Organisierte Bettler haben die S-Bahnen für sich entdeckt
26.10.2016, 06:00 Uhr
Der Ablauf ist immer der gleiche. Die Bettelnden durchlaufen den Zug meist zu zweit und geben jedem Passagier eine Packung Papiertaschentücher und einen Zettel, auf dem sie ihre angebliche Notlage schildern ("Bin Mutter von drei Kindern, habe keine Arbeit. Gott segne Sie!").
Bei einer zweiten Runde durch die Waggons bitten die Personen die Fahrgäste dann um Münzen — im Tausch gegen die zuvor verteilten Taschentücher. Während die Nürnberger VAG in ihren Bussen und Bahnen "nur ganz sporadisch" solche unliebsamen Fahrgäste hat, hat sich die aktuelle Welle bei der Bahn bereits in mehreren Beschwerden niedergeschlagen.
Hier handle es sich um organisierte Bettelei, bei der die Akteuren das gesammelte Geld wohl weitgehend abliefern müssten, erklärt ein Bahnsprecher. Neben dem Ratschlag, auf keinen Fall Geld zu geben, hat die Bahn inzwischen zivile Kräfte der Abteilung DB Sicherheit in die S-Bahnen der Region geschickt, um den Bettlern das Handwerk zu legen. Sie würden dann an der nächsten Haltestelle ins Freie befördert, heißt es. Schlimmstenfalls drohe ihnen ein schriftliches Beförderungsverbot.
Häufig seien die Bettler auf ihren Beutezügen auch noch ohne gültigen Fahrschein unterwegs. "Dann läuft das große Programm ab", so der Bahnsprecher, "die Leute verlieren dann schnell die Lust am Betteln in der Bahn."
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