Degelsdorf: Krankes Pony haut vor Hilfe ab
22.1.2019, 17:25 UhrDas Naturschutzgebiet Leonie, in dem Pferde und Ochsen einvernehmlich zusammen weiden, gehört dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Dem Kreisvorsitzenden Bernhard Moos sind die gesundheitlichen Probleme eines der Tiere bekannt: "Das Pony leidet seit längerem unter Hufrehe, einer Stoffwechselkrankheit, die hier zu Beschwerden an den Hufen führt." Hufrehe sei schwierig zu behandeln und stehe im Zusammenhang mit der Nährstoffzusammensetzung des Futters, unter anderem dem Stickstoffgehalt.
In den letzten Jahren habe das Pony im Laufe des Sommers zunehmende Krankheitssymptome bekommen, die sich im Winter wieder besserten. Wegen der Beschwerden laufen sich auch die Vorderhufe zu wenig ab, erklärt der Diplom-Biologe. Dadurch entstehen weitere Einschränkungen bei der Bewegung, bis die Hufe sich wieder von selber verkürzt haben.
Das Pony sei auf Leonie geboren und lebe ähnlich wie ein Wildtier. "Es lässt sich nicht berühren und hält mindestens einige Meter Abstand, selbst zu bekannten Personen." In den vergangenen Jahren seien drei Aktionen durchgeführt worden, um das Pony für die Behandlung betäuben zu können. Die Betäubungsmittel zeigten jedes Mal keine Wirkung bei dem Tier, weil diese Mittel durch körpereigene Stresshormone des Ponys neutralisiert würden. Selbst der frühere Direktor des Münchner Zoos, Professor Dr. Henning Wiesner, der schon viele große Wildtiere betäubt hat, scheiterte, bedauert Moos.
Unter ständiger Beobachtung
Zwischenzeitlich haben mehrere pferdebegeisterte Frauen versucht, einen engen Kontakt zu dem Pony herzustellen. "Auch regelmäßige Besuche über Monate hinweg führten allerdings nicht dazu, dass das Tier vertraulich wurde und so eventuell eine Behandlung möglich geworden wäre." Das Pony werde vom Tierarzt des LBV regelmäßig in Augenschein genommen. Wie in den Jahren davor sei der Zustand des Tieres insgesamt noch gut, obwohl es zurzeit schlecht laufe. Bei Annäherung eines Menschen fliehe es aber nach wie vor schon bei größeren Abständen. "Da es unter ständiger Beobachtung steht, sind wir über den aktuellen Gesundheitszustand stets informiert", betont Bernhard Moos.
Das zweite Pony habe immer gut abgelaufene Hufe und keinerlei gesundheitliche Probleme, doch lasse auch dieses sich nur bei sehr vorsichtiger Annäherung kurzzeitig berühren, berichtet Moos. Das Anlegen eines Halfters oder gar ein Anbinden sei nicht möglich. Grundsätzlich sollen auch in Zukunft einige wenige Ponys auf Leonie leben, hauptsächlich wegen der Weidepflege. "Die Pferde fressen Distelblüten, so dass die Ausbreitung von Disteln als Weideunkraut gebremst wird". Ideal wären Tiere, die sehr robust, gleichzeitig aber den engen Umgang mit Menschen gewöhnt sind, erklärt Moos. So sollen eventuell nötige Behandlungen leichter möglich werden. Eine konkrete Entscheidung über eine künftige Ansiedlung anderer Pferde wurde beim LBV noch nicht getroffen.
Weniger scheu sind die derzeit 41 Auerochsen. Wenn man sich dem Weidezaun mit der Kamera nähert, kommen gleich einige Tiere neugierig näher. Einige der Weibchen sind trächtig. Die Kälbchen werden meist zwischen Ende Februar und Ende Mai geboren. Eher ungewöhnlich war die jüngste Geburt am 31. Dezember. Die Heck-Rinder haben regelmäßig Nachwuchs. 2017 gab es 13 Kälber, im Vorjahr 15. Auch für 2019 werde wieder eine ähnliche Zahl erwartet, sagt der LBV-Kreisvorsitzende.
Trotz der Jungtiere bleibt die Gesamtzahl der Weidetiere in etwa gleich, da eine entsprechende Zahl an Auerochsen – meist die jungen Stiere — jährlich geschlachtet wird. Das Fleisch der Weidetiere wird von vielen Menschen gerne gegessen. Viele Kunden bestellten vor, wenn beim heimischen Metzger eine Schlachtung anstehe. Das Fleisch sei kurzfaserig, sehr zart, wildähnlich und sehr schmackhaft, berichtet Moos. Die Auerochsen geben in fast allen Teilen sehr gutes Rindfleisch, das bei richtiger Behandlung nicht zäh wird.
Futter aus der Region
Die Versorgung der Tiere ist auch während der kalten Jahreszeit gut. Der LBV lagert jährlich etwa 70 bis 80 runde Heuballen ein. "Einen Teil des Heus gewinnen wir auf LBV-eigenen Flächen bei Auerbach, einen Teil kaufen wir bei örtlichen Landwirten", sagt der Vorsitzende. Ein Dienstleister aus Degelsdorf versorge die drei Futterraufen im Gebiet ab dem Zeitpunkt, wenn kein Futter mehr wächst, regelmäßig mit Heu. Zusätzlich fressen die Tiere auch noch anderes, wie Äste von Bäumen, die sie erreichen. Auch fressen sie mitunter Pflanzen, die sie im Sommer wegen der Bitterstoffe oder rauen Oberfläche nicht mögen, die aber im Winter für die Tiere genießbar seien.
Informationen über das Weidegebiet und die darauf vorkommenden – oft seltenen – Tier- und Pflanzenarten waren früher auf heute ausgeblichenen Tafeln zu finden. Diese sollen mittelfristig aber ersetzt werden. "Es ist im Rahmen eines Jugendprojektes vorgesehen, kleine Info-Tafeln auf dem Rundweg anzubringen, die nur wenige Informationen, dafür aber einen QR-Code enthalten, über den Infos auf das Smartphone geladen werden können", kündigt Moos an.
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