Umstieg auf E-Autos: Warum zwei Nürnberger scheiterten
10.10.2017, 05:27 Uhr
Die beiden hatten vor, sich E-Autos anzuschaffen und diese künftig vor ihrer Haustüre mit Strom aufzuladen. Nicht gerechnet haben sie allerdings mit den Tücken der Bürokratie. Ein Nürnberger aus dem Stadtteil Loher Moos scheiterte mit seinem Versuch, für sein Elektroauto einen reservierten Stellplatz vor seinem Haus zu erhalten. Ein Mann aus Zerzabelshof wiederum bekommt keine Genehmigung, einen zwei Meter breiten Gehweg mit einem Kabel für sein künftiges Elektroauto zu überbrücken.
Die auf den ersten Blick elegante Lösung, den öffentlichen Parkplatz vor der Haustür mit einer Ladestation zu versehen, scheidet für beide aus. Das sei zwar grundsätzlich denkbar, sagt Baureferent Daniel Ulrich, "aber das wäre in jedem Fall eine öffentliche Ladesäule". Heißt: "Wenn der Anwohner heimkommt und es parkt jemand anders dort, hat er Pech gehabt." Ein Stellplatz, der — ähnlich wie ein Parkplatz für Behinderte — exklusiv für eine Person reserviert ist, käme aber nicht infrage. "Für dieses Privileg gibt es keine Rechtsgrundlage", sagt Ulrich.
Der Baureferent sieht jede "Privatisierung von öffentlichen Raum" ohnehin kritisch, weswegen zum Beispiel selbst eine Nutzung eventuell vorhandener privater Vorgärten problematisch sei: Falls diese neuen Stellplätze nicht über eine bereits vorhandene Grundstückszufahrt erreichbar sind, so Ulrich, fiele auch hierfür ein öffentlicher Parkplatz weg, um eine Zufahrt zu schaffen.
Für Nürnbergs obersten Stadtplaner sind die beiden Fälle exemplarisch und zeigen: Die Infrastruktur für den Ausbau der E-Mobilität wird sich nicht im öffentlichen Raum realisieren lassen. Die meisten Autos in der Stadt stehen nämlich nicht am Straßenrand oder in Parkbuchten, sondern auf privaten Flächen: vom Carport über Tiefgaragen bis hin zu Parkhäusern oder Großparkplätzen. Weil dort nicht nur die meisten Fahrzeuge parken, sondern diese statistisch gesehen auch am längsten stehen, liege die Lösung dort. Statt die Stadt flächendeckend mit öffentlichen Ladestationen zu versorgen, sei es sinnvoller, die nötige Infrastruktur an solchen Standorten zu schaffen.
Doch auch das geht nicht immer, wie sich am Beispiel aus Zerzabelshof zeigt: Der Anwohner dort hätte zwar auch einen Platz in einer Anlage mit 20 Garagen, den er ans Stromnetz anschließen könnte. Doch das kostet 5000 bis 8000 Euro – zusätzlich zu den rund 25.000 Euro für sein geplantes E-Mobil. Die Elektrifizierung seiner Garage scheitert aber wohl an der fehlenden Zustimmung aller 20 Miteigentümer. Grund: "Bei Gemeinschaftseigentum müssen alle Eigentümer zustimmen", erklärt Ulrike Kirchhoff, Vorstandsvorsitzende des Landesverbands Haus & Grund Bayern.
Selbst wenn der Mann also bereit wäre, alle Kosten für die Elektrifizierung allein zu tragen, muss das nichts heißen. Denn die Bauarbeiten stellen einen Eingriff in das Gemeinschaftseigentum dar. Stört sich auch nur ein Garageninhaber daran und verweigert die Zustimmung, sind ihm nach bestehender Rechtslage die Hände gebunden.
23 Kommentare
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Blau blueht der Enzian
Ich glaube nicht , daß die meisten Autos in der Stadt nicht am Straßenrand oder in Parkbuchten, sondern auf privaten Flächen stehen. Die Mehrzahl der Bürger lebt in verdichteten Wohngebieten, wo man mit Glück um 3 Ecken einen Parkplatz gefunden hat. Da ist ein Elektroauto unmöglich!
franz1
@Tanzkeks: nochmal zum Sicherheitsrisiko von Wasserstoff: Das mit Wasserstoffgas als Traggas befüllte Luftschiff Hindenburg ist nicht explodiert, sondern nur sehr schnell abgebrannt. Die Flammen haben sich nach oben ausgebreitet, nicht nach unten. Die meisten Menschen haben überlebt - sogar ohne Brandverletzungen.
franz1
@Tanzkeks: Ja, das Sicherheitsrisiko gegenüber Benzin ist marginal: Über die Hände wird Ihnen nix laufen. Verflüssigte Gase werden in zigtausend Tonnen jeden Tag von allen möglichen Unternehmen gebraucht und deswegen durch die Gegend gekarrt, umgeladen , ... . Vielleicht gibt's für Bewegungslegastheniker ja dann wieder den Tankwart. Und das Risiko einer Explosion ist bei Benzin - das schwerer ist als Luft und sich dessen Dämpfe deshalb am Boden oder in der untersten Etage der Tiefgarage sammeln exorbitant höher als bei Wasserstoff oder Erdgas, die leichter sind als Luft und deshalb nach oben entweichen können und dies auch tun. Ein explosionsfähiges Brennstoff-Luft-Gemisch kriegen Sie bei Wasserstoff praktisch nur im Labor hin. Bei einem grade frisch zum neubefüllen geöffneten Benzintank bzw. während des Tankvorgangs und 20°C Umgebungstemperatur haben Sie das jeden Tag millionenfach
R99
Privat aufladen geht auch nicht. Die Garagen sind voller Gerümpel, die Autos stehen alle auf der Straße. Wenn die Stadt keine Kabel legt, private Aktionen verhindert wird´s wohl nix mit dem Umweltschutz.
Die gleichen Politiker die uns weiß machen dass sie für den Umweltschutz sind sorgen dann in der Praxis dafür das gute Vorsätze nix werden.
Noggenfogger
1. Hmmm, Kabel über Gehweg zu führen ist nicht erlaubt? Wusste ich gar nicht. Hier in der Gegend lädt jemand sein Wohnmobil auf diese Weise monatelang durchgehend (und ich meine 24/7) auf... und es hat sich offenbar noch nie jemand beschwert oder ist drüber gestolpert.
2. Wenn zB eine (Hausanschluß-, o.ä.) Baustelle es erforderlich macht, werden Kabel ordentlich mit gut begeh- und befahrbaren und sichtbar gekennzeichneten Kabelschwellen quer über Gehwege verlegt, und gut ist. Warum kann/darf das nicht für die Nachtstunden, oder meinetwegen auch genauestens definierte Ladestunden tagsüber, hierbei prinzipiell auch so möglich sein?
3. Und zuletzt ein relativ ernsthaft gemeinter Vorschlag für E-Besitzer in Reihenhäusern: Besorgen Sie sich einen *guten* Speicherakku, so einen, wie man ihn für Solaranlagen benutzt - da gibt es inzwischen recht kompakte Dinger auf dem amerikanischen Markt! (auf dem deutschen weniger), und einen stabilen, ggf. treppengängigen, Rollwagen. Laden Sie den Speicherakku im Haus und rollen Sie ihn dann in die unelektifizierte Gemeinschaftsanlagen-Garage zum Auto... (nach dem Prinzip der "USB-Power-Bank" für Smartphones. Nur größer.)
( Und das könnte ja sogar eine Marktlücke sein. Hey, wer will's serienmäßig bauen? )