VAG setzt auf E-Busse und erntet trotzdem Kritik
6.11.2017, 09:11 UhrBis 2030 soll die Hälfte der 174 Busse durch E-Busse ersetzt werden. Allerdings steht man noch ganz am Anfang: Die VAG hat bislang nur einen einzigen E-Bus bestellt. Und es gibt einige Hürden: Hiesige Hersteller können bislang nur teure Prototypen liefern. Die großen Unternehmen und Marktführer auf dem deutschen Stadtbusmarkt, MAN und EvoBus (Mercedes), haben die Markteinführung von E-Bussen erst für 2019 angekündigt. Laut VAG ist ein batteriebetriebener Bus aktuell noch mindestens doppelt so teuer wie ein Diesel-Bus. Außerdem will die VAG Busse, die vor nicht allzu langer Zeit angeschafft wurden, nicht einfach aussortieren, sondern deren natürliche Laufzeit abwarten - im Schnitt 14 Jahre.
Aktuell hat die VAG einen einzigen E-Bus bestellt, den sie ab 2018 im Dauereinsatz testen will. Schon die Bestellung dieses einen Fahrzeugs habe zu großen Diskussionen im VAG-Aufsichtsrat geführt, so Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD).
Ein einziger E-Bus, "das ist kein Meilenstein. Andere Städte sind da mutiger", kommentierte Thorsten Brehm, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und gleichzeitig Mitglied des VAG-Aufsichtsrats. Hamburg oder Köln zum Beispiel haben schon früher mit der Umrüstung ihrer Busflotte begonnen. Aber er sehe auch die finanziellen Rahmenbedingungen der VAG, fuhr Brehm fort und wies auf den Verlust der Verkehrsbetriebe in Höhe von 70 Millionen Euro im Jahr hin.
Umstellung dauert zu lange
Andreas Krieglstein, Vizechef der CSU-Stadtratsfraktion und ebenfalls VAG-Aufsichtsratsmitglied, geht die Umstellung trotzdem zu langsam. Bis 2030 nur 50 Prozent der Busflotte umzurüsten, "das ist mir zu wenig", sagte er. Die Stadt müsse sich klare Ziele setzen, was sie wolle, fuhr er fort und forderte eine "Gesamtstrategie". OB Maly erwiderte, dass er bei der Frage nach der Gesamtstrategie bei Krieglstein sei. Aber man müsse den Herstellern auch eine Chance geben zu liefern.
Achim Mletzko, Fraktionschef der Grünen und ebenfalls Mitglied des VAG-Aufsichtsrats, hält die "Strategie der VAG im Grundsatz für richtig", auch wenn die Grünen die Hoffnung hegen, dass es schneller geht. "Man sollte jetzt einen Bus testen und schauen, wie es funktioniert." Die Emissionsfreiheit sei ein hohes Gut, müsse aber funktionieren, fuhr Mletzko fort.
Blieben die Preise auf dem aktuellen Niveau, würden für den Kauf von 88 Bussen rund 60 Millionen Euro fällig werden - immerhin 30 Millionen mehr als beim Kauf von Diesel-Bussen. Mit der Serienreife der E–Busse, so die Erwartungen, werden die Preise aber deutlich sinken. Die VAG geht in ihrem Szenario davon aus, dass die Kosten für E-Busse ab dem Jahr 2025 "nur" noch bei rund 60 Prozent der heutigen Kosten liegen werden.
Infrastruktur fehlt
Mit dem Kauf allein ist es aber nicht getan. Dazu kommen Kosten für die Infrastruktur, weil die Bus-Batterien irgendwo aufgeladen werden müssen. Der VAG schwebt vor, die Busse auf dem Bus-Betriebshof in Schweinau an den Strom zu hängen. Die Investitionen für die entsprechende Lade-Infrastruktur und die Baukosten für die (brandsichere) Unterbringung der E-Busse beziffert die VAG alles in allem noch einmal auf rund 20 Millionen Euro. Weil die defizitären Verkehrsbetriebe diese Investitionen niemals alleine stemmen können, setzt sie auf Fördermittel von Bund, Land und EU.
Die VAG verfügt eigenen Angaben zufolge bereits jetzt über "eine der saubersten Busflotten in Deutschland". Aktuell sind 91 Busse mit Dieselmotor, 80 mit (Bio)Gasantrieb und zwei Hybridbusse in Nürnberg unterwegs. 90 Prozent der Busse entsprechen laut VAG der Euro-6-Norm oder Euro-5-Norm und dem sogenannten EEV-Standard. EEV (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle) ist laut Bundesumweltministerium der gegenwärtig anspruchsvollste europäische Abgasstandard für Busse und Lkw.
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