Spannung pur: So war die Flic-Flac-Premiere in Nürnberg

Andreas Franke

Leiter der Lokalredaktion

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22.12.2017, 11:04 Uhr
Dass die Franken Flic Flac mögen, zeigte sich schon in der ausverkauften Premiere am Donnerstagabend mit 1400 Zuschauern.

© Günter Distler Dass die Franken Flic Flac mögen, zeigte sich schon in der ausverkauften Premiere am Donnerstagabend mit 1400 Zuschauern.

Ondrej, Sylvan, Tomasz und Francisco haben Benzin im Blut. Die Zirkuskuppel im neuen gelb-schwarzen Zelt ist zwar 16 Meter hoch, aber nicht besonders groß. Zumindest nicht für ihre Sprünge. Die Freestyle-Jumper reizen die Manege mit ihren Motorrädern bis auf den letzten Millimeter aus.

Um überhaupt auf Fahrt zu kommen, schießen sie aus dem Nichts über die Zuschauertreppen auf die Bühne. Die wenige Zeit, die ihnen in der Luft bleibt, nutzen die Jungs für Show-Einlagen mit Namen wie Backflip (Salto rückwärts - mit Maschine!) oder Superman Seatgrap (nur mit einer Hand am Sattel fliegen sie sonst losgelöst vom Motorrad durch Nürnbergs Luftraum auf dem Volksfestplatz). Diese Nummer vor der Pause gehört sicher zu den spektakulärsten in der diesjährigen X-Mas-Show. Mein Favorit ist sie auf jeden Fall!

Eine Woche länger in Nürnberg 

Dass die Franken Flic Flac mögen, zeigte sich schon in der Premiere am Donnerstagabend mit 1400 Zuschauern. Ausverkauft. Die Zirkusmacher um Benno Kastein sind diesmal sogar eine Woche länger in Nürnberg. Ein Vertrauensbeweis.

Doch nicht jede Nummer verfängt. Patrick Lemoine hat anfangs Mühe, das Publikum mit seiner Comedy zum Lachen zu bringen. Seine (Ball-)Jonglage ist gut, sein frivol-anzüglicher Humor aber nur eingeschränkt. Schwulen-Witze sind saublöd. Und sie gehören schon gar nicht in eine öffentliche Aufführung. Nicht mein Favorit!

Doch dazwischen gibt es viel zu Bestaunen. Wie bei Anastasia Mazur. Zirkus-Pressetexte lieben Superlative. Hier trifft es: Die Ukrainerin betreibt Körperkunst. Ich wusste nicht, dass ein Mensch seinen Körper so verbiegen kann. Es tut schon weh beim Zuschauen. Manchmal weiß man gar nicht, wo oben und unten ist bei Anastasia, wo vorne und hinten. Unglaublich!

Körperliche Höchstleistungen sind das Markenzeichen von Flic Flac. Nicht umsonst ist der Namen an den englischen Begriff der Turnübung Flickflack – siehe auch das Zirkus-Logo – angelehnt.

Hochachtung vor so viel Können – und Mut!

Die Stars der Manege sind die sieben Jungs der Adrenalin Troupe. Ihnen gehört der Auftakt mit dem Todesrad. Die zwei durch einen Stahlträger verbunden Räder werden von den Artisten innen und außen "bespielt". Was schreibe ich: "bespielt". Sie tanzen förmlich in zehn, zwölf Meter Höhe auf den Stahlrädern, fliegen durch die Luft, während der Koloss rotiert.

Doch noch viel mehr Respekt vor dem Wagemut – ohne Sicherung und Netz – nötigen die Männer dem Publikum mit ihrer Hochseilkunst ab. Die sieben Artisten, gestapelt durch Schulterbrücken auf zwei Ebenen, legen im zweiten Teil die Strecke auf dünnem Seil zurück. Hochachtung vor so viel Können – und Mut!

Zukunft des Zirkus scheint gesichert

Da tut es ganz gut, dass zwischendurch immer wieder ruhigere Nummern kommen. Mehr gesehen hätte ich gerne von Evgeny Nicolaev. Ganz in Schwarz gekleidet verwächst sein Körper mit dem Cyr Whell, ein übergroßer Hula Hoop-Reifen. Wunderbare Darbietung. Eine schöne Liebesgeschichte – und einen bezaubernden Kraftakt – zeigt das Duo Julia Galenchyk und Dmytro Turkeev. Sie spielen an den Bändern mit den Elementen. Lassen Sie sich überraschen!

Wirklich lustig ist Justin Case. Dass es so viele Arten des Radfahrens gibt, war mir bisher unbekannt. Dass es aber auch möglich ist, selbst auf einem Rad in der Größe eines Schuhs noch vorwärts zu kommen, ist unfassbar.

Die Zukunft des Zirkus, der auch schon einmal drei Jahre pausieren musste, scheint gesichert. Zumindest stehen die Töchter von Benno Kastein, einst selbst mit seinem Bruder und Mitgründer Lothar als Artist unterwegs, für die nächste Generation. Das beweist Jenny zum Abschluss der Show auch mit ihrem Partner Daniil Biriukov. Sie sind Äquilibristen. Gleichgewichtskünstler also, die nur mit Körperkraft arbeiten. Das machen die beiden Artisten sogar in einem Regenschauer aus der Zirkus-Kuppel. Chapeau! Und viel Schlussbeifall. So, mehr wird hier nicht verraten.

Zirkus Flic Flac gastiert bis einschließlich 14. Januar am Volksfestplatz in Nürnberg (fast ausnahmslos 16 und 20 Uhr). Karten kosten zwischen 24 und 52 Euro. Leser mit ZAC-Karte bekommen 20 Prozent Rabatt 24. Dezember (14 Uhr) sowie am 9. und 10. Januar (jeweils alle Termine). Am 14. Januar gilt der Rabatt nur für die 20-Uhr-Vorstellung. Karten gibt es in den Vorverkaufsstellen Ihrer Zeitung oder über NN-Ticketcorner.de.

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