Rapper "Brak'Lul" und ihre Hymne für Nürnberg

5.6.2014, 06:00 Uhr
Rapper

© Mark Johnston

Dass zwei coole Jungs wie ihr über Nürnberg rappen, ist schon eher ungewöhnlich . . .

Mark: „Die Rapper aus Nürnberg“ - das sind wir nicht. Man denkt immer gerne in Schubladen. Und wenn man uns sieht, denkt man an „Gangsterrapper“. Wir brechen gerne und mit Fleiß Klischees. Wir sind vor allem eines: Entertainer, wir wollen unterhalten. Und zwar, wenn möglich, jeden.

Mike: Wir sind beide Familienväter und wollen nichts machen, wofür wir uns bei unseren Kindern einmal entschuldigen müssen. Videos mit dicken Jacken, Pistolen und nackten Frauen, so was wird’s bei uns niemals geben!

Eure „Nürnberg-Hymne“ ist inzwischen ziemlich bekannt. Habt ihr damit gerechnet?

Mark: Für uns war es unfassbar, dass sie so schnell mediale Verbreitung gefunden hat. Das war eine Riesenüberraschung. Neulich kam nach einem Auftritt eine Familie mit drei Generationen, die das super fanden. Das kann man nicht mit Geld bezahlen! Wobei es ja nicht unsere Idee war, zu sagen, wir machen eine Nürnberg-Hymne, weil das gut läuft.

Mike: Wir maßen uns auch nicht an, damit eine halbe Million Nürnberger widerzuspiegeln. Wer sich damit identifiziert, schön!

In eurem Song heißt es „Ich liebe den Beat dieser Stadt“: Welchen Beat hat Nürnberg denn für euch?

Mark: Für mich hat Nürnberg einen ganz besonderen Lebensrhythmus. Ich bin ein Fan von diesem Mix aus modernem Großstadt-Flair und romantischer Altstadt. Man kriegt hier jeden Puls mit: Auf der einen Seite die Clubszene. Oder ich gehe über die Pegnitz-Brücken der Altstadt und bin in einer komplett anderen Stadt.

Mike: Nürnberg hat einfach eine Riesenenergie! Es ist vielleicht nicht auf den ersten Blick zu sehen, aber es ist alles da. Unser Produzent Cihat Celik hat für Captain Hollywood gearbeitet und schon die ganze Welt gesehen, trotzdem geht er hier nicht mehr weg.

„Hier reist keiner mehr ab“, behauptet ihr auch in eurem Text. Noch nie Lust auf die Metropolen dieser Welt gehabt?

Mark: Wir haben auch schon in anderen Städten gearbeitet, aber dort ist man auch nur einer von vielen. Es ist die Frage: Suche ich ein gemachtes Nest oder versuche ich, selbst etwas zu verwirklichen? Deshalb sind wir auch nicht bei einem großen Musik-Label, sondern arbeiten hier mit regionalen Leuten zusammen.

Mike: Wir sind ja in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Und die Entwicklung, die die Stadt gemacht hat, hat uns auch geprägt. Nürnberg hat uns alles gegeben, um uns zu entfalten. Klar schauen wir uns auch mal gerne andere Städte an, um Gottes willen. Aber es ist schön, heimzukommen und zu spüren, hier hat man alles, was man braucht.

Ihr lobt, Nürnberg sei „multikulti“. Euer Vater kommt aus dem Sudan. Habt ihr selber auch Erfahrungen mit Rassismus gemacht?

Mike: Klar macht man negative Erfahrungen, aber die positiven überwiegen. Das war auch ein Grund, im Song die positiven Seiten hervorzuheben. Mit multikulturellen Tänzern vor dem Dokuzentrum. Der Part kommt nicht aus Zufall im Video vor.

Mark: Wenn ich mir Nürnbergs Geschichte anschaue, kann man das Thema auch nicht weglassen. Aber ich denke, politisch ist es heute hier kein Thema mehr.

Mike:„Jeder Kopfstein hat eine Vergangenheit“, heißt es in unserem Lied, das ist auch eine Anspielung, aber minimal. Wir wollen keine politische Fahne hochhalten. Aber natürlich sind wir denkende Menschen und haben auch eine Meinung.

Zurück zu den schönen Seiten: Was sind denn eure Lieblingsplätze in der Stadt?

