Rock meets Classic: Alice Cooper in Nürnberg
14.3.2014, 14:01 UhrFür Midge Ure, Joe Lynn Turner, Kim Wilde, Mick Box und Bernie Shaw von „Uriah Heep“ sowie Alice Cooper sind die Zeiten lange vergangen, in denen sie große Stadien füllten. Die Spielorte sind ebenso wie der Fanstamm kleiner geworden, der Nürnberger Auftritt vor „großem Haus“ - das allerdings bei etwas über 4000 verkauften Karten nur mäßig gefüllt war - mithin eine Reminiszenz an bessere Tage.
Die Kombination erdiger Rockmusik mit einem großen Klangkörper wie dem „Bohemian Symphony Orchestra“ aus Prag könnte musikalisch reizvoll geraten, bleibt aber bei „Rock meets Classic“ stark dem Mainstream verhaftet, um möglichst breite Zuhörerschichten anzusprechen – Experimente Fehlanzeige. Wer die Originale von Songs wie Midge Ures „Breathe“ oder der unkaputtbaren „Lady in Black“ von Uriah Heep kennt, wird durch die Orchester-Beigabe gewiss keine „Aha-Erlebnisse“ haben.
Manches wie Kim Wildes Gänsehaut-Ballade „Cambodia“ wird sogar derart mit Streicher-Zuckerguss getränkt, dass es die Grenze der Ungenießbarkeit erreicht. Auch bei der Stadionhymne „Since You’ve Been Gone“, die der einstige „Deep Purple“- und „Rainbow“-Frontmann Joe Lynn Turner mit immer noch erstaunlich starker Stimme intoniert – wobei er einen riesigen Zuschauerchor hinter sich weiß – wäre weniger mehr gewesen. So kann man die erste Hälfte der Show getrost in die Schublade „Mitsing-Pop, der niemand weh tut“ schieben und vergessen.
Rock-Feuerwerk im zweiten Teil
Ein echtes Rock-Feuerwerk wird erst im zweiten Teil gezündet, wenn mit dem quirligen Sänger Bernie Shaw und seinem Gitarristen Mick Box zwei ausgebuffte Liveexperten die Bühne entern und dafür sorgen, dass die „Klassiker“ sich in eine übergroße Hardrock-Combo verwandeln. Man wundert sich, dass die Saiten der wild bearbeiteten Streichinstrumente nicht reißen, wenn es die beiden Rock-Dinosaurier lustvoll krachen lassen. Im April ist ihre Band „Uriah Heep“ bei den Rother Bluestagen zu Gast – und eine bessere Werbung als den energiegeladenen „Rock meets Classic“-Kurzauftritt kann es dafür kaum geben.
Bleibt „Gruselrocker“ Alice Cooper, der immer noch für schrille Kostüme, grandiose Gesten und beeindruckende Pyro-Effekte gut ist. Schade eigentlich, dass er seine wunderbar schräge Performance für „Rock meets Classic“ auf Familien-Format stutzen musste. In der Arena stehen keine Guillotinen und Alice Cooper beißt keine Hühnerköpfe mehr ab. Selbst die angedeutete Sado-Maso-Szene mit einer „Vampirtänzerin“ bleibt jugendfrei und es fließt auch nur ganz wenig Kunstblut.
Fetzer wie „Poison“ reißen die Zuschauer aber auch ohne solche Dreingaben von den Stühlen. Am Ende verkünden die Stars, dass die Schule für immer aus ist – aber der Mythos lebt weiter.
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