VAG-Fahrscheine werden ab 2018 erneut teurer
29.6.2017, 05:58 UhrBasis für die Preissteigerungen sind die Atzelsberger Beschlüsse - benannt nach einem Treffen auf Schloss Atzelsberg bei Erlangen -, nach denen die Fahrpreise seit 2003 jährlich erhöht werden, um den steigenden Kosten beim ÖPNV Rechnung zu tragen. Doch bei der Frage, wie zeitgemäß die Atzelsberger Berechnungsformel noch ist, schieden sich im Stadtrat die Geister.
"Atzelsberg hat seine Zukunft hinter sich", findet Achim Mletzko, Fraktionschef der Grünen. Den Bürgern sei die stetige Erhöhung nicht mehr zuzumuten. Das Berechnungsmodell sei nicht transparent genug, und die Steigerung von mehr als drei Prozent stehe in eklatantem Widerspruch zu der Steigerung bei den allgemeinen Lebenshaltungskosten, finden die Grünen. Sie forderten deshalb ein neues Finanzierungsmodell für den ÖPNV, zu dem Bund und Land einen deutlich höheren Beitrag liefern sollen.
Auch die Linke Liste wollte bei den jährlichen Preissteigerungen nicht mitmachen und plädierte erneut für ein Preissystem nach dem Vorbild der Stadt Wien, in der ein Jahresticket für 365 Euro verkauft wird. Ein entsprechendes Transparent enthüllten Befürworter, die auf der Tribüne saßen. Auch lehnte die Linke es ab, dass Inhaber eines Nürnberg-Passes künftig ebenfalls mehr zahlen sollen, doch die Mehrheit im Stadtrat sah das anders.
Erhöhung ist unumgänglich
Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) verteidigte das Atzelsberger Modell. Das sei das bestmögliche Ergebnis, um die Verluste der VAG nicht ins Unermessliche zu steigern. Wollte man daran etwas ändern, dann ginge das nur, wenn Bund oder Land den ÖPNV deutlich stärker bezuschussten als bisher. Maly: "Wir müssen frisches Geld ins System bringen. Nur dann gelingt es, aus dem Automatismus auszubrechen." Weil es die zusätzlichen Zuschüsse noch nicht gibt, hält eine Stadtratsmehrheit gegen die Stimmen von Grünen, Linker Liste, ÖDP und den Rechten an den jährlichen Preiserhöhungen fest.
SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm wies darauf hin, dass die erneute Erhöhung unumgänglich sei, weil das Minus bei der VAG nicht weiter steigen dürfe. Sonst "haben wir ein Problem im Stadthaushalt". Auch der Bündnisparter CSU war im Boot, wobei CSU-Stadtrat Marcus König anmahnte, dass man die Preisschraube nicht in die Unendlichkeit treiben dürfe und dass neue Wege bei Atzelsberg möglich sein sollten. Doch es mache keinen Sinn, bei "voller Fahrt die Handbremse zu ziehen", solange man keine Alternative habe.
Stadtkämmerer Harald Riedel (SPD) bezeichnete die Tarifreform insgesamt "als großen Erfolg", weil die Einnahmen bei der VAG dadurch gesteigert wurden, gleichzeitig aber auch ein attraktiveres Angebot geschaffen worden sei. Und das Preisniveau sei deutlich unter den entsprechenden Pkw-Kosten. Wer mit der VAG fahre, zahle im Schnitt 29 Cent pro Kilometer, mit einem Golf zahle man 40 bis 50 Cent, rechnete er vor. VAG-Vorstandsmitglied Tim Dahlmann-Resing wies auf die Zuwächse an Fahrgästen und Erlösen durch die Tarifreform hin. Die VAG habe ihr Ziel erreicht und 2016 4,3 Prozent mehr Fahrgäste gezählt als im Vorjahr. 2017 setze sich der Trend fort. Würde man die Tariferhöhung jetzt aussetzen, wäre der wirtschaftliche Erfolg innerhalb von zwei Jahren wieder verpufft.
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