Undichte Delfinlagune: Längere Schließung droht

7.5.2015, 06:00 Uhr
Undichte Delfinlagune: Längere Schließung droht

© Foto: Michael Matejka

Herr Vogel, schlafen Sie noch ruhig, wenn Sie an die Delfinlagune denken?

Christian Vogel: Ich schlafe ruhig. Aber es wäre gelogen zu sagen, dass ich mir keine Gedanken mache. Der Tiergarten ist eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen dieser Stadt, er hat einen klaren Bildungsauftrag. Und er hat seit einiger Zeit ein Problem mit einem Beckenrand, über den Wasser abläuft.

Öffentlich gemacht hat das die Tierschutzorganisation Peta, die gerade wieder Strafanzeige gestellt hat.

Vogel: Die vielen Menschen, die den Tiergarten mögen, sind eher leise. Die wenigen aber, die das anders sehen, sind sehr laut. Wir nehmen die Vorwürfe trotzdem verdammt ernst und nicht auf die leichte Schulter. Es wurde ein Arbeitsstab gegründet, alles muss auf den Tisch. Ich will auf alle Fragen eine Antwort haben.

Der Tiergarten soll unter anderem gegen Umweltrecht verstoßen haben, weil in großen Mengen Salzwasser aus der Lagune austrat. Viele Bäume sollen abgestorben sein.

Vogel: Das muss geklärt werden. Wie viel Wasser ausgetreten ist, weiß man bis dato noch nicht. Aber Peta und Konsorten wollen mit dieser ganzen Anzeigerei in Wirklichkeit Politik machen gegen die Delfinhaltung. Da werden bundesweit viele Millionen Euro ausgegeben, nur um gegen den Nürnberger Tiergarten Stimmung zu machen.

Undichte Delfinlagune: Längere Schließung droht

© Foto: Distler

Die Stadt hat jetzt bei Gericht ein Beweissicherungsverfahren beantragt. Was will man damit erreichen?

Vogel: Wir wollen Klarheit, auch was die Haftung angeht. Gutachten haben festgestellt, dass es sich hier um einen klassischen Baumangel handelt. Wir sind permanent am Ausprobieren, auch zurzeit läuft ein Versuch mit einem Kompressionsband, in Zusammenarbeit mit dem damaligen Planer, der nach wie vor dafür zuständig ist.

Aber das Problem ist doch schon seit Mitte 2011 bekannt.

Vogel: So lange wird auch schon dran gearbeitet. Dichtigkeit und Salzgehalt werden ständig kontrolliert. Es waren schon Taucher vor Ort und der deutsche „Betonpapst“ hat die Wände genau untersucht. Wir haben keine Erkenntnisse, dass wir gegen Auflagen verstoßen. Es gibt lediglich die Vermutung, dass immer noch Salz austritt. Sie ist durch nichts zu belegen. Leider können wir auch das Gegenteil nicht belegen.

Laut Planungsbüro war ein dichtes Becken gar nicht der Bauauftrag. Das riecht nach Streit.

Vogel: Jeder hat gewusst, dass hier nicht Enten schwimmen werden, sondern Delfine. Die Dichtigkeit war selbstverständlich Auftrag. Niemand lässt ein Haus bauen, das kein Dach hat. Aber was hilft es uns, wenn wir einen Schuldigen haben, wir müssen zuerst die aktuellen Probleme lösen. Das geht nur gemeinsam mit dem Planer, nicht im Streit. Eventuell muss die Lagune kurz abgelassen werden.

Die Rede ist sogar von sechs bis neun Monaten. Dann würde die Hauptattraktion des Zoos ausfallen.

Vogel: Das sind Horrorszenarien. Ich glaube nicht, dass es so kommt. Aber ausschließen kann man nichts.

Für die Besucherzahlen wäre das verheerend. Die sind auch jetzt nicht berauschend, richtig?

Vogel: Eine Zeit ohne Lagune wäre natürlich ein Einnahmeverlust — und ein großer Imageschaden. Zu den Zahlen: 2014 hatten wir nach einer Flaute 2013 wieder deutlich über eine Million Besucher. Damit sind wir zufrieden. Die ersten drei Monate dieses Jahres hatten wir 30.000 Gäste weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein verregnetes Ostern merken wir eben sofort. Dass sich die generellen Erwartungen, die man mit der Lagune verband, nicht erfüllt haben, ist bekannt.

Wie schmerzhaft ist all das für den Etat des Zoos?

Vogel: Wir würden liebend gerne morgen einen Waldwipfelpfad bauen. Aber da geht im Moment nichts, weil das Geld fehlt. Darf ich das bitte einflechten: Der Tiergarten hat einen Bildungsauftrag, und Bildung ist Sache des Freistaats. Es wäre schön, wenn sich das Land beteiligen würde. In Sachsen geht das auch.

Laut Zoochef Dag Enke wurde unterschätzt, wie stark es spritzt, wenn die Delfine springen.

Vogel: Da will ich ihm nicht widersprechen. Es gibt leider weltweit keine Erfahrung mit Delfinlagunen. Wir haben die einzige und konnten uns deshalb bei niemandem etwas abschauen. Sicher ist: Wir wollen, dass unzählige Besucher weiter Freude an der Lagune haben.

Wie viel Geld haben die Reparaturversuche bislang gekostet?

Vogel: Im Etat des Tiergartens, der sich selbst finanzieren muss, schlägt das bis  heute mit mehreren Hunderttausend Euro zu Buche. Man hat ja nichts unversucht gelassen. Das wird wohl auch Gegenstand eines künftigen Rechtsstreits sein. Wir gehen davon aus, dass die Versicherung des Planungsbüros zahlen muss. Aber die Schuldfrage ist zunächst wirklich zweitrangig.

Ausgerechnet Peta hat zuletzt die Informationen über Probleme im Tiergarten lanciert. Wurde da etwas unter dem Deckel gehalten?

Vogel: Nein. Aber wir werden künftig jeden Schritt in dieser Sache öffentlich machen. Was Peta verbreitet, sind olle Kamellen, pure Stimmungsmache. Die sollten uns lieber ihr Geld für die Sanierung der Lagune geben, statt Kampagnen zu machen (lacht).

Und jetzt noch die wichtigste Frage: Wie geht es dem Delfinbaby?

Vogel: Dem geht es blendend. Gott sei Dank.

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