Risikospiel in Nürnberg: Wer wirft, muss zahlen
21.3.2014, 06:00 UhrWenn Daniel Kirchner mit ansieht, wie sich ein gegnerischer Spieler an der Eckfahne bückt und einen Gegenstand aufhebt, weiß er: Das kostet — und nicht wenig. Das hat die bisherige Saison gezeigt. Fernab von Bundesliga-Punkten, Abstiegsangst, Verletzungspech hat der 1.FC Nürnberg eine Sorge, die ihn in dieser Saison begleitet: Becher, Feuerzeuge, Tetrapaks, die auf das Spielfeld fliegen.
Die ersten 18.000 Euro hat der Club heuer bereits lockermachen müssen. Aber bei der Strafe wird es nicht bleiben. Schuld daran sind die Unverbesserlichen, die auch in den Heimspielen gegen Werder Bremen und Eintracht Braunschweig wieder irgendwelche Gegenstände als Wurfgeschosse missbraucht haben. Da haben auch 5000 (!) Flyer nichts genützt, die der Club vor den Spielen in der Nordkurve verteilt hat.
Bayern-Fahne: Keine Hinweise
„Aber es ist keine Einsicht da“, sagt Kirchner, Leiter Stadion und Spielbetrieb beim Club, nüchtern. An die Vernunft solcher Fans zu appellieren, hat also nicht genützt. Vielleicht aber die nächste Stufe. Denn: „Im Heimspiel gegen Braunschweig konnten wir drei Personen identifizieren“, sagt Daniel Kirchner. Das war bei früheren Vorfällen nicht der Fall, „jetzt wissen wir, wo wir genauer hinschauen müssen“.
Die Becher- und Feuerzeugwerfer werden nun erstmals auch zur Kasse gebeten. „Wir werden auf die Schuldigen nicht die komplette Strafe umlegen, aber sie müssen zahlen.“ Vielleicht hilft das beim Umdenken.
Nicht identifiziert werden konnten dagegen die Fans, die bei der Partie gegen den FC Bayern München eine Münchner Fahne in die Nordkurve geschmuggelt und dort zerrissen hatten. „Der Fall ist eingestellt, keiner konnte identifiziert werden“, zitiert Kirchner das Ergebnis der Ermittlungen. Mit zusätzlichem Personal und massiven Kontrollen wollte der Club das Auftauchen dieser Fahne beim Risikospiel gegen München verhindern. Das aber misslang. Ein Vertrauensbruch? So weit will der Sicherheitschef nicht gehen. Ein intensives Gespräch mit den Fan-Gruppen aber hat es gegeben, man will jedoch die Aktion nicht überbewerten, da die Sicherheitsleute eine konkrete Gefahr im Stadion nicht ausgemacht haben. Noch einmal wird sich der Club ein ähnliches, „fahrlässiges“ (Kirchner) Vorgehen aber wohl nicht gefallen lassen.
Das zweite Risikospiel zu Hause hat der Club am Sonntag vor sich. Dann nämlich ist Eintracht Frankfurt in Nürnberg zu Gast. Ein Spiel der Sicherheitsstufe 1, „aufgrund der großen Rivalität zwischen den Ultras-Gruppierungen“. Deshalb fährt der FCN das volle Programm: Sektorentrennung, Verbot von Fan-Utensilien des Gegners in der Nordkurve, getrennte Anreise, Alkoholverbot.
Rüffel für Gegner
Auch mehr Ordner sind beim Risikospiel wieder im Einsatz, sogar noch einmal mehr als gegen den FC Bayern. „Wir haben 600 Mitarbeiter unserer Sicherheitsfirma Engelhardt vor Ort — und 30 aus Frankfurt.“ Dass Vereine eigene Ordner zu Auswärtsspielen mitnehmen, ist inzwischen üblich. Das hat allerdings auch nicht verhindert, dass die Anhänger des FCN beim Spiel in Dortmund wieder aufgefallen sind. Zwanzig wurden vorübergehend festgenommen. Die Schuld daran sieht Kirchner aber auch bei den gegnerischen Vereinen. Denn: Auslöser für die Auseinandersetzung in Dortmund war ein Verbot des Gastgebers, verhängt gegen die Club-Anhänger. Die durften weder FCN-Fahnen noch Fan-Schals von Schalke 04 in den Block mitnehmen.
Ein solches Verbot hatte auch beim Club-Spiel in Frankfurt für Ärger gesorgt. Der Club dagegen erlaubt den Frankfurtern Zaunfahne, Megafon — „alles bis auf große Schwenkfahnen, die oft als Sichtschutz für Pyrotechnik missbraucht werden“. Die eher Fan-nahe Regelung, sagt Kirchner, wirke auch deeskalierend. Machen sich andere Vereine mit strikten Verboten also unnötig Ärger? Kirchner deutlich: „Das ist de facto so.“
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