Tiergarten Nürnberg: Hoffen auf ein gesundes Delfinbaby

21.10.2014, 10:32 Uhr
Dieses Ultraschallbild zeigt das Delfinkalb in Sunnys Bauch etwa sechs Wochen vor der Geburt.

Dieses Ultraschallbild zeigt das Delfinkalb in Sunnys Bauch etwa sechs Wochen vor der Geburt.

Sunny ihre Freundin Jenny sind bereits vor Wochen von der restlichen Gruppe getrennt. Denn ein trächtiges Weibchen ist für Bullen nicht uninteressant. „Zum anderen ziehen sich Tiere für die Geburt zurück“, erklärt Tiergarten-Direktor Dag Encke. Doch an das Alleinsein muss sich Sunny erst einmal gewöhnen, Jenny soll ihr die Umstellung leichter machen. Kurz vor der Geburt ist Sunny dann ganz für sich - Jenny kehrt in die Gruppe zurück.

Armin Fritz ist begeistert, wie entspannt der Tümmler ist. Ruhig reagiert die 15-jährige Sunny auf seine Handbewegung, dreht sich artig im Wasser auf den Rücken und lässt sich den prallen Bauch berühren. „Es ist ein großer Vorteil, dass unsere Delfine durch das regelmäßige Training an engen Körperkontakt mit den Pflegern gewöhnt sind“, sagt der Leiter des Delfinariums. Das erleichtere die Untersuchungen.

Möglich macht dies auch der neue Hebeboden, auf dem die Tiere untersucht werden können, weil das Wasser nur noch 60 bis 80 Zentimeter tief ist. Hier kann der Blutzuckerwert und die Temperatur gemessen, eine Ultraschallaufnahme gemacht oder der Zitzenabstand gemessen werden. Früher musste für Untersuchungen das Wasser abgelassen werden. „Das war ein Schock für die Tiere“, sagt Encke.

Beckenboden-Training

Der Hebeboden im Rundbecken war Teil der Neukonzeption der Haltung am Schmausenbuck. Zudem wurden 2011 durch das Mehrbeckensystem Möglichkeiten geschaffen, damit sich die Tiere selbst organisieren und sortieren. „Sie können aber auch lernen. Dafür ist das Geburtsbecken über drei Verbindungen mit den angrenzenden Becken verbunden, so dass alle Tiere Geburt und Aufzucht miterleben können, bis Sunny und das Kalb wieder in die Gruppe integriert werden können“, so Encke weiter.

Trotz allen Werbens für die Verbesserungen: Bei verschiedenen Tierschutz-Organisationen bleibt die Delfinhaltung in der Kritik. Nur zwei Delfinarien gibt es in Deutschland noch: in Nürnberg und in Duisburg.

Letzter Zuchterfolg vor 16 Jahren

Doch während der Duisburger Zoo unter anderem mit seinen „regelmäßigen Zuchterfolgen“ bei den Delfinen für sich wirbt, fällt die Nürnberger Bilanz dürftig aus: In den vergangenen 28 Jahren wurden fünf Kälber der Großen Tümmler erfolgreich aufgezogen — das letzte Mal vor 16 Jahren. 2007 war Sunnys Neugeborenes gestorben, weil es nicht genug Milch aufgenommen hatte. Zuvor waren gleich sechs Jungtiere innerhalb von drei Jahren gestorben.

So ist man nun in angespannter Vorfreude, wie Encke sagt. Demnächst wird es auch Nachtschichten bei Sunny geben, damit sie nicht alleine ist, wenn das Kalb nach etwa einem Jahr Tragzeit zur Welt kommt. Sollte es überleben, wäre es die Premiere in der Lagune und ein Erfolg, den sie gut gebrauchen kann - vor dem Hintergrund der Misserfolge, aber auch in Anbetracht der Summen, die für Lagune und Manatihaus angefallen waren: 30 Millionen Euro. Doch der erhoffte große Zustrom ist ausgeblieben.

Sechs Monate Bangen

Bislang sieht es gut bei Sunny aus. Die Ultraschallaufnahme vor drei Tagen war in Ordnung. Sunny mache einen guten Eindruck, vor allem aber habe sie bei ihrer letzten Geburt 2007 ein sehr gutes mütterliches Verhalten gezeigt. Das sei wichtig, denn die ersten Tage sind für die Mutter anstrengend, wie Fritz erklärt. Heikel bleibt es zunächst für das Kalb: Sein Immunsystem entwickelt sich erst im Laufe der ersten Wochen. „Durchschnaufen können wir also erst drei Monate nach der Geburt“, sagt Encke. Und von einer erfolgreichen Zucht könne man erst nach sechs Monaten sprechen.

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