Stadtrat beschließt VAG-Preiserhöhung - gegen viel Kritik

6.7.2016, 19:36 Uhr

Fahrgäste können sich also ab Jahreswechsel auf weiter steigende Ticket-Preise einstellen. Zwar bleibt der Einzelfahrschein mit drei Euro (oder 1,50 Euro für Kinder) in der Tarifstufe A (Nürnberg, Fürth, Stein) gleich. Für ein 4er-Ticket müssen erwachsene Kunden aber 20 Cent mehr zahlen (10,70 Euro), Kinder zehn Cent (5,30 Euro). Die beliebte MobiCard wird, wie berichtet, um fast fünf Prozent teurer. Die 31-Tage-Version ohne Ausschlusszeit kostet dann 86,40 statt 82,30 Euro.

Aus den Reihen der CSU gab es aber heftige Kritik. Stadtrat Marcus König warf der VAG- und Stadtspitze Versäumnisse vor. "Es fehlt der Anreiz, neue Kunden zu gewinnen", meinte er. Von den ursprünglichen Tarifzielen bei der jüngsten Reform sei nur ein Drittel bisher realisiert worden.

"Warum sind die Verhandlungen über ein Firmen-Abo für kleine und mittlere Betriebe ab dem ersten Mitarbeiter noch nicht abgeschlossen?", fragte er. Was sei mit der Partnerkarte? "Wo ist der Mehrwert für die Fahrgäste, wo sie doch immer mehr bezahlen müssen?"

Es fehle der Anreiz, umzusteigen. Neue Kunden zu gewinnen sei aber von großer Bedeutung für die defizitären Verkehrsbetriebe. Thomas Schrollinger (ÖDP) warnte davor, die Preiserhöhungen zu "überreizen".

"Warum werden die Preise um 2,6 Prozent erhöht, wenn die Inflationsrate nur um 0,3 Prozent steigt?" (Marion Padua)

"Es steigt der Unmut bei den Fahrgästen, aber nicht die Attraktivität des Nahverkehrs." Marion Padua (Linke Liste) sprach von "unsozialen Preisen", weil sich viele Menschen kein Ticket mehr leisten könnten. "Warum werden die Preise um 2,6 Prozent erhöht, wenn die Inflationsrate nur um 0,3 Prozent steigt?", fragte sie.

Einmal mehr gab VAG-Vorstandschef Josef Hasler eine blasse Figur im Stadtrat ab, als es um die Fahrpreiserhöhungen ging. Erst nach Aufforderung aus dem Rat präsentierte er aktuelle Zahlen aus dem ersten Halbjahr. Wieso er diese zunächst für sich behalten hatte, ist ein Rätsel. Denn sie fallen recht gut aus und hätten der CSU und anderen Kritikern gleich zu Beginn viel Wind aus den Segeln genommen.

Hasler betonte, dass es in den ersten sechs Monaten sechs Prozent mehr Fahrgäste gegeben hat und wertete dies als "Erfolg" der Tarifreform. Zwar seien die Einnahmen bei der Kurzstrecke um 1,2 Millionen zurückgegangen, doch bei anderen Karten gab es ein deutliches Plus: beim Bartarif (etwa Einzelfahrscheine, 4er-Ticket, Tagestickets) und bei Zeitkarten jeweils 1,2 Millionen Euro, bei Schüler/Auszubildenden 1,5 Millionen Euro. Hasler meinte: "Ich sehe nicht, dass der Unmut der Fahrgäste steigt." Die Beschwerden seien "übersichtlich".

ÖDP, Linke und Rechte stimmen dagegen

Kämmerer Harald Riedel und Oberbürgermeister Ulrich Maly (beide SPD) sehen darin auch eine gute Entwicklung. Partnerkarte oder Firmen-Abo seien noch in der Verhandlung mit den Partnern im Verkehrsverbund VGN. Da herrsche das Einstimmigkeitsprinzip, doch noch konnten die anderen Mitglieder nicht überzeugt werden.

Auf Drängen der Linken wird nun noch einmal über die Kurzstrecke und das Umsteigeverbot nachgedacht. Ein Vorschlag von Stephan Grosse-Grollmann (Die Guten) könnte eine Chance bekommen, dass zumindest auf einem Verkehrsmittel umgestiegen werden könnte. Auch wird noch einmal über ein "Sozialticket" nachgedacht. Dass eine Preiserhöhung für Nürnberg-Pass-Inhaber noch einmal ausgesetzt wurde, fand die CSU nicht gut. SPD-Fraktionsvize Thorsten Brehm verteidigte jedoch diesen Schritt.

Am Ende der zweistündigen Debatte stimmten lediglich ÖDP, Linke und Rechte gegen die turnusmäßige Preiserhöhung.

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