Zwei Tote in Nürnberg: Polizei geht auf Prostituierte zu

7.6.2017, 21:35 Uhr
Rund 240 "bordellartige Betriebe" gibt es laut Polizei in Nürnberg.

© dpa Rund 240 "bordellartige Betriebe" gibt es laut Polizei in Nürnberg.

Kommt es bald zu einem dritten Gewaltverbrechen an einer Prostituierten in Nürnberg? Um das zu verhindern, arbeitet die Kripo Nürnberg unter Hochdruck. Die Polizei hat jetzt beide Fälle zusammengeführt: Die 20-köpfige Ermittlungskommission "Himmel", die bisher alleine die erste Tat am 24. Mai in der Regensburger Straße bearbeitete, wurde in die Sonderkommission "Himmel" umgewandelt. Die Soko wurde dafür um weitere zehn Beamte aufgestockt.

Die Polizei geht von einem Zusammenhang beider Taten aus. Warum? Die Art, wie die toten Frauen in ihren Modellwohnungen aufgefunden wurden, glich sich in beiden Fällen. Auch die Todesursache ist identisch: Es war "Gewalteinwirkung gegen den Hals", wie die Polizei formuliert. Jetzt steht auch die Identität der toten Frau aus der Höfener Straße fest: Es handelt sich um eine 44-jährige chinesische Staatsbürgerin. "Sie ist vermutlich erst wenige Tage in Nürnberg gewesen, um in der Tatort-Wohnung als Prostituierte zu arbeiten", erklärt Polizeisprecher Michael Petzold.


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Polizei will Prostituierte sensibilisieren

Am Pfingstmontag fand ein Zeuge, der einen Schlüssel für das Apartment besitzt, die Chinesin tot auf und alarmierte die Polizei. Das erste von beiden Gewaltverbrechen ereignete sich in der Nacht zum 24. Mai 2017 in der Regensburger Straße. Die Feuerwehr wurde nachts alarmiert, weil es aus dem Apartment, an dessen Klingelschild "Himmel" steht (Name der aktuellen Soko), qualmte. Die Einsatzkräfte brachen die Türe auf und stießen auf die Leiche einer 22-jährigen Rumänin, die hier ihre Liebesdienste angeboten hatte. "In beiden Fällen ergaben sich bislang keine Hinweise, die auf einen Tatverdächtigen schließen lassen", so Petzold.

Die "Modellwohnungen"seien der Polizei in der Regel bekannt. In Nürnberg gebe es davon rund 180. Insgesamt gebe es in der Frankenmetropole rund 240 "bordellartige Betriebe". Neben den Modellwohnungen gehören dazu Laufhäuser und Bordelle. Durchschnittlich halten sich nach Polizeiangaben in Nürnberg etwa 600 Prostituierte auf - im gesamten Jahr bis zu 1300. Das letzte tödliche Verbrechen an einer Prostituierten in Nürnberg gab es im Jahr 2003. Die Ermittlungen gestalteten sich oft schwieriger als in anderen Fällen, weil die Aussagebereitschaft im Rotlichtmilieu "nicht die beste" sei, sagte der Sprecher. Hinzu komme der ständige Wechsel der Prostituierten in der Stadt und dass sich alles in der Anonymität abspiele. In der Regel gebe es zudem keine Vorbeziehung zwischen den Frauen und ihren Freiern.

Die Polizei Nürnberg plant, vor allem die Frauen in der Modellprostitution noch stärker zu sensibilisieren. "Wir wollen auf die Mieterinnen zugehen. Wir wissen ja nicht, ob sie alle diese Vorfälle mitbekommen", sagt der Pressesprecher.

Vorgesehen ist außerdem, im Rotlichtmilieu Flyer in mehreren Sprachen zu diesem Thema zu verteilen. Die Polizei sucht mit Blick auf beide Gewaltverbrechen weiterhin Zeugen, die Hinweise geben können. Rufnummer des Kriminaldauerdienstes: (0911) 21 12-33 33.


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