Prozesstag zwei: Gebhart schweigt, Zeugen sprechen
09.01.2015, 09:10 Uhr
Für den Freitag wurden mehrere Zeugen geladen. Gebhart plaudert vor der Verhandlung mit seinen beiden Verteidigern, hat dieses Mal in Sachen Kleidung zu einem schwarzen Pullover gegriffen, weißes Hemd, Jeans. Weniger Zuschauer als am Mittwoch sind gekommen, dafür ein paar Bekannte von Gebhart, die im Gericht sitzen. Einen Fanschal vom Club trägt in den Zuschauerreihen allerdings niemand.
Als erster Zeuge sagt ein Türsteher des Goija aus, der an dem betroffenen Abend privat in der Diskothek gewesen sein soll. Timo Gebhart schweigt weiterhin zu den Vorwürfen gegen ihn.
Seit Mittwoch steht Timo Gebhart vor dem Amtsgericht. Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung - all das wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Der 25-Jährige wirkte am ersten Prozesstag zerknirscht und bedröppelt. Bis auf seine Personalien machte er keine Angaben. Die Geschädigte hingegen wiederholte ihre Anschuldigungen.
Es passierte am 22. Februar 2013 um 3 Uhr nachts im VIP-Bereich der Diskothek Goija, einem Szene-Lokal in der Nürnberger Innenstadt. Hier sollen Timo Gebhart und seine Begleiter mit einem Mann in Streit geraten sein, dem jetzigen Ex-Freund des Opfers. Als die 29-Jährige schlichten wollte, soll Gebhart sie "Schlampe" genannt haben. Dann soll es zu einer Schubserei gekommen sein, Gebhart soll zum Faustschlag ausgeholt haben.
Anders als beabsichtigt, habe der Schlag jedoch das Gesicht des Gegenübers verfehlt, heißt es in der Anklageschrift. Gebharts Begleiter hat offenbar besser gezielt. Sein Hieb soll dem Kontrahenten eine blutige Lippe zugefügt haben. Die Klägerin ging zur Damentoilette, um Tücher zum Abwischen der Wunde zu holen. Gebhart und ein Begleiter sollen sie auf dem Weg abgepasst haben, der Begleiter soll die Frau gepackt und festgehalten haben. Dann soll Gebhart sie bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt haben.
Besonders pikant: Ein Boxtrainer aus Nürnberg, bei dem Gebhart Kampftraining nimmt und den das 29-jährige Opfer flüchtig kennt, soll sie am Tag nach der angeblichen Tat angerufen und gedrängt haben, die Anzeige bei der Polizei zurückzuziehen. Dafür soll er der Geschädigten eine Jahresdauerkarte für alle Heimspiele des 1. FC Nürnberg sowie einen Urlaub für sie und ihren Freund angeboten haben.
Auch hierzu schwieg Gebhart. Andere Zeugen konnten sich nur noch flüchtig oder gar nicht mehr an die Geschehnisse in der fraglichen Nacht erinnern. So wusste der damalige Freund der Geschädigten zum Beispiel nicht mehr, ob diese nach dem Discobesuch überhaupt einen Arzt aufgesucht hat.
Dieses Video wird präsentiert von FrankenFernsehen.tv:
Verteidigung schlägt Angebot aus
Für Timo Gebhart geht es nicht nur um die Exzesse im Goija: Auch in der Diskothek "Won" soll er sich im Oktober 2013 daneben benommen haben. Dort geriet der Fußballer in Streit mit einem Türsteher, soll ihn dabei verletzt haben. Der Mann gibt an, aus dem Konflikt mit dem 25-Jährigen eine Beule an der Stirn davongetragen zu haben. Gebhart soll den Türsteher, der auf dem Boden lag, mit dem Schienbein getreten haben. Als Kollegen des Mannes den FCN-Profi fixieren wollten, habe der gedroht, sie und ihre Mütter umzubringen.
Die Staatsanwaltschaft machte Gebhart am Mittwochmorgen ein Angebot: Wenn er den ersten Vorfall in der Szene-Diskothek Goija gestehen würde, würde sie die Vorwürfe aus der zweiten Angelegenheit im "Won" fallen lassen. Das jedoch schlug die Verteidigung aus, Gebharts Anwalt Harald Straßner plädiert weiter auf Freispruch.
