Soll das Pellerhaus abgerissen und rekonstruiert werden?
05.01.2019, 05:50 Uhr
Baujahr 1607 gegen Baujahr 1957: Der schwelende Streit um die Zukunft der einstigen Stadtbibliothek in der Altstadt und ihren verschwundenen Vorgängerbau nimmt Fahrt auf. Während die Stadt die Sanierung des Nachkriegsobjekts plant und erste Ausschreibungen laufen, schließen die Altstadtfreunde auch ein Bürgerbegehren nicht mehr aus.
Architekten lehnten Rekonstruktion ab
Den westlichen Rand des Hauptmarktes, aber auch die Ehrenhalle im Luitpoldhain und das 1928 eingeweihte Theresienkrankenhaus hat der aus Bad Windsheim stammende Architekt Fritz Mayer für Nürnberg entworfen. Mit seinem Sohn Walter Mayer holte er 1953 den 1. Preis des Wettbewerbs, den das Kuratorium für den Wiederaufbau für ein Bibliotheks- und Archivgebäude ausgeschrieben hatte.
Die alte Substanz des 1945 zerstörten Patrizierhauses sollte in den Neubau mit einbezogen werden, das war die Vorgabe. Tatsächlich lehnten die beiden Architekten eine Rekonstruktion klar ab. "So gut eine Nachahmung auch sein mag, es bleibt doch eine Kopie", werden sie in dem Band "Pellerhaus Nürnberg" zitiert.
Auch der damalige Baukunstbeirat, der den Entwurf 1953 begutachtete, lobte die "Wahrhaftigkeit, Echtheit und Klarheit" der Pläne.
Der Wiederaufbau müsse die Stadt lebendig erhalten und "das echt Alte neben das echt Neue stellen". Der Beirat formulierte damals - mit Blick auf die heutige Debatte geradezu hellsichtig: "Wenn dabei heute bei manchen Bauten die menschlich-wärmende seelische Ausdruckskraft noch vermisst wird, so wissen wir, dass diese keineswegs gewonnen werden kann durch Zurückgreifen auf alte Formen, sondern nur durch mutiges Weiterschreiten ins völlig Neue."
Was meinen Sie - sollte das Pellerhaus abgerissen und nach alter Vorlage rekonstruiert werden?
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50 Kommentare
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FrohnauFranke
ich kann, nicht nur als Mitglied, den Altstadtfreunden da nur massiv den Rücken stärken. Das Festhalten an einer nun wirklich ausgesprochen hässlichen Fassade durch den Denkmalschutz und selbst durch OB Dr. Ulrich Maly geht in mein Hirn nicht rein. Und nun sollen die Altstadtfreunde, die 5 Millionen Euro mobilisiert haben, um dieses Denkmal wieder aufzubauen, auch noch massiv an deren Nutzung gehindert werden, das ist dann ein echter Skandal..
Wann begreift die Stadtregierung eigentlich mal, dass hier massiv gegen die Interessen der Bevölkerung verstoßen wird ?
kowi
Der Pellerhof ist schon heute in seinem jetzigen – noch nicht ganz fertigen – Zustand durch hohe Steinmetz- und Handwerkskunst zu einem ganz besonderen Ort geworden. Eine Besichtigung mit fachmännischen Erläuterungen zur Qualität der Arbeiten kann ich sehr empfehlen.
Auf alten, wiederaufgetauchten Unterlagen und Plänen ist zu erkennen, dass viele Teile der Pellerhaus Fassade erhalten waren. Diese hätten beim Wiederaufbau sicher kostengünstig eingebaut werden können. Wer die Verschrottung damals zu verantworten hatte, weiß ich nicht; darüber wird leider nicht berichtet. Zum Glück gibt es heute noch Steinmetze, die auf ziemlich die gleiche Art und Weise wie damals solche Steine erstellen können. Wer weiß wie lange noch?
Beim Höfe Singen in der Vorweihnachtszeit war der Pellerhof voller Menschen, die von der stimmungsvollen Atmosphäre begeistert waren. Es war eine wundervolle Akustik und eine weihnachtliche Gänsehautstimmung durch die traumhafte Kulisse.
