Frucht der Forschung übergeben
11.9.2012, 00:00 UhrGeboren wurde er 1937 im ehemaligen Ort Haag im jetzigen Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Intensiv forschte er mit Unterstützung seiner Frau Elisabeth sowie mithilfe von Heimatforscher Rudolf Weber und Stadtarchivar Hans Jürgen Kugler nach Quellen mit Aufzeichnungen über Haag.
Bei der Vorstellung der Chroniken im Auerbacher Rathaussaal übergaben die Herausgeber einige Exemplare an Bürgermeister Joachim Neuß als Stiftung. Dieser machte den Vorschlag, sie dem Museumsverein zu überlassen. Interessierte Bürger können für zehn Euro pro Exemplar ein solches bei der Stadtverwaltung (Horst Müller) erwerben.
Die Ortschaft Haag in der Oberpfalz, Bezirksamt Eschenbach, lag ziemlich zentral in jenem Gebiet, das nach den Vorstellungen der Reichswehr Mitte der 30er Jahre der Erweiterung des bereits 1910 für das bayerische Militär eingerichteten Truppenübungsplatzes Grafenwöhr dienen sollte.
Durch das Dorf Haag führte die alte Reichsstraße 85 und der Bach Frankenohe. Nach Auerbach in nordwestlicher Richtung waren es etwa neun Kilometer und nach Vilseck in fast südliche Richtung etwa acht Kilometer. In diesem Gebiet des neuen Truppenübungsplatzes lagen 57 Dörfer und Weiler mit mehr als 3500 Bewohnern. 1937/38 wurden die Bewohner „abgesiedelt“. Über 500 Einwohner traf es im Dorf Haag.
Die Herausgeber der Haager Chroniken fanden es bei ihren Nachforschungen verwunderlich, dass es von diesem relativ kleinen Ort Haag überhaupt eine „Chronik“, eine „Geschichte“ gibt. Und doch: Georg Kürzinger, Lehrer in Haag, verfasste 1845 eine kurze „Beschreibung des Dorfes Haag“ mit 16 Seiten.
Auch der ehemalige Bürgermeister vom Haag, Johann Sebald Stubenvoll habe im Jahr 1912 eine „Chronik des Ortes Haag“ hinterlassen, die in zwei Versionen existiert und etwa 89 Seiten füllt. Ebenso habe der ehemalige Lehrer aus Auerbach Joseph Michael Köstler 1920 eine „Chronik von Haag“, sehr ausführlich auf 386 Seiten niedergeschrieben.
Protokollbuch liegt im Archiv
Es gebe auch ein „Protokollbuch“ des am 18. Oktober 1896 gegründeten Veteranen- und Kriegervereins Haag. Auch dieses könne als eine kleine Geschichte von Haag angesehen werden. Im Staatsarchiv in Amberg lagert ein Protokollbuch des Gesangvereins Haag, angefangen mit der Gründungsversammlung am 8. Januar 1910 ebenso die Stammliste der Freiwilligen Feuerwehr Haag von 1871 bis 1931, oder die Mitgliederliste des Christlichen Bauernvereins ab 1909.
Aus den erwähnten „Chroniken“ wurde in verschiedenen Schriften über Orte und Landschaften in und um den Truppenübungsplatz Grafenwöhr immer wieder abgeschrieben, jedoch ohne Quellen zu benennen. Also erschien es den Herausgebern notwendig und wünschenswert, die Texte im Original und in vollem Umfang bekanntzumachen.
75 Jahre nach der „Absiedlung“ von 1937/38 erschien es dem Ehepaar Walter als eine fast letzte Gelegenheit. „Vielleicht kann diese Veröffentlichung auch über die örtliche Bedeutung hinaus, ein kleiner Beitrag zur oberpfälzisch-fränkischen Geschichtswissenschaft sein, interessant für die allgemeine Geschichte, die Kirchengeschichte, die Kulturgeschichte, wie für die Familiengeschichte“, schreiben die Herausgeber im Vorwort.
Als Zeitzeugnis mit vielen wertvollen Detailinformationen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Volkskunde, zur Kirchen- und Herrschaftsgeschichte behält die Zusammenstellung der beiden promovierten Herausgeber Elisabeth und Ludwig Walter, geboren und getauft im Dezember 1937 als letzter Bürger Haags vor der „Ablösung“ ihren besonderen Wert.
Die Herausgeber regten im Auerbacher Rathaus an, die Köstler-Chronik, die in altdeutscher Schreibweise existiert, einmal in gedruckter Form herauszugeben. Bürgermeister Joachim Neuß kündigte im Zusammenhang mit der 700-Jahrfeier der Stadt eine Fortführung der Schnelbögl Chronik, die 1976 endet, an.
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