Nürnbergs OB Maly will Stopp der TTIP-Verhandlungen
4.5.2016, 12:41 Uhr"Dieses Projekt ist so räudig geworden, auch vom Prozess her, dass es völlig eingestellt und resettet gehört", so Maly, der auch Präsident des Bayerischen Städtetags ist. Es gebe viel zu viele ungeklärte Baustellen: Arbeitsschutz, Umwelt, Verbraucherschutz, öffentliche Daseinsvorsorge - alles könne von dem Abkommen mit den USA betroffen sein. Zu den vor einigen Tagen veröffentlichten Geheimdokumenten sagte Maly, es bestätige sich auf den ersten Blick vieles, was er befürchtet habe. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte am Montag bislang unter Verschluss gehaltene TTIP-Dokumente ins Internet gestellt.
Auch kommunale Unternehmen sorgen sich vor den möglichen Folgen des Handelsvertrags. Wolfgang Geus, Vorstandschef der Erlanger Stadtwerke, sieht eine "starke Bedrohung" darin, dass die Kommunen gezwungen werden könnten, die öffentliche Daseinsvorsorge für private Anbieter zu öffnen. Darunter könne zum Beispiel langfristig auch die Qualität des Trinkwassers leiden.
Geus ist nicht alleine mit seinen Befürchtungen: Auch in der SPD wächst - besonders nach der Veröffentlichung geheimer Dokumente vor ein paar Tagen - der Widerstand gegen TTIP. SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher plädierte wie Maly für einen Neustart. "Die roten Linien (der SPD) dürfen sich nicht zu Wanderdünen entwickeln", sagte er. Dazu gehört etwa, dass die europäischen Standards im Verbraucherschutz gewahrt bleiben. Parteichef Sigmar Gabriel hält bisher dagegen an dem Abkommen fest.
Inzwischen ist es allerdings fraglich, ob TTIP überhaupt zustande kommt. Frankreichs Präsident François Hollande sagte, dass sein Land die Vereinbarung - jedenfalls "in diesem Stadium" der Verhandlungen - ablehnt. Der französische Außenhandels-Staatssekretär Matthias Fekl hält den Stopp der Verhandlungen derzeit sogar für die "wahrscheinlichste Option".
27 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen