wbg präsentierte Wettbewerbs-Sieger für neues Quartier in Hummelstein
26.5.2014, 07:59 UhrDie Bewohner des Viertels waren schriftlich informiert worden, dennoch war das Interesse gering. Am Samstagvormittag erschienen nur rund dreißig interessierte Bürger aus der Südstadt zur Dialogveranstaltung der wbg im Südpunkt. Besprochen wurde keine Kleinigkeit, sondern die komplette Umgestaltung des Areals zwischen Pillenreuther Straße, Galvanistraße, Schillingstraße und Sperberstraße.
Es geht um einen Gebäudekomplex, der um 1920 errichtet wurde und laut wbg in entsprechend schlechtem Zustand ist. Die Fassaden seien marode, die Wohnungen entsprächen nicht den heutigen Anforderungen. Und so entschied sich die wbg, im Rahmen des Projekts Europan 12, Architekturbüros aus ganz Europa Entwürfe für eine Neugestaltung einreichen zu lassen. Eines haben alle 37 Bewerber gemeinsam: Eine Sanierung kommt für die Architekten nicht infrage, am Abriss der 14 Häuser führt kein Weg vorbei.
Es geht natürlich nicht nur um Architektur, sondern auch um die Schicksale, die mit dem Abriss und Neubau des Areals verbunden sind. Unmittelbar betroffen sind davon rund 150 Bewohner in 71 Wohneinheiten, denen ein Umzug nicht erspart bleiben wird. Ihnen sicherte wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira zu Beginn der Veranstaltung zu, dass für sie neuer Wohnraum in Nürnberg gefunden werde, auch die Umzugskosten will das Immobilienunternehmen übernehmen. Bis 2016 sollen alle Wohnungen geräumt und die Bewohner umgesiedelt werden.
Im Anschluss präsentierten sich die vier Finalisten, die sich um den Zuschlag für den Neubau streiten. In die engere Wahl schafften es Büros aus Hamburg, Berlin, Barcelona und Athen. Bei den teils futuristisch anmutenden Modellen geht es um neue Ideen, um Themen wie Barrierefreiheit und Inklusion. Architekt Mehdi Moshfeghi aus Hamburg spricht von einem „Schritt in die Zukunft“.
Es liegt auf der Hand, dass das Wohnen in den ambitionierten Projekten mit den aktuellen Mieten des Wohnblocks, die bei rund drei Euro pro Quadratmeter liegen, nicht bezahlbar sein wird. Den wenigen anwesenden Südstädtern kommen die Präsentationen vermutlich vor wie die Werbung für einen unbezahlbaren Sportwagen. „Mir ist das eigentlich so was von egal, weil wir kommen ja nicht mehr da hin“, kommentiert ein Bewohner einen Vortrag und verlässt den Saal.
„Abriss eine gute Idee“
Mehr Hoffnung hat Gökmen Amet. Der 28-Jährige wohnt schon sein ganzes Leben in dem Gebäudekomplex und er hat sich fest vorgenommen, nach der Fertigstellung des Neubaus zurückzuziehen. „Die Projekte schauen echt gut aus. Die Häuser sind ja ziemlich alt, deswegen finde ich es eine gute Idee, dass sie abgerissen werden. Ich will auf jeden Fall wieder hier wohnen, aber ich vermute, dass die Miete auf das Doppelte hochgeht. Dann muss ich halt viel sparen.“
Dass gerade günstiger Wohnraum Mangelware ist in der Noris, weiß man natürlich auch bei der wbg. Zwar wird es, je nach Projekt, zwischen 90 und 150 neue Wohneinheiten geben, also grundsätzlich mehr Wohnungen als bislang. Doch klar ist auch: Die Zielgruppe für den Neubau sind nicht die bisherigen Bewohner des Häuserblocks. „Hauptanliegen der heutigen Veranstaltung war, den Bewohnern zu erläutern, warum wir zu der Entscheidung für den Neubau gekommen sind, und deswegen haben wir ganz bewusst auch die Architekten zu Wort kommen lassen“, sagt Schekira. Den Bewohnern könne man seitens der wbg unter anderem Wohnungen in Gibitzenhof oder der Allersberger Straße anbieten. Zumindest ein Drittel der neu entstehenden Wohneinheiten soll aber aus gefördertem Wohnraum bestehen. Schekira spricht vom „Erhalt der sozialen Durchmischung im Quartier“. Hoffnungsfroh äußert sich auch SPD-Stadträtin Ilka Soldner: „Es werden ja in der Summe mehr Wohnungen gebaut, so dass es einen angemessenen Anteil an günstigen Wohnungen geben soll.“
Die Entscheidung, welches der Architekturbüros den Zuschlag erhält, ist für diesen Sommer geplant. Bei der Vorstellung des Projekts rechnet die wbg dann auch mit mehr Resonanz.
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