Was tun, wenn der Bäcker zu kleine Brötchen bäckt?
2.11.2018, 15:09 UhrDer Sommer war heiß und die Weizenernte fiel schlecht aus - da liegt der Verdacht nahe, dass der Bäcker am Mehl gespart hat. Oder? Diether L. möchte wissen, ob Semmeln ein bestimmtes Gewicht oder eine vorgeschriebene Größe haben müssen.
Verstimmte Kunden gab es schon im Mittelalter, das beweist die sogenannte Bäckertaufe. Dabei wurde der schuldig gesprochene Bäcker in einer käfigähnlichen Vorrichtung ins Wasser oder in Unrat getaucht, zusätzlich bewarf ihn das Publikum mit Steinen. Diese öffentliche Demütigung sollte weitere Bäcker davon abhalten, Waren mit zu geringem Gewicht oder von minderwertiger Qualität zu verkaufen. Dazu muss man wissen, dass die Bäcker damals ihre Teigstücke mit der Hand auswogen und teilten, bis die Erfindung der Teigteilmaschine exakte Größen ermöglichte.
Die Zeiten sind - gottlob! - zivilisierter geworden. Inzwischen werden die Gewichtsangaben von unverpacktem Brot und Brötchen von der deutschen Fertigpackungsverordnung geregelt, erklärt Markus Döllner, der Obermeister der Bäckerinnung Nürnberg. Alles, was über 250 Gramm wiegt, muss mit dem genauen Gewicht gekennzeichnet werden, also zum Beispiel 700 Gramm Roggenbrot oder ein Kilo Mischbrot.
"Alles unter 250 Gramm Gewicht gilt als Weizenkleingebäck", sagt Döllner, "dafür gibt es keinen Festpreis oder Kilopreis, das ist dann reine Ermessenssache des Bäckers." Bedeutet: Der Bäcker kann hier völlig frei bestimmen und kalkulieren, wie groß und wie schwer er Teilchen wie Plunder, Semmeln oder Brezeln formt. Selbstverständlich müssen dabei Leitsätze erfüllt sein wie etwa der, dass in Sesambrötchen auch Sesam verarbeitet sein muss oder in Quarkschnecken Quark. Verkauft wird das Kleingebäck nach Stückpreis und ohne Gewichtsangabe.
Daher spricht auch keine offizielle Stelle wie etwa die Bäckerinnung Hinweise oder Rügen an die Kollegen aus, wenn Kunden diese Backwerke als unzureichend empfinden, aus welchen Gründen auch immer. Zudem ist Gewicht nicht alles, findet Obermeister Markus Döllner. "Geringeres Volumen kann auch eine höhere Konzentration an gutem Geschmack sein." Er empfiehlt Unzufriedenen, die Brötchen einfach bei einer anderen Bäckerei zu kaufen.
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