So erlebten Zeugen die Sex-Attacken an Silvester in Nürnberg
8.1.2016, 16:58 UhrAm Trödelmarkt und in der Nähe der Fleischbrücke, wo vor und nach Mitternacht größere Menschenmengen den Jahreswechsel feierten, beobachtete ein 59-jähriger Sozialpädagoge (Anm. d. Red.: Der Redaktion sind die vollständigen Namen aller im Artikel zitierten Personen bekannt), wie Gruppen offensichtlich "betrunkener, junger Männer mit arabischem Aussehen" wiederholt Frauen "antanzten" und sie bedrängten. "Die Frauen zeigten, dass sie das nicht wollten, wurden aber trotzdem umarmt und geküsst. Erst als sich Begleiter der Frauen einschalteten, zogen sich die jungen Männer zurück."
Ähnliche Erfahrungen machte die 22-jährige Mia am Klarissenplatz. Mit einer Freundin tanzte sie dort nach Mitternacht zur Live-Musik von Bucovina-Club-DJ Shantel. Auch sie wurden plötzlich von einer größeren Gruppe "offensichtlich arabisch-stämmiger" Männer umringt.
"Man konnte eigentlich nicht mehr tanzen, ohne irgendwo eine Hand am Körper zu haben", berichtet die junge Frau gegenüber den Nürnberger Nachrichten. Die jungen Männer hätten versucht, die beiden Frauen voneinander zu trennen. Weil die Situation immer unangenehmer wurde, zogen sich Mia und ihre Freundin nach wenigen Minuten ganz vom Klarissenplatz zurück.
Ganz in der Nähe erging es zwei anderen jungen Frauen (18 und 19) ähnlich. Wie die Polizei am Freitag berichtete, hielten sich die beiden in der Silvesternacht in der Königstraße auf, als sie von einer Gruppe von etwa 20 männlichen Ausländern, nach Aussagen der Geschädigten aus dem arabischen Raum, umringt wurden. Trotz heftiger Gegenwehr seien sie umarmt, geküsst und unsittlich an Ober- und Unterkörper berührt worden.
Bei der mittelfränkischen Polizei hatten sich am Donnerstag gleich mehrere Betroffene gemeldet, nachdem deutschlandweit nach und nach immer mehr Fälle von sexuellen Übergriffen auf Frauen an Silvester bekannt geworden waren und Entsetzen hervorgerufen hatten.
Auch vor der Lorenzkirche und an anderen Stellen der Nürnberger Altstadt kam es in der Silvesternacht laut Zeugen zu sehr beklemmenden Szenen. Schon vor Mitternacht wurden auf den dicht bevölkerten Plätzen Menschengruppen gezielt mit Böllern und Raketen beschossen, leere und volle Flaschen flogen durch die Luft. Beteiligt daran waren sowohl ausländische als auch deutsche Jugendliche.
Polizei weist Vorwürfe zurück
Auffallende Beobachtung aller Zeugen: Zu keiner Zeit wurden Polizeibeamte an den innerstädtischen Feier-Hotspots gesehen. Die Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Elke Schönwald, weist den Vorwurf zurück, die Sicherheitskräfte seien nicht präsent gewesen.
"Wir sind in der Silvesternacht immer mit verstärkten Kräften im Einsatz." Allerdings habe es zahlreiche Einsätze - Schlägereien und Brände - gegeben. "Und die Polizei kann an Silvester nicht an jedem Platz stehen, an dem geschossen wird." Trotzdem würden die diesjährigen Erfahrungen aus Köln und auch aus Nürnberg "bei künftigen Einsatzplanungen sicher mit bewertet".