Bahnhof Behringersmühle soll Besuchermagnet werden

9.10.2017, 06:55 Uhr
Bahnhof Behringersmühle soll Besuchermagnet werden

© Thomas Weichert

Rund 30 000 Fahrgäste bringt die Dampfbahn Fränkische Schweiz jährlich von Ebermannstadt zum Bahnhof in Behringersmühle. Steigen die Besucher am Endpunkt der "Dampfbahnstrecke" aus, finden sie dort ein geradezu beklagenswertes Areal vor. So erging es nun auch Mitgliedern der Leader-Aktionsgruppe (LAG) vom Verein Kulturerlebnis Fränkische Schweiz unter der Leitung von Forchheims Leader-Manager Anton Eckert und Landrat Hermann Ulm.

Für Eckert steckt enormes touristisches Potenzial im Bahnhof Behringersmühle, das es in Zukunft zu nutzen gelte, um die Besucherzahlen deutlich zu erhöhen. Dazu wurde schon ein "Entwicklungskonzept Bahnhofsareal Behringersmühle" beim Münchberger Architekturbüro Dietrich Scheler in Auftrag gegeben, das Eckert nun zusammen mit Gößweinsteins Bürgermeister Hanngörg Zimmermann bei einem Ortstermin vorstellte. Außerdem wurde bereits ein Verkehrswertgutachten beauftragt, um die Gebäude und das gesamte Areal zu bewerten.

Finanzierung noch offen

Für Eckert ist das große Thema der vorliegenden Machbarkeitsstudie nun die Finanzierung und die Frage, wer Träger der angedachten Projekte in sieben bis acht Tranchen wird. Zunächst muss jedoch das Bahnhofsgebäude selbst noch erworben werden. Dazu stehen die Chancen ganz gut, denn der Besitzer aus Potsdam ist verstorben und dessen Erbengemeinschaft will verkaufen.

Das schräg gegenüberliegende ehemalige BayWa-Lagerhaus gehört schon dem "Dampfbahnverein". Fest steht, dass der Bahnhof Behringersmühle zu einem neuen Tourismuszentrum der Fränkischen Schweiz werden soll, in dem nicht nur die Fahrgäste der Museumsbahn ankommen, sondern auch alle anderen Gäste der Urlaubsregion: Wanderer, Rad- und Kanufahrer, Individual- und Busreisende sollen dort nicht nur eine Bewirtung vorfinden, sondern ein Erlebnis.

Mit Infozentrum und Café

Im Bahnhofsgebäude selbst soll dazu ein Café in zwei Gasträumen entstehen, die Platz für zirka 70 Gäste bieten und idealerweise von einem Behringersmühler Gastronom bewirtschaftet werden. Hinzu kommen weitere 40 Sitzplätze im überdachten Bereich der ehemaligen Wartehalle und "Biergartenplätze" im Freien, Personalräume, ein WC und ein Spielplatz für Kleinkinder.

Ulrich Bahr von der DFS gerät geradezu ins Schwärmen über das 1930 erbaute Bahnhofsgebäude, das sich noch im Ursprungszustand befinde und obendrein die letzte Station sei, die die Reichsbahn auf einer Nebenstrecke gebaut habe. Für Bahr ist es damit "ein prägendes Element der Kulturlandschaft" und ein zeitgeschichtlicher Platz, der die idyllische Atmosphäre geradezu atmen lasse. Zentraler Anlaufpunkt soll nach den Plänen ein neues Info-Zentrum im Herzen der Fränkischen Schweiz im Erdgeschoss der ehemaligen BayWa-Lagerhalle werden — mit barrierefreiem Zugang, großzügigem Foyer und mit zirka 67 Quadratmetern Nutzfläche für das Info-Zentrum selbst, das ganzjährig besetzt sein soll.

Dieses Zentrum würde auch gut in das derzeit in Entwicklung befindliche neue Tourismuskonzept der Fränkischen Schweiz passen. Links neben dem Foyer soll ein etwa 100 Quadratmeter großer Multifunktionsraum Platz für Seminare, Ausstellungen und Empfänge bieten. Ein Trennwandsystem soll Flexibilität für die verschiedenen Veranstaltungen schaffen. Darüber, im 182 Quadratmeter großen Untergeschoss, soll eine Ausstellungsfläche entstehen. Angedacht ist eine virtuelle Show zum Thema Wasser und Fischerei im Naturpark. Der Besucher soll hier in die "Welt der Fische eintauchen".

Gerste war bei Brauereien begehrt

Im 170 Quadratmeter großen Dachgeschoss ist eine Darstellung der ehemaligen Nutzung des Lagerhauses vorgesehen. Schwerpunkte sollen die Geschichte, Aufgaben und Entwicklung der BayWa und der Weg des Getreides vom Anbau über die Reinigung und Lagerhaltung bis hin zu den Abnehmern, wie Mühlen und Brauereien, bilden. Vor allem die Gerste aus Behringersmühle war bei den Brauereien begehrt. Vorstellbar sei auch der Aufbau einer Modelleisenbahn, umgeben von der Landschaft der Fränkischen Schweiz. Das Ganze solle aber kein Museum, sondern familienfreundlich genutzt werden, betont Eckert.

Klar sei, dass ein neuer Tourismusschwerpunkt in Behringersmühle nur dann entstehen könne, wenn mehrere Gemeinden interkommunal zusammenarbeiteten. Dazu brauche es die Einbindung des gesamten Bahnhofsareals. In den bereits vorhandenen Werkstattbauten neben der Lagerhalle soll der Kanuverleih der Firma "Leinen-Los" ebenso erhalten bleiben wie die Motorenwerkstatt der DFS. Allerdings soll auch dies werbewirksamer gestaltet werden. Denkbar seien etwa Führungen und Workshops in einer "gläsernen Werkstatt".

"Genuss-Halle" für Regionales

Zwischen Werkstatt und ehemaliger Lagerhalle soll eine "Genuss-Halle", ein Umschlagplatz für Regionalprodukte von Direktvermarktern und kleineren Brauereien der "Genussregion Oberfranken" entstehen. Die Außenanlagen sollen verkehrsberuhigt als unversiegelte Fläche mit Parkplätzen für Busse und Pkw gestaltet werden. Um die Wanderer und Radfahrer vom Radweg auf der gegenüberliegenden Flussseite abzuholen, ist ein neuer Steg über die Wiesent nötig, der am WC-Häuschen in den Bahnhofsbereich einmünden soll.

Und wenn möglich, soll von dort dann eine Seilbahn hoch nach Gößweinstein gehen. Die sei aber Sache des Bürgermeisters, wie Eckert betont, für den die Neugestaltung des Bahnhofsareals das "fetteste Brett" im gesamten Leader-Programm des Landkreises Forchheim ist. Gut sei jedenfalls, dass das Gelände nun unter Denkmalschutz steht. Ein weitere wichtige Geldquelle sei damit erschlossen. Gefördert werden könnte das Ganze auch über das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) oder durch das "Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept" (Isek) von Gößweinstein.

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