Russlanddeutsche machen gegen Flüchtlinge mobil
25.1.2016, 11:22 UhrZur Vorgeschichte: Das russische Staatsfernsehen hatte berichtet, dass am 11. Januar ein kurzzeitig vermisst gemeldetes russlanddeutsches Mädchen aus Berlin-Marzahn von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt worden sei. In den sozialen Medien schlug dieses Gerücht hohe Wellen.
Die Berliner Polizei erklärte daraufhin: "Fakt ist - nach den Ermittlungen unseres LKA gab es weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung". Nachdem am Samstag dennoch rund 700 Menschen vor dem Kanzleramt in Berlin wegen der angeblichen Vergewaltigung demonstrierten, fanden auch am Sonntag weitere Demos in deutschen Städten statt.
In Nürnberg versammelten sich auf dem Hauptmarkt rund 250 Menschen, um spontan gegen angeblich gewalttätige Flüchtlinge zu demonstrieren. Die vorwiegend Russischstämmigen und Russlanddeutschen, darunter fast nur Männer, hatten sich gegen 14 Uhr ohne Anmeldung vor dem Nürnberger Rathaus getroffen und still - ohne Transparente, Mikro und Banner - demonstriert. Rechtsradikale Gruppen, die den Protest für ihre Zwecke nutzen könnten, wurden nicht gesichtet. In der kommenden Woche wollen die Demonstranten wieder auf die Straße gehen.
Auch in Erlangen demonstrierten rund 60 Menschen auf dem Rathausplatz. Für die russischstämmigen Männer und Frauen steht fest: Asylbewerber haben die 13-Jährige vergewaltigt. Im Gegensatz zur männlich dominierten Demo in Nürnberg nahmen in Erlangen auch Frauen und einige Kinder teil. Auch in Ansbach und Neustadt an der Aisch protestierten für einige Stunden mehrere Dutzend Russlanddeutsche. Die Demonstranten kamen meist schweigend und ohne Transparente und Banner zusammen. Alle Kundgebungen verliefen friedlich, bestätigte ein Polizeisprecher.
Die Polizei in Unterfranken spricht ebenso von zwei Versammlungen in ihrem Zuständigkeitsbereich. In Schweinfurt und Aschaffenburg haben sich Sonntagnachmittag Russlanddeutsche zum Thema "Gegen sexuelle Verbrechen in Köln und gegen unbestrafte Vergewaltigung an 13-jährigem Mädchen in Berlin" versammelt. Auch hier berichtet die Polizei von einem "störungsfreien Verlauf". Insgesamt waren etwa 800 Menschen gekommen.
In Augsburg versammelten sich nach Medienberichten etwa 200 Protestierende auf dem Rathausplatz. Sie forderten eine Verteidigung „deutscher und christlicher Werte“. In teils auf Russisch vorgetragenen Redebeiträgen wandten sie sich gegen gewalttätige Flüchtlinge. Die Demonstration war der Polizei zufolge nicht bei der Stadt angemeldet.
Der Artikel wurde am Montag um 11.22 Uhr aktualisiert.
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