikin über eine testamentarisch verfügte Zustiftung der Nürnbergerin Eva Pfändt in Höhe von 51.000 Euro an die von der Stadt verwaltete Erwin-und-Monika-Telle-Stiftung erhalten. Der Ertrag soll an das Projekt Mubikin gehen - solange das Programm besteht.
Der Text von "Katyusha" sitzt. Auch die schöne Melodie des alten russischen Volksliedes hat die 4c schon längst im Blut. Nur an einer kleinen Stelle hapert es noch mit dem Rhythmus. Mit vollem Körpereinsatz hilft Lilia Weht den Kindern, den richtigen Takt zu finden. "Ihr schafft das! Gleich noch einmal", ruft die Bratschistin, schwingt dabei ihren Bogen, stampft energisch mit dem Fuß auf und strahlt die Klasse aufmunternd an. Das motiviert.
Von Mal zu Mal besser
Und es zeigt Wirkung. Von Mal zu Mal klappt es besser, Weht ist zufrieden. Auch mit dem Part von "Kalinka", mit dem die Klasse schon jetzt problemlos auf jeder russischen Hochzeit auftreten könnte. "Ka-lin-ka, ka-lin-ka, ka-lin-ka, moy-a", schmettert es aus 23 Kinderkehlen. Mal langsam, mal schnell - und dann noch ein bisschen schneller.
Von Russland geht die Reise mit orientalisch-verspielten Klängen weiter in die Türkei. Mit Bratschen, Geige, Cello und Oboe zaubert die sechsköpfige Delegation der Symphoniker das passende Flair ins Klassenzimmer. Wie kleine Schlangenbeschwörer wiegen die Schüler die Oberkörper und stimmen die alte Volksweise "Üsküdara" an - natürlich auf Türkisch.
"Das ist das Lieblingslied der Kinder", verrät Lehrerin Melanie Scheuerbrand leise. Insgesamt hat sie mit ihrer Klasse bereits sechs Stücke einstudiert, in sechs verschiedenen Sprachen, dazu noch einen Mambo-Tanz - eine echte Herausforderung. Das ganze Schuljahr über sind sie damit schon beschäftigt. Geprobt wird im Rahmen des normalen Musikunterrichts und in der zusätzlichen Stunde, die durch das Programm Mubikin zur Verfügung steht.
Dass Dritt- und Viertklässer mit den Nürnberger Symphonikern ein gemeinsames Konzert geben, ist eine echte Mubikin-Premiere. Am 13. Juli werden rund 100 Chorkinder aus den Grundschulen Eibach, Fischbach, Gibitzenhof und dem Förderzentrum Bärenschanze/Knauerstraße in der Kongresshalle auf der Bühne stehen. Aus allen Mubikin-Schulen wurden zudem rund 20 kleine Musiker ausgewählt, die das Orchester instrumental unterstützen dürfen. Alle zwei Jahre soll solch ein Gemeinschaftskonzert in Zukunft stattfinden.
"Das ist eine ganz besondere Arbeit", beschreibt es Dorothea Esztergályi, Geigerin und Orchesterpädagogin der Symphoniker, die die Proben organisiert und leitet. "Das Einmalige daran ist, dass viele Kinder in der Schule erstmalig einem Orchester und klassischer Musik begegnen." Und das dann noch mit dem großen Ziel, ein gemeinsames Konzert zu geben.
Zur Aufführung kommen werden einige Sätze aus Edvard Griegs "Peer Gynt" und eine von Heinrich Hartl eigens für Mubikin geschaffene "Reise um die Welt". Den berühmten Nürnberger Komponisten hat die 4c übrigens auch schon kennengelernt. Es ist Teil des Konzepts, dass er ebenfalls allen beteiligten Klassen einen Besuch abgestattet.
"Ich finde es toll, dass die Symphoniker extra zu uns kommen", findet Orlando (10). Sein gleichaltriger Banknachbar Leander stimmt ihm zu. "Es ist spannend, Musik mal live zu hören und nicht nur von einer CD. Außerdem ist es schön, selber zu singen", sagt er. Lampenfieber vor dem großen Auftritt? "Nö", geben sich die beiden Jungs betont lässig und grinsen. Valentina (10) indes weiß von ihren Tanzauf-führungen, dass man vor Publikum ziemlich aufgeregt sein kann. Ihr Tipp: "Man muss sich auf sich konzentrieren, dann klappt das schon."
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