Organisiertes Verbrechen ist in Nürnberg angekommen

26.06.2017, 05:48 Uhr
Im Fokus des Kommissariats 1, das für Organisierte Kriminalität zuständig ist, stehen die sogenannten "Outlaw Motorcycle Gangs" - unter anderem die Hells Angels.

© dpa Im Fokus des Kommissariats 1, das für Organisierte Kriminalität zuständig ist, stehen die sogenannten "Outlaw Motorcycle Gangs" - unter anderem die Hells Angels.

Schockanrufe aus der Türkei oder Wohnungseinbrüche tagsüber: Solche Taten gehen immer häufiger auf das Konto Organisierter Kriminalität, sagt Herold. Die italienische Mafia ist hier aber nicht beteiligt. Deutschland dient den Mafiosi lediglich als Rückzugs- bzw. Investitionsraum Geld aus illegalen Geschäften andernorts hier in legale Aktivitäten zu investieren. In der Region gibt es beispielsweise eine Reihe von Gaststätten, die reine Investitionsobjekte der Mafia sind.

Sehr viel mehr Bedeutung haben aus Sicht der Kriminalpolizei die Rocker-Gruppierungen in der Region. Im Fokus des Kommissariats 1, das für Organisierte Kriminalität zuständig ist, stehen die sogenannten "Outlaw Motorcycle Gangs" (OMCG): Neben den Hells Angels gehören dazu unter anderem die Gruppen "No Surrender", "Sons of Silence" oder "Trust". Diese Clubs lehnen den Staat und seine Gesetze ab. Der eigenen Gang und deren Regeln stehen die Mitglieder absolut loyal gegenüber.

In jüngerer Zeit treten zunehmend Rocker-Gruppierungen neuer Prägung auf den Plan. Sie rekrutieren sich aus dem Kampfsport oder der Türsteher-Szene. Große Sorgen bereitet den OK-Bekämpfern hier die zunehmende Zahl von Clubs mit Migrationshintergrund. Dazu gehören die "Osmanen Germania", eine sehr rasch wachsende Gruppe türkischstämmiger Mitglieder, die martialisch auftreten und sich selbst als Box-Club definieren.

Zumindest einige der gut 20 Chapter bundesweit sollen aber enge Kontakte zum türkischen Geheimdienst unterhalten. In der Region sind die Osmanen Germania mit einem Chapter im Bereich von Ansbach vertreten, dass nach Einschätzung der Kripo bis zu zehn Mitglieder haben dürfte. Insgesamt zählen die Fachleute in Mittelfranken zehn Rockerclubs mit Affinität zu Gewalt und Verbrechen.

Menschenhandel und Prostitution

Auch Menschenhandel und Prostitution fallen klassischerweise in den OK-Bereich. Die Kripo hat einen recht guten Einblick in die Szene. Prostitution ist nur in Großstädten Nürnberg, Fürth und Erlangen erlaubt. Auf sie verteilen sich 13 Sauna-Clubs und etwa 200 Modellwohnungen, 80 Prozent davon in Nürnberg. Entlang der Frauentormauer zählt die Kripo 18 Rotlicht-Häuser. Gut 90 Prozent der Frauen kommen aus dem Ausland, überwiegend aus Osteuropa und hier in erster Linie aus Rumänien.

Einblicke erhält die Kripo meist nur, wenn es zu Eskalationen kommt. Das hat einerseits mit der hohen Fluktuation zu tun – die meisten Frauen wechseln alle ein bis zwei Wochen. Zum anderen verdienen die Frauen Geld für die Familien daheim. Wenn eine Prostituierte nach einem Übergriff schon mal bei der Polizei aussagt, dann zieht sie diese Aussage oft am nächsten Tag wieder zurück.

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