Nürnbergs Feuerwache 1 doppelt so teuer wie geplant
18.7.2013, 08:22 UhrDrunten im feuchten Keller stehen Stützen, damit die Feuerwehrautos nicht durch den Boden krachen. Die Wache aus dem Jahr 1902 neben dem künftigen Baugrundstück ist für die Nürnberger Berufsfeuerwehr längst zum Problem geworden. Der Neubau könnte eines für die kommunalen Finanzen werden.
Kämmerer Harald Riedel (SPD) zu dem Kostensprung: „Das ist der Ernstfall.“ Die Stadt könne das zwar bezahlen, doch dann sei der Investitionsplan völlig ausgereizt. Will heißen: Andere Projekte müssten verschoben werden. Jetzt soll der Stadtrat erneut entscheiden, ob er die Feuerwache zu diesem Preis noch will. Viel Spielraum gibt es nicht; der Feuerwehr graut davor, dass sich das Projekt weiter verzögert.
Beim gestrigen Pressegespräch machten Bürgermeister Horst Förther, Baureferent Wolfgang Baumann und Kämmerer Riedel bedrückte Mienen. Denn seit die Preise bei der Delfinlagune, der Stadtbibliothek oder beim Umbau des Staatstheaters aus dem Ruder liefen (wir berichteten), stand immer auch der Verdacht im Raum, die Bauverwaltung habe den Stadtrat mit schöngerechneten Zahlen zur Zustimmung bewegt. Ein neues Kontrollsystem, vor einem Jahr beschlossen, soll solche Pleiten in Zukunft strikt vermeiden.
Die neue Feuerwache 1 an der Ecke Maximilianstraße/Reutersbrunnenstraße freilich ist eine Altlast aus der Zeit davor. Sie stand von Anfang an auf tönernen Füßen, weil eine an ein privates Projektbüro vergebene Machbarkeitsstudie von unzureichenden Voraussetzungen ausging. Riedel: „Die Studie war schlecht.“
"Daraus müssen wir lernen"
Leider beeinflusste sie auch den Architektenwettbewerb, der dann ebenfalls von schiefen Vorgaben ausging. Bürgermeister Horst Förther verärgert: „Daraus müssen wir lernen.“ Sein Referenten-Kollege Riedel will deshalb die Wettbewerbspraxis der Stadt grundsätzlich überdenken. Denn es stünden mit der Bertolt-Brecht-Schule und dem Schulzentrum Südwest weitere Großprojekte an, bei denen man sich auf keinen Fall derart verrechnen dürfe.
Weitere böse Überraschungen im aktuellen Fall: Die Baukosten stiegen seit der ersten Prognose von 2007 stark an und verteuern den Bau sechs Jahre später um neun Millionen Euro. Die Planer-Honorare wurden um 4,5 Millionen erhöht, 3600 zusätzliche Quadratmeter für Technik und Erschließung kosten sechs Millionen Euro mehr. Zum Ausgleich soll ein Teil des alten Feuerwehr-Grundstücks auf den Markt geworfen werden. Die Wache selbst steht unter Denkmalschutz.
Am 24.Juli wird der Finanzausschuss des Stadtrats über das Problem Feuerwache 1 diskutieren. Harald Riedel: „Unsere Feuerwehr braucht anständige Arbeitsbedingungen.“
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