Test geglückt: Hauptmarkt soll für Radler offen bleiben
19.9.2017, 06:00 UhrMitte April 2016 begann die einjährige Testphase der Hauptmarktquerung für die Radfahrer. Elementarer Bestandteil war eine wissenschaftliche Begleitung durch die Technische Hochschule. Die umfassende Untersuchung wurde im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführt. Dabei gab es zwei einwöchige Befragungen - mit 493 Personen (darunter 229 Radfahrer, 250 Fußgänger und 14 Marktbeschicker) vor und 473 Personen (260 Radfahrer, 141 Fußgänger, 26 Marktbeschicker und 46 Touristen) wärend der Testphase.
Am Ende kommt die Studie zu einer eindeutigen Empfehlung: Die Öffnung des Fahrrad-Korridors zwischen Brautkehre und Waaggasse soll beibehalten werden. Aus Sicht des Planungs- und Baureferenten Daniel Ulrich sprechen die Fakten für den Erfolg des Probejahrs. An erster Stelle steht für ihn die Unfallstatistik der Polizei: Sie weist nur einen Radfahrer-Unfall aus, bei dem ein Fußgänger durch einen stark alkoholisierten Radler verletzt wurde. Insgesamt sei der Hauptmarkt also "kein gefährlicher Ort geworden", sagt Ulrich mit Verweis auf die deutliche Erhöhung der Radler am Hauptmarkt.
Während zu "illegalen Zeiten" bei städtischen Verkehrszählungen 1872 (2009) und 1454 (2014) registriert wurden, stieg die Zahl 2017 auf 2700. Die Legalisierung habe folglich einen "sehr klaren Effekt" gehabt, betont Ulrich. Die Schwerpunktzeiten der Radlernutzung lagen dabei in den Morgenstunden (7 bis 9 Uhr) sowie am Nachmittag (17 bis 19 Uhr), während das Aufkommen gerade zwischen 10 und 15 Uhr zu den Hauptzeiten des Handels am Markt auf ein Drittel bis ein Viertel sank. Für Ulrich ein Beleg, dass vor allem die Berufspendler von der Hauptmarktquerung profitieren, während das Marktleben in Nürnbergs "guter Stube" nicht weiter gestört werde.
Bei den Ansichten der Marktbeschicker verweist er auf einen Trend zum Besseren: Während bei der Befragung vor dem Test 86 Prozent die Querung für Radler ablehnten, waren es während der Testphase nur noch 58 Prozent. Bei den Fußgängern stieg die Zahl der Kritiker derweil von 33 auf 39 Prozent, was Ulrich für weniger dramatisch hält - schließlich würden weiter mehr als die Hälfte die Öffnung positiv sehen. Bei den Radfahrern stieg die Zustimmung während der Testphase von 81 auf 85 Prozent. Auffallend ist zudem, dass weiter über 40 Prozent ihr Fahrrad über den Hauptmarkt schieben. Der Grund dafür liegt jedoch insbesondere an der Beschilderung, die auch während der Testphase über drei Viertel der Fußgänger und 57 Prozent der Radler kritisierten.
Kleinere Verbesserungen sind inzwischen seitens der Stadt erfolgt. Insgesamt plädiert der Baureferent dafür, den Radler-Korridor zu belassen und ihn auch nicht farblich zu kennzeichnen, damit weiter Rücksicht genommen werde - was er vor Ort selber positiv erlebt habe. Anders bewertet Wirtschaftsreferent Michael Fraas die Untersuchung: Er sieht Mängel in der Befragung und einen deutlichen stärkeren Gegenwind der Marktleute. In einer Blitzumfrage des Marktamtes hätten 75 Prozent der Befragten die Querung abgelehnt. Fraas hält auch die Unfallstatistik wegen vieler "kleinerer Konflikte" für gravierender.
Während Grünen-Fraktionschef Achim Mletzko den geglückten Test "mit großer Freude" zur Kenntnis nimmt, spricht sich CSU-Stadtrat Marcus König gegen die Daueröffnung aus. Eine Freigabe zu den Morgen- und Abendstunden wie in den Fußgängerzonen halte die CSU-Fraktion weiter für die bessere Lösung. König ist aber bewusst, dass OB Ulrich Maly und die SPD-Fraktion hinter dem Vorschlag des Baureferenten steht.
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