Rechte Parolen: NSU-Exponate in Polizeischule beschmiert
2.11.2014, 05:57 UhrSeit einem Jahr ist Birgit Mair mit ihrer Wanderausstellung unterwegs. Die Nürnberger Sozialwissenschaftlerin zeigt damit die NSU-Opfer im privaten Umfeld. Erzählt wird darin auch die Lebensgeschichte der Opfer, wie die von Enver Simsek - dem Blumenverkäufer, der am 9. September 2000 am Blumenstand an der Liegnitzer Straße in Nürnberg von den rechtsradikalen NSU-Tätern erschossen wurde.
Die Schau ist gefragt. In Nürnberg wurde sie in einem Gymnasium, im Gewerkschaftshaus und im Gostner Hoftheater gezeigt. An 51 Orten in und außerhalb von Nürnberg ist sie bisher zu sehen gewesen. Doch die 22 Tafeln stoßen nicht immer auf das gleiche Interesse. "Im Rathaus in Rostock hat jemand einen Stein durchs Fenster geworfen, als ich begleitend zur Ausstellung einen Vortrag hielt", erzählt Mair. Ein Zusammenhang sei dort aber ausgeschlossen worden.
Vortrag vor 200 Studierenden
Unangenehmer war für sie die Situation jetzt in Aschersleben in Sachsen-Anhalt. Seit 1. Oktober sind dort die Tafeln über die NSU-Taten und die Geschichten der Opfer in der Polizei-Fachhochschule zu sehen. Am vergangenen Dienstag hielt Mair dazu einen Vortrag vor 200 Studierenden. Doch an diesem Tag wurden zwei der Exponate beschmiert: "Auf einer Tafel prangte ein Hakenkreuz, auf einer anderen eine unmissverständliche Huldigung an die Verbrechen des NSU", sagt sie.
Die Leitung der Einrichtung habe unverzüglich reagiert. "Die Straftat wurde sofort angezeigt, Beamte sicherten die Tafeln. Keiner durfte den Tatort verlassen, bevor seine Identität festgestellt worden war." Die Vorstellung, dass ausgerechnet an einer Polizei-Hochschule eine offene NSU-Verehrung möglich sei, gebe Anlass zur Sorge, so die Forscherin. Die Täter sind noch unbekannt. "Ich wünsche mir eine schnelle Aufklärung."
Der Vorfall bremst das Programm der Wanderausstellung allerdings nicht aus - der Schaden wird ersetzt, die Tafeln werden erneuert. Ab 4. November, dem Tag, als vor drei Jahren das NSU-Verbrecher-Trio aufflog, wird die Ausstellung im Abgeordnetenhaus in Berlin zu sehen sein.
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