Zu viele Drogentote in Nürnberg: Bereits zwölf Opfer 2015

2.9.2015, 06:00 Uhr
Der Geschäftsführer der Drogenhilfe Mudra sieht in Nürnberg eine dramatische Lage - und fordert verschiedene Maßnahmen, um Drogenabhängigen zu helfen. (Symbolbild)

© Colourbox.de Der Geschäftsführer der Drogenhilfe Mudra sieht in Nürnberg eine dramatische Lage - und fordert verschiedene Maßnahmen, um Drogenabhängigen zu helfen. (Symbolbild)

„In den letzten beiden Jahren lag Nürnberg an der bundesdeutschen Spitze der Drogentoten, wenn man die Belastungszahl (BLZ) Drogentote pro 100.000 Einwohner zugrunde legt“, erklärt Bertram Wehner, Geschäftsführer der Drogenhilfe Mudra. 2013 waren es 30 Tote, das sei eine BLZ 6. Im vergangenen Jahr wurden offiziell 27 Drogentote gezählt (BLZ 5,4). Das seien Werte weit vor allen anderen bundesdeutschen Städten. Er nennt beispielsweise Hamburg (3,0) oder Berlin (3,7). Bis zum 31. August dieses Jahres gab es bereits zwölf amtlich registrierte Drogentote in Nürnberg.

Der Sozialpädagoge schildert die dramatische Lage in einem Brief an die Spitzenvertreter der Stadt Nürnberg und des Bezirks Mittelfranken. Er richtet seine Mahnung und seinen Appell, endlich etwas zu unternehmen, aber auch an die Ärzte in der Region sowie deren Standesvertretungen.

Im Großraum Nürnberg lebten schätzungsweise 2000 bis 2500 Drogenabhängige von Opiaten und ähnlichen, eine starke Abhängigkeit erzeugenden Substanzen. Ein Großteil sei der Privatszene zuzuordnen. 400 bis 500 Abhängige zählen nach Einschätzung des Sozialpädagogen in Nürnberg zur offenen Szene, auch als Straßenszene bezeichnet. Sie seien sozial nicht integriert, vielfach ohne eigene Wohnung und ohne Berufstätigkeit, Alg-II-Empfänger, in aller Regel einschlägig vorbestraft und gesundheitlich in einem „desolatem Zustand“.

Sie trügen ein hohes Risiko zu sterben. An einer Überdosis oder an Folgeerkrankungen wie Hepatitis C oder Aids. Aus dieser Szene stamme, so Wehner, auch der zwölfte Drogentote, ein 27-jähriger Mann.

Die Mudra fordert Drogenkonsumräume, ausreichend Entzugsplätze, Diamorphin(Heroin-)gestützte Behandlungsmöglichkeiten und ausreichend Substitutions-Behandlungsplätze. Laut Wehner gebe es davon etwa 600 im Großraum Nürnberg. „Nach vorsichtigen Schätzungen fehlen aber 1000 in Mittelfranken.“ Hier sieht er auch die Stadt Nürnberg und den Bezirk in der Pflicht. In Erlangen, klagt er, gebe es keinen einzigen Platz.

An die Ärzte appelliert der Geschäftsführer, sich der Behandlung von Drogenabhängigen zu öffnen. Bertram Wehner: „Zur Verbesserung der Versorgungssituation brauchen wir noch 2015 einen runden Tisch.“ Daran sollten alle Beteiligten – von der Politik über die Ärzte bis zu Stadt und Bezirk – Platz nehmen.

 

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