Boeheim-Brauerei auf Expansionskurs in Fürth
27.6.2017, 23:43 UhrDer Fokus liegt auf Bier. Claus Weiß steht vor dem alten Jugendstilsudhaus an der Schwabacher Straße in Fürth und beschreibt mit diesem einen Satz gleichermaßen Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes aus dem Jahre 1911. Zunächst braute hier Humbser, später Patrizier, dann Tucher, zuletzt stand es leer. Jetzt hat diese "Perle Fürths", wie Oberbürgermeister Thomas Jung das Sudhaus gerne nennt, wieder eine Zukunft. Verantwortlich dafür sind Claus Weiß, sein Bruder Ralph und ihr Kumpel Fabian Faßmann.
Die drei jungen Männer haben vor nicht allzu langer Zeit die Brauerei Boeheim in Pegnitz mit einem klaren Vorsatz übernommen: Sie wollen nicht darauf warten, dass die Menschen nach Oberfranken kommen, um ihr Bier zu trinken. Stattdessen bringen sie es in den Ballungsraum Nürnberg-Fürth, wo zwei von ihnen inzwischen wohnen.
Kooperation mit Brauern
Boeheim, das auf die 1923 entstandene Brauerei-Vereinigung Pegnitz zurückgeht, sei weder eine übliche fränkische Brauerei noch eine neue Craftbeer-Marke. 15 Zapfhähne wird es im Sudhaus geben. Aus vier davon sprudeln die Boeheim-Sorten Hell, Pils, IPA und Spezial. Weitere sechs werden dauerhaft für regionale Brauereien reserviert: Im Gespräch sind Schanzenbräu und NBG aus Nürnberg, Mahrs aus Bamberg, Riedenburger sowie das Fürthern bekannte Grüner von Tucher. Fünf Zapfhähne werden mit immer wieder wechselnden anderen regionalen, aber auch internationalen Bieren bestückt. Dazu kommen Flaschenbiere.
"Uns zu öffnen, mit anderen Brauern zusammenzuarbeiten, das ist für uns der Schlüssel", sagt Ralph Weiß. Sein Bruder Claus spricht von einem Leuchtturmprojekt für die Region, das er mit den Gasthäusern "Altes Mädchen" in Hamburg oder dem "Liebesbier" in Bayreuth vergleicht.
Die Gastronomieräume teilt das Betreiber-Trio in drei Bereiche auf. Der Biergarten mit 80 Plätzen soll fränkisches Lebensgefühl verströmen. Im Taphouse – Tap steht für Zapfhahn – dreht sich alles nur um Bier. Zwei der riesigen kupfernen Sudkessel dort werden angehoben beziehungsweise aufgeschnitten: Unter einem entsteht eine Bar, im anderen werden Gäste sitzen. Kein Wunder, dass Claus Weiß das Wort "Erlebnisgastronomie" in den Mund nimmt.
Auch Café geplant
Dazu kommt das Restaurant samt Terrasse. Was aufgetischt wird, haben die Betreiber noch nicht entschieden. "Ein bisschen was Fränkisches", sagen sie. "Und dazu noch was Feines, um es aufzuwerten." Barbecue wie in der Boeheim-Bierhalle mit Pulled Pork und Co. schließen sie für Fürth hingegen aus.
Während das Sudhaus zunächst voraussichtlich erst an den Abenden aufsperren wird, ist im kleinen Pförtnerhäuschen an der Fichtenstraße – in Zusammenarbeit mit der Rösterei Fortezza – ein Café mit Tagesbetrieb geplant.
Dass mit dem Grüner Brauhaus der Fürther Comödie bereits ein brummender Gastronomiebetrieb in Laufweite liegt, schreckt die Macher im Sudhaus nicht: "Wir haben ein komplett anderes Konzept", sagt Claus Weiß selbstbewusst und verweist auf die enorme Biervielfalt seines Hauses. Außerdem werde es bei ihnen "urbaner" zugehen im Vergleich zum eher "traditionellen" Grüner Brauhaus.
Etwas "Spektakuläres"
Es sei nicht einfach, im Schatten des Grüner Brauhauses eine funktionierende Gastronomie zu betreiben, sagt mit Tucher-Chef Fred Höfler indes einer, der es wissen muss. Dem neuen Boeheim traut er es dennoch zu. Im "Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne", so Höfler, könne etwas "Spektakuläres" entstehen.
Ab März 2018 dürfen sich die Fürther und alle anderen Interessierten selbst eine Meinung bilden. Bis dahin bleibt noch viel zu tun, zum Beispiel einen Namen für das neue Gasthaus zu finden, den gibt es nämlich noch nicht. "Das Ganze", sagt Claus Weiß, "ist für uns wirklich eine Herkulesaufgabe."
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen