Wenn es am Arbeitsplatz knistert und funkt
18.10.2012, 12:00 Uhr
man lernt den anderen langsam, aber intensiv kennen und sieht sich jeden Tag. „Auch bei uns im Konzern haben Paare über die Arbeit zusammengefunden. Schon immer“, bestätigt Elisabeth Seitzinger. Sprecherin der Städtischen Werke Nürnberg. Und Claudia Sigl, Leiterin der Personalbetreuung bei der Sparkasse Nürnberg, erzählt: „Bei einer Mitarbeiterzahl von rund 2200 bleiben Beziehungen nicht aus. Eine Vielzahl von den hier begonnenen Partnerschaften mündete bei uns in ,Sparkassen-Ehen‘, aus denen nicht wenige Kinder hervorgingen. Und von diesen Kindern haben manche auch schon wieder eine Ausbildung bei der Sparkasse Nürnberg begonnen.“
Regeln für den Büroflirt
Aber jede am Arbeitsplatz begonnene Beziehung endet nicht gleich vorm Traualtar. Wer sich auf eine Kollegin oder einen Kollegen — vielleicht gar auf den Chef — einlässt, muss sich darüber im Klaren sein, dass es von Getratsche bis hin zu Gerüchten alles geben kann. Einen Büroflirt oder eine Beziehung im Job auf Dauer geheim zu halten, ist sehr schwierig und gelingt nur wenigen — viel Disziplin und ein Pokerface auf beiden Seiten sind nötig.
Zudem sollte man auf jeden Fall ein paar Regeln beachten. Experten raten: „Vermeiden Sie Intimitäten wie Küssen, Kosenamen oder Umarmungen. Verbringen Sie die Mittagspause auch mit anderen Kollegen. Zudem sollten Sie während der Arbeitszeit auf privaten Austausch weitgehend verzichten.“ Wer sich auf eine Romanze am Arbeitsplatz einlässt, sollte sich ohnehin bereits zu Beginn fragen, ob er emotionale und berufliche Bedürfnisse trennen kann. In einer solchen Beziehung können Verliebte ihre Leidenschaften nicht wie sonst ungehindert ausleben, sondern müssen sich diszipliniert verhalten.
Hat es privat dagegen einmal heftig geknallt, sollte sich das Paar dann lieber ein paar Tage Urlaub nehmen — um Abstand zu gewinnen, statt ihren Rosenkrieg von Schreibtisch zu Schreibtisch auszutragen. „Wir legen großen Wert darauf, dass sich unsere Beschäftigten am Arbeitsplatz professionell verhalten. Deshalb appellieren wir an die Vernunft unserer Mitarbeiter, Privates und Berufliches stets zu trennen“, sagt Michael Raum, Chef der Nürnberger Sellbytel Group. „Solange sich Paare wie normale Kollegen verhalten und das Arbeitsklima nicht darunter leidet, sehen wir keinen Grund uns einzumischen.“
Versetzung kann sinnvoll sein
Unter Umständen kann auch eine Trennung am Arbeitsplatz gut geeignet sein. „In Absprache mit den betroffenen Mitarbeitern wurde in der Regel eine interne Versetzung von einem der Partner vorgenommen, da eine Zusammenarbeit in einer Abteilung oder Geschäftsstelle weder für das Paar noch für die anderen Kollegen förderlich ist“, sagt Sparkassen-Personalbetreuerin Sigl. Und sie erzählt: „In der Vergangenheit gab es in den Einzelfällen, in denen die Partnerschaft im direkten Umfeld begonnen hat, keine nennenswerten Probleme.“
Arbeitsrechtlich ist die Liebe im Job zwar nicht verboten, doch der Arbeitgeber kann seine Beschäftigten durchaus abmahnen, wenn der Eindruck entsteht, die Leistung werde durch die Liebe beeinträchtigt.
Die größten Schwierigkeiten drohen Büropaaren, die sich zwischen Kopierer und Kaffeeautomat das erste Mal schöne Augen gemacht haben, wenn ihr Liebesglück zu Ende geht. Denn hält die Beziehung nicht für immer, sondern zerbricht irgendwann, kann es womöglich kompliziert werden — schließlich können sich die einstigen Verliebten nicht einfach so aus dem Weg gehen. Dann wird der Arbeitsalltag unter Umständen zum Spießrutenlauf und jede Begegnung reißt die (Trennungs-)Wunden erneut auf.
Aber daran werden Frischverliebte anfangs sicher nicht denken...
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