WLAN für alle? Initiative arbeitet an Freifunk für Nürnberg

9.6.2015, 14:14 Uhr
WLAN für alle? Initiative arbeitet an Freifunk für Nürnberg

© Foto: Uwe Niklas

Herr Mühlenbrock, Freifunk und Amateurfunk, das sind offenbar zwei Paar Stiefel?

Peter Mühlenbrock: Bei Freifunk geht es um ein eigenständiges Netz, das auch den drahtlosen Internetzugang ermöglicht. Bundesweit streben Freifunker ein demokratisches, offenes, unzensiertes Netz an. Es ist kostenlos, auch wer sich daheim keinen DSL-Anschluss leisten kann, soll mit seinem Handy oder Laptop am Internet teilhaben können. 13.000 Router in Deutschland sind bereits mit der selbst entwickelten Software ausgestattet und können angesteuert werden. In Berlin und Hamburg sind schon ganze Stadtteile vernetzt.

Normalerweise geht das nur mit einem Passwort.

Mühlenbrock: Wer am Display franken.freifunk.net angezeigt bekommt, kann sich verbinden. Es braucht kein Passwort und niemand muss sich durch komplexe Geschäftsbedingungen klicken, bevor es losgeht. Der Datenverkehr läuft notgedrungen über einen Server im Ausland, um die sogenannte Störerhaftung zu umgehen und unsere Knotenbetreiber vor Abmahnungen zu schützen.

Wenn also jemand per Freifunk nach Kinderpornos sucht, kann er das ungehindert tun?

WLAN für alle? Initiative arbeitet an Freifunk für Nürnberg

© Foto: privat

Mühlenbrock: Ja, das könnte man. Aber das ist bei der Telekom nicht anders. Nur in Deutschland ist der Provider quasi verantwortlich dafür, was seine Nutzer treiben. Ein Unding. Deshalb gibt es bislang so wenig freie Netze. Wir sagen: Bürger müssen ja auch nicht unterschreiben, dass sie nicht zu einem Banküberfall fahren, bevor sie das U-Bahnnetz nutzen.

Wie stark ist Nürnberg vernetzt?

Mühlenbrock: Es gibt einzelne Nester. Auf Quelle in der Weststadt zum Beispiel, aber auch im Künstlerhaus K4 oder im Nachbarschaftshaus Gostenhof gibt es bereits Freifunkknoten. Im Großraum Nürnberg sind weit über 450 Knoten registriert. Wo die liegen, kann man auf unserer Internetseite erfahren.

Das ist gar nicht weit weg vom Gratis-WLAN des Heimatministeriums oder dem der Stadtreklame in der Königstorpassage. Beide arbeiten mit kommerziellen Anbietern zusammen. Wie sehen Sie das?

Mühlenbrock: Das ärgert uns, denn wir fänden es toll, wenn gerade Kommunen wie Nürnberg freie Netze nutzen würden. In Ansbach oder Rothenburg ist man da schon weiter.

Wie steht es denn um die Sicherheit freier Netze? Kann da jemand mitlauschen?

Mühlenbrock: Es genügt völlig, sich über eine sichere Verbindung einzuwählen. Mit dem Kürzel https statt http vorneweg ist das zum Beispiel garantiert. Das sollte generell Standard sein.

Wer steckt eigentlich hinter Freifunk Franken?

Mühlenbrock: Wir sind ein informeller Haufen, der sich gelegentlich trifft. Das Alter ist gemischt, leider sind sehr wenig Frauen dabei. Aber das ist für so eine Technik-Community typisch. Demnächst werden wir einen Verein gründen, damit wir Nutzungsverträge für Standorte abschließen können und den Providerstatus bekommen. Dann müssen wir die Server fürs Internet  auch nicht mehr im Ausland betreiben.

https://netmon.freifunk-franken.de/map.php

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