Rückennummer "88" auf Trikot sorgt für Wirbel
23.2.2017, 10:25 Uhr88 ist zunächst einmal nur eine Zahl. Sie kann für eine Glückszahl stehen oder für das eigene Geburtsjahr. Doch mittlerweile ist diese Ziffernkombination weit über die Neonazi-Szene hinaus als eine versteckte Botschaft bekannt: Sie steht stellvertretend für den achten Buchstaben im Alphabet, dem "H". 88 bedeutet in der rechten Szene "Heil Hitler". Der Code findet sich auf T-Shirts, Fahnen, Aufnähern und Emblemen.
Er findet sich aber auch auf dem Rücken eines Fußballspielers. Für großen Ärger hat nun das Trikot eines Angreifers des Sportvereins TSV Nürnberg-Buch gesorgt. Der Kicker trägt die Nummer 88 auf dem Rücken, sichtbar für Mitspieler, Trainer, Zuschauer. Im Publikum und auf dem Platz sorgte das Leibchen schon für Unmut.
Die Nachricht über das fragwürdige Trikot hat Thorsten Brehm aufgeschreckt. Der SPD-Vorsitzende in Nürnberg ist auch Vorstandsvorsitzender des TSV Nürnberg-Buch. Pikant sei die Nummer auch deshalb, weil der TSV 1921 als Arbeitersportverein gegründet und 1933 vom NS-Regime verboten wurde. "Er steht für gegenseitigen Respekt und Vielfalt", sagt Brehm. Er geht davon aus, dass der Spieler "ganz unbedarft" die Nummer 88 auf dem Rücken trägt.
Der Politiker fragte auf Vereinsebene nach und erhielt die Rückmeldung, dass das Trikot nicht politisch motiviert sei. Im Gegenteil. Die Nummer beziehe sich auf den Nachbarverein der Bucher, den Turnerbund St. Johannis 1888 Nürnberg. "Das ist Gefrotzel, um die Gegner ein wenig aufzuziehen", sagt er. Stadtrat Brehm geht davon aus, dass viele nichts über diese NS-Symbolik wissen.
Bayerischer Fußballverband hält sich raus
Ärger gab es in der Vergangenheit in Buch auch bei Spielen gegen türkische Mannschaften. Nach Medieninformationen sollen dabei auch verbal fremdenfeindliche Sprüche gefallen sein. Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung dazu: "Ich frage mich, warum das eine ganze Mannschaft inklusive Trainer nicht in den Griff kriegt. Warum traut sich da niemand was dagegen zu sagen?"
Der Bayerische Fußballverband (BFV) macht hinsichtlich der Rückennummern keine Vorgaben. "Es obliegt dem jeweiligen Verein, mit welcher Nummer ein Spieler aufläuft", heißt es in der BFV-Pressestelle auf Anfrage.
Richtlinien gebe es nur mit Blick auf die Größe und Sichtbarkeit der Ziffern. Hinweisen über Gewalt, Diskriminierung und Rassismus gehe der Verband nach.
Thorsten Brehm hat indes veranlasst, das fragwürdige Trikot aus dem Verkehr zu ziehen. Brehm: "Ich bedauere, dass die 88 auf dem Trikot verwendet wurde – ob nun aus Unkenntnis oder mangelndem Gespür."
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