Das Echo aufs Kletterfestival
30.05.2012, 19:25 Uhr
Das Fazit der Wirte lautet: Die Pegnitztal-Erlebnismeile muss jedes Jahr woanders hin verlegt werden. Und: Die Zielgruppe des nächsten Festivals sollten vielleicht Wanderer sein. Die verbrauchen mehr als grillende Kletternomaden in Campingbussen.
Die Umfrage bei Gastronomen und Zeltplätzen bringt ein durchwachsenes Ergebnis. Bezeichnend dafür ist Höfen, wo die „Linde“ nichts vom Kletterfestival abbekam und die „Schmiede“ gegenüber über 50 Essensgäste hatte (am Montag).
Keinen Profit vom Kletterfestival zogen das Königsteiner „Hotel Reif“ („keine Anfrage; aber wir waren eh voll wegen des Golfturniers“), die Krottenseer Gasthäuser „Linde“ („es hat nur minimal was gebracht“) und „Löwe“ („eher ein Verlust, weil alle Gäste im Pegnitztal waren“) sowie die Pension Winter in Finstermühle („gar nichts los“).
Auch die Neuhauser Pension „Wolfsberg“ hatte nur Gäste wegen der Wanderwoche: „Neuhaus ist vom Festival nicht tangiert worden.“ Ähnlich ging es dem „Grünen Kranz“ in Ottenhof („die Leute gehen dahin, wo es passiert“) und dem „Eibtaler Hof“ in Spies: Hier logierten nur Familien. Die größeren Hotels wie Bauernschmitt (Kirchenbirkig), „Steigmühle“ und „Schwan“ (Pottenstein) hatten nur Stammgäste und keine Anfragen — ihr Niveau ist für Kletterfreaks vielleicht zu hoch.
Aber auch die Familie Bayer vom Campingplatz „Bärenschlucht“ erlebte keinen Gast, der nach dem Festival fragte, und die Familie Spätling vom Tüchersfelder Campingplatz sagt: „Es hat sich nicht ausgewirkt.“ Der Waischenfelder Campingplatz zählte immerhin ein Dutzend Kletterer. Aber das war nicht mehr als sonst zu Pfingsten. Karl Bieger bei Ebermannstadt ging’s genauso.
Ruhe im Kletter-Zeltmekka
Sogar das Zeltmekka der Kletterer, die Pension Eichler in Untertrubach, wo sich im Sommer oft 14 Nationen vereinen, spürte nichts vom Festival. Es war eines der üblichen vier Super-Wochenenden des Jahres mit Stammgästen, als da sind 1. Mai, Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam.
Der Betzensteiner Campingplatz vermisste die angekündigten Kletter-Fanmassen und klagte über flüchtende Stammkletterer, die dem Trubel auswichen: „Wir hatten weniger Geschäft als normal.“
Dafür bekam der Reuthof „ein paar Kletterer ab, nicht überwältigend“ und die „Kunstschmiede“ in Hammerschrott hatte immerhin am Sonntag 20 Essensgäste. Der Stierberger Gasthof Fischer erlebte klassische Hardcore-Kletterer, die sich vom Festivaltrubel distanzierten. Und der „Grottenhof“ (neben den Spitzenkletterrouten im Krottenseer Wald) vermisste die üblichen wilden Camper. Die Kletterer klopfen hier sowieso nur an, wenn’s regnet, so Heiko Lohner. „Die Frankenpfalz müsste eher was für Wanderer tun. Die essen und trinken und übernachten nicht im Wald.“
Am „Goldenen Herz“ in Plech ging der Run vorbei. Christa Rasser hatte nur drei Kletterer-Übernachtungen (Auerbach: „Löwe“: sechs, Königstein: „Wilder Mann“: sechs; „Königsteiner Hof“: acht — alle meist vom DAV-Boulderteam gebucht). Sie beklagt, dass Plech vom Tourismus komplett vergessen wird, dass McDonald’s, Pferdefest, Meilerfest und auch dieses Festival die Gäste wegnehmen. „Uns bleibt nur Mund-zu-Mund-Reklame.“
In Betzenstein war Christoph Burkhardt sehr zufrieden: „Es war supergut und hat optimal gepasst. Wir hatten neue Gäste. Wir haben aber schon einen guten Ruf bei den Kletterern, weil wir abends immer lange Essen machen, auch nach 21 Uhr. Für Betzenstein wirbt das Festival sehr gut.“ Aber Gerhard Ziegler vom Gasthof Herbst war enttäuscht. „Wir haben im Endeffekt nicht viel mitgekriegt. Es sind welche da gewesen, aber das sind Kletterer, die immer kommen.“ Seine Stammkletterer wichen nach Italien aus, um Ruhe zu haben. „Trotzdem war das Ganze positiv für die Region.“
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