Konzerte, Lesungen, Filme, Theater wurden bereits mehrfach durchgeführt und ebenfalls begeistert angenommen. Für solche Veranstaltungen gibt es ein großes Publikum. Darüber sollten sich die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg freuen und solche Angebote unterstützen.
Ein Spielehaus ist eine sehr gute Idee und passt hervorragend zu Nürnberg. Dafür steht das Imhoff Haus mit der gesamten Fläche zur Verfügung. Durch die Konzentration auf das Imhoff Haus würden sich sicher die Umbau- und Erneuerungskosten um einiges reduzieren. Außerdem könnte mit Teilen der Pellerhaus Fassade aus den 60er Jahren die Fassade des Imhoff Hauses ergänzt und aufgewertet werden.
Sinnvoll wäre es, einen direkten Zugang vom Egidienplatz in dieses Gebäude zu planen. Damit auch das 60er Jahre Treppenhaus endlich zur Geltung kommt und dem Eingangsbereich eine besondere Note geben kann. Bei der jetzigen Lösung fällt es leider nicht auf.
Ausstellungen zum Spielearchiv passen gut in eine neu gestaltete Eingangshalle des Imhoff Hauses
Eine Verbindung zum Pellerhaus und Pellerhof kann ja trotzdem bestehen bleiben. Für beide Nutzergruppen sollte eine konstruktive, kreative und gewinnbringende Lösung zur Nutzung möglich sein.
Die Eingangshalle des Pellerhauses bietet dann genügend Raum für Informationen zum Gebäude und den Erbauern von damals und heute.
Es muss doch möglich sein, beiden Nutzergruppen die nötige Aufmerksamkeit zu geben und Überschneidungen im offenen Gespräch zu diskutieren um gemeinsame Lösungen für beide Seiten zu finden.
Wenn dann noch der Egidienplatz eine zum Verweilen einladende Gestaltung bekommt, freue ich mich für alle Nürnberger Spiel- und Kulturfreunde und wünsche der Stadt Nürnberg, dass sie 2025 als Kulturhauptstadt damit stolz eine sinnvolle und konstruktive Lösung vorzeigen kann.
Augenauf
@ Lokalteilleser: Das ist schon eine sehr provokante, fast populistische These. Sie kennen die Arbeit der Altstadtfreunde wohl schlecht: Tatsache ist, dass jedes Projekt durch das ein Denkmal gerettet wird, damit einhergeht das sämtliche neuzeitliche Hinzufügungen und Veränderungen rückgebaut und abgerissen werden. Allein aus der Hinteren Ledergasse 43 wurden über 100 Tonnen später an- und eingebautes Zeug rausgeschafft. Trotzdem jubeln die Denkmalschützer. In diesem Sinne muss auch das Engagement beim Pellerhaus gesehen werden.
Lokalteilleser
Wandeln sich die Altstadtfreunde nun zum Abriß- und Nach- oder Neubauverein?
Dutzi
Nürnberg braucht schöne, einmalige, wiedererkennbare Häuser. Das ehemalige Pellerhaus muss also wiederhergestellt werden, um den Nürnbergern und ihren Gästen aus aller Welt eine optische Freude zu machen. Es könnte ein grandioser Anziehungspunkt werden. Der gesamte Egidienplatz könnte aufgewertet werden. Dann käme wohl niemand mehr auf die Idee, ihn mit Autos zu verhunzen. Noch Grün und ein Cafe hin und das Pellerhaus als nutzbarer Treffpunkt: subber!
Vielleicht lassen sich ja die Nachfahren des Mayerschen Pellerhaus-Wiederaufbaus dazu gewinnen, das Gebäude so oder ähnlich an anderer Stelle erstehen zu lassen. Es ist ja für sich genommen durchaus hübscher als so mancher neue Betonglaswürfel, kann aber mit der alten Fassade am Egidienberg nicht konkurrieren.