Arbeit in luftiger Höhe am Betzensteiner Kirchturm
29.04.2016, 18:00 UhrFeuchtigkeit ist in den vergangenen Jahren durch das Schindeldach eingedrungen, viele der alten Balken sind morsch – immerhin ist die Kirche mehr als 260 Jahre alt. Die Feuchtigkeit hat sich vor allem in einem Zwischenboden unterhalb des Glockenstuhls hartnäckig gehalten. Er war mit Bauschutt aufgefüllt, der sich mit Wasser vollgesogen hat.
Die Feuchtigkeit kroch nach unten, zum Zwischenboden oberhalb des Chorraums. Auch dort ist teilweise angefaultes Holz entdeckt worden. Auch hier muss also Hand angelegt werden, damit das Chorgewölbe keinen Schaden nimmt: „Eine vorbeugende Maßnahme“, wie Werner Schmidt vom Pfarrgemeindevorstand erklärt.
Das Schindeldach und die Dachschalung werden komplett erneuert und das Turmkreuz wird saniert. Morsche Balken müssen ausgetauscht werden. Dazu müssen die Glocken für eine Zeit lang abmontiert werden. „Die Glocken sind in Ordnung“, sagt Pfarrer Ulrich Böhm, der hofft, dass die Sanierung bis 18.September abgeschlossen ist. Dann feiert die Gemeinde Pfarrfest: Das möchte sie unter einem sanierten Turm und mit läutenden Glocken.
Vielleicht hat man bis dahin auch die fehlenden 70 000 Euro zusammen. Zwar sind unter anderem die evangelische Landeskirche, die Denkmalpflege, Oberfrankenstiftung, Dekanat und Stadt Betzenstein Zuschussgeber für die Sanierung und stemmen den Großteil der Kosten, aber die Gemeinde muss die Finanzierungslücke mit Spendengeldern schließen.
Vielleicht, hoffen Böhm, Schmidt und Fietta, dass noch mehr zusammenkommt als für die Sanierung notwendig ist. Dann könnte man eine vierte Glocke einbauen. Dann wäre das Geläut harmonischer. Das habe auch ein entsprechender Sachverständiger festgestellt, so Fietta, und die Empfehlung ausgesprochen, das Glockentrio um eine Glocke zu erweitern. „Aber“, betont Böhm: „Unser vorrangiges Ziel ist die Dachsanierung.“ Eine weitere Glocke könne man danach einhängen.
Nur eine Woche lang müssen Gottesdienste ausweichen, weil man die Bauzeit dazu nutzt, dem Holzwurm im Kirchenschiff mittels Gas den Garaus zu machen. Fietta nutzt die Bauzeit auf seine Weise: In vielen Balken des Dachstuhls befinden sich alte Signaturen, die er dokumentiert. Eine hatte er bis dato noch nicht entdeckt: Eine von 1863, als sein Urgroßvater Andreas Fietta einen von Blitzschlag ausgelösten Brand im Kirchturm löschte und dafür von der königlichen Regierung belobigt wurde. „Das muss der Iron-Man von damals gewesen sein“, scherzt Fietta: Immerhin musste der Maurergeselle mit dem Eimer Wasser vom Tiefen Brunnen holen und damit auf den Turm steigen. Mehrmals.
Fietta bietet Kirchenführungen an, deren Erlös der Sanierung zugutekommen – Telefon (0 92 44) 9 23 19.
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