Timo Gebhart droht nun eine Haftstrafe zwischen zehn Monaten und einem Jahr. Insgesamt sind drei Prozesstage anberaumt. Das Urteil wird bereits am Dienstag, den 13. Januar erwartet.
60 Kommentare
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Tellerrandgucker
Chapeau rolandnds, auf dem Punkt. Respekt
roland nds
Vieles passt zusammen. Bereitwillig engagierten wir Dauerverletzte. Dazu auch ein Individuum, bei dem der abgebende Verein zusätzlich geistige Defizite festgestellt haben könnte. Ganz auszuschließen dürfte es nicht sein. Kein Grund zur Freude, aber dann gegeben, wenn dafür ein unbedarfter Pseudomanager/Sportvorstand eines anderen Vereins gefunden wurde, der ihn gerne übernahm und als Quintessenz auch noch bereitwillig eine hohe Ablösesumme akzeptierte. Im festen Glauben, dass ihm damit ein großer Coup gelungen sei. Leider war es wieder ein Irrglaube. Mit der Verpflichtung des Spielers 2012 gab es genügend Probleme, wenig Einsätze und kaum Erfreuliches. Im Vergleich dazu unnötig hohe, finanzielle Belastungen des Vereins. Es dürfte genügen, um den/dem Beteiligten Gutgläubigkeit, Ahnungslosigkeit und damit verbunden, finanzielle Schädigung des Vereins zu attestieren. Wäre es nur dies gewesen. Nein, daraus resultiert auch noch eine Imageschädigung. Dies allein ist schlimm genug. Mit unserem Vereinsimage steht es ohnehin nicht mehr zum Besten. Der Beweis ergibt sich aus dem Desinteresse interessanter Sponsoren, die mittlerweile herbeigesehnt, leider fern bleiben. An unserem Verein möchten sie sich höchstwahrscheinlich nicht die Finger verbrennen. Bei all den Fehlleistungen nicht verwunderlich, die sicher registriert wurden? Tatsächlich passt vieles zusammen. Das Schlimme daran, viele unsere Fans, auch der Sportvorstand usw. glaubten oder glauben noch immer an die Gesundung des Spielers, welche Möglichkeiten und Fähigkeiten er bietet. Sein herbeigesehnter Einsatz wurde als gefühlter und perfekter Neuzugang eingeordnet. Sollte auch jetzt noch dieser Glaube bestehen? Unüberbietbar wäre er! Darauf darf und muss wohl verzichtet werden! Die Zeit, die Probleme, die Ereignisse zwischen 2012 bis 2014 und mit Beginn des Jahres 2015, damit ist der Bogen überspannt ! Eine gegenteilige Auffassung könnte mich hier nicht mehr überraschen, dann jedoch verleiten auszuführen, es passt zusammen, was zusammengehört.
Cosmonaut
@dtscherleberkäs: Ich möchte ihn auch nicht mehr bei uns sehen. Was mit dem Mittäter ist, ist schon ein bisschen seltsam? Wurde gegen den keine Anzeige erstattet? Schwach von Gebhart finde ich aber auf jeden Fall, dass er sich nicht einmal bei der Frau entschuldigt hat! Das hätte ihm zumindest ein bisschen Würde wieder zurückgegebenn. So ist der Typ für mich unten durch.
Tellerrandgucker
@Redaktion: Im Artikel "Elf Monate auf Bewährung: Gebhart bleibt frei" ist das Kommentieren abgeschaltet worden. Befürchtet die Redaktion hier Meinungsfreiheit?
Uups, Vielen Dank für Ihren Hinweis.Die Kommentarfunktion musste aus technischen Gründen kurz abgeschaltet werden. Anschließend haben wir vergessen, sie wieder freizuschalten. Sorry, ist wieder gefixt.
Rudi_57
Der arme Junge! Hoffentlich stehen der Verein und seine Fans zu ihm. Er braucht jetzt dringend Zuwendung und Hilfe.