Skandal in Flüchtlingsheim: Nürnberger Security-Firma verwickelt
30.9.2014, 14:07 UhrDem Sicherheitsdienst sei nun gekündigt worden, teilte die Bezirksregierung Arnsberg mit, die in der Region für die Asylunterkünfte des Landes zuständig ist.
Traudl Jung und Walter Stilper, die Betreiber der SKI Wach- und Sicherheitsgesellschaft sprechen in einer Presseerklärung von niederträchtigen Vorfällen: "Selbstverständlich haben wir unmittelbar die uns zur Verfügung stehenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen gezogen. Dazu unterstützen wir Polizei und Staatsanwaltschaft, die gegen die Verdächtigen ermitteln." Die an den Vorfällen beteiligten Mitarbeiter wurden alle entlassen.
Bis zum 31. Juli seien lediglich vier Mann zum Schutz von 600 Flüchtlingen eingesetzt gewesen. Am 1. August sei die Zahl auf sechs Personen aufgestockt worden - eventuell jene sechs, die mit den Flüchtlingen umsprangen, wie man es bislang nur von den menschenverachtenden Bildern von folternden US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghuraib kannte.
Regelmäßige Prüfung
Weiter erklärten die Betreiber, dass alle von ihnen eingesetzten Mitarbeiter vor der Einstellung als Wachmänner als auch danach in regelmäßigen Abständen überprüft würden. Dabei werde auch das Führungszeugnis gecheckt. Im Rahmen der Bewachung von Erstaufnahmeeinrichtungen und Flüchtligsheimen seien in Kooperation mit Polizei und Ordnungsämtern zusätzliche Überprüfungen erfolgt.
Laut dem WDR werde im Fall der Misshandlungen in Burbach mittlerweile gegen sechs Mitarbeiter des Nürnberger Sicherheitsdienstes ermittelt. Zwei der Beschuldigten sollen der Polizei bereits wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und Körperverletzung bekannt gewesen sein. Nürnbergs Oberbürgermeister und Städtetagspräsident Ulrich Maly (SPD) bezeichnete die Vorfälle als "widerliche Verfehlungen".
Die Notunterkünfte in Burbach und Essen sind Einrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen. Beide werden von der Firma European Homecare aus Essen betrieben. Den Sicherheitsdienst hatte European Homecare nach Angaben der Bezirksregierung Arnsberg dem Nürnberger Unternehmen SKI übertragen, das dort als Subunternehmen beauftragt wurde.
Verdächtige als Sub-Subunternehmer aktiv?
Wie die Leiterin des Nürnberger Ordnungsamtes Katrin Kurr mitteilte, handelt es sich bei den Beschuldigten jedoch nicht um Angestellte der Nürnberger Firma SKI, sondern um Mitarbeiter eines von SKI beauftragten Subunternehmens. Eine wie im Vorangegangenen beschriebene Überprüfung durch das Nürnberger Ordnungsamt habe daher nie stattgefunden.
Nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft lässt sich der Einsatz von Privatunternehmen bei der Betreuung von Flüchtlingen nicht vermeiden. "Mit dem vorhandenen Personal geht das nun mal leider nicht immer. Deshalb ist es auch notwendig, mitunter private Unternehmen zu beschäftigen", sagte der Gewerkschaftvorsitzende Rainer Wendt am Montag im Fernsehsender n-tv.
Zu den Vorfällen werden seit dem Wochenende Hunderte Bewohner der Notunterkunft befragt. Nach Angaben der Polizei gibt es Hinweise auf weitere Körperverletzungsdelikte, an denen zum Teil Mitarbeiter des Wachdienstes beteiligt gewesen sein könnten.
Am Sonntag wurde ein Foto aus der Einrichtung in Burbach veröffentlicht, das einen gefesselt am Boden liegenden Mann und zwei uniformierte Sicherheitsmänner zeigt. Einer der Uniformierten drückt mit seinem Schuh den Kopf des Flüchtlings auf den Boden. Laut Polizei grinsen die Sicherheitsleute auf dem Foto. "Das sind Bilder, die man sonst nur aus Guantanamo kennt", sagte der Hagener Polizeipräsident Frank Richter unter Verweis auf das US-Gefangenenlager.
Zugem zeigen Videosequenzen, die der Polizei vorliegen, einen Übergriff auf einen Flüchtling, der nach Angaben der Polizei neben Erbrochenem auf einer Matratze sitzt und unter Androhung von Schlägen gezwungen wird, sich hinzulegen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen sechs Verdächtige. Die mutmaßlichen Täter konnten anhand der Stimmen auf dem Video ermittelt werden. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft, ebenso gegen zwei weitere Wachleute, bei denen verbotene Waffen wie Schlagstöcke gefunden wurden.
Keine Probleme in Fürth
In Fürth ist man hingegen durchaus zufrieden mit den privaten Sicherheitsdiensten. Auch Elisabeth Reichert, Sozialreferentin der Stadt Fürth, sowie ihr Vorgesetzter, Oberbürgermeister Thomas Jung sind voll des Lobes für die Sicherheitsleute, die in den Flüchtlingsunterkünften der Kleeblattstadt im Einsatz sind.
Sieben Wachmänner sind allein in der Asylunterkunft im ehemaligen Möbel-Höffner eingesetzt. "Diese Leute sind ein Traum", schwärmt Sozialreferentin Elisabeth Reichert und bescheinigt ihnen "enorme soziale Kompetenz. Die packen mit an und ersetzen uns in vielen Fällen sogar die dringend benötigten Sozialpädagogen".
Dieser Artikel wurde am Montag, 30. September, aktualisiert.
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