Mark: Abends die Pegnitz-Brücken, das ist etwas, wo man früher immer auch mit der Freundin hin ist (lacht). Und der Platz am Tiergärtnertor mit der Rieseneiche. Schöner könnte man den Platz nicht zeichnen, als er ist!

Mike: Ich setze mir gerne die Kopfhörer auf und laufe durch die Altstadt oder gehe zu den Burggärten. Fantastisch finde ich aber auch den Luitpoldhain.

Wenn ihr einen Wunsch freihättet, was wünscht ihr euch für Nürnberg?

Mike: Nürnberg hat für mich in den letzten 30 Jahren eine Wahnsinnsentwicklung gemacht. Das wünsche ich mir auch für die Zukunft. Konkret, dass man als Nürnberger das Potenzial, das Nürnberg hat, wahrnimmt und versucht, nach außen zu tragen.

Mark: Ich würde mich freuen, wenn Nürnberg es einmal schafft, für anderes als für Bratwurst und Lebkuchen berühmt zu sein. Man kann Nürnberg nämlich sehr gut besuchen, auch wenn nicht gerade Christkindlesmarkt ist.

Apropos: Wohin führt ihr denn euren Besuch?

Mike: Wenn ich Besuch bekomme, sage ich, versuch, es auf das Bardentreffen zu legen. Dann zeige ich dir eines der geilsten Events. Stadtstrand, Bardentreffen, Klassik Open Air — wenn da einer noch sagt „In Nürnberg ist nix los“, dann hat er die Augen zu.

Mark: Und lass mal viel los sein, dann sind das die Leute, die als Erstes schreien. Die Ruhe hier mal zu genießen, das ist ja auch gerade das Schöne. Dieser Mix eben.

Bald kommt euer neuer Song raus, dreht der sich auch um Nürnberg?

Mike: Nein, die nächste Nummer ist so angelegt, dass man sie auch national spielen kann. Es ist auch wieder eine persönliche Sichtweise und auf Deutsch. Aber man könnte den Song auch in Hamburg spielen.

Mark: Viele haben jetzt natürlich einen Song über Schoppershof oder so erwartet. Dort sind wir übrigens aufgewachsen. Aber das ist nicht unser Plan. Wir machen es mit Herzblut, wollen aber schon auch etwas erreichen.

Zum Schluss: Was macht für euch einen echten Nürnberger aus?

Mike: Ein Bewusstsein für die Stadt mit entsprechender Identifikation. Aber mit der Reichweite, sich als Weltbürger zu verstehen.

Wow. Mark?

Mark: Dem kann ich nichts mehr hinzufügen! Das unterschreibe ich genauso. Eines aber noch: Die Rivalität mit Fürth kann ich nicht nachvollziehen. Nur weil wir uns für Nürnberg aussprechen, wurden wir allen Ernstes auch schon gefragt: „Was habt ihr gegen Fürth?“ Na, gar nichts!

Letzten Sommer kam der Debütsong „NBG“ von „Brak’Lul“ alias Mark und Mike Herbst heraus. Auf iTunes oder Musicload kann man ihn herunterladen, auf Youtube hat er inzwischen rund 30 000 Klicks. Der Bandname „Brak’Lul“ hat mit der Star-Trek-Leidenschaft der Brüder zu tun. Der Begriff bedeutet in der Fantasiesprache Klingonisch das doppelte Vorhandensein aller lebenswichtigen Organe. Die Zwillinge fanden das einen passenden Namen für ihr Duo. Die Brüder sind in Schoppershof aufgewachsen und leben heute mit ihren Familien in Zirndorf. Mark arbeitet als Schauwerbegestalter bei einer Spielzeugfirma, Mike ist im E-Business-Bereich tätig.

Erste Schritte in die künstlerische Richtung machten beide als Jugendliche in verschiedenen Nürnberger Tanzgruppen, dann wechselten sie ins Profilager und gingen als feste Tänzer der Gruppe „Loft“ („Summer Summer“) auf Tournee.

Ihre neue Single „Days of Yesterday“, die zusammen mit John Davis aufgenommen wurde, werden die beiden bei einer großen Premieren-Party im Indabahn am 7. Juni vorstellen. Der Eintritt ist frei. Einlass ist ab 18.30 Uhr.

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