Genügt ein ehrenamtlicher Bürgermeister?
21.10.2018, 14:25 UhrInklusive der sechs anwesenden Gemeinderäte waren 26 Ahorntaler der Einladung in den Gasthof Neumühle gefolgt, die unter der Moderation von Gemeinderätin Monika Grüner-Schürer (FBA) das Pro und Kontra eines hauptamtlichen Bürgermeisters diskutierten. Die Zeit drängt: Bereits am kommenden Donnerstag muss der Gemeinderat entscheiden, ob der nächste Ahorntaler Bürgermeister wieder ehrenamtlich oder zukünftig hauptamtlich sein soll.
Eine Frage der Qualität
Der Zeitdruck ist so groß, weil die Wahl des neuen Bürgermeisters nach dem Rücktritt von Gerd Hofmann (FBA) nach Vorgabe des Landratsamts Bayreuth voraussichtlich schon am 27. Januar 2019 stattfinden wird. Zunächst taten jedoch nicht die Bürger, sondern die anwesenden Gemeinderäte ihre Meinung zum Status des neuen Bürgermeisters kund.
Für Peter Thiem (FBA), seines Zeichens Geschäftsleiter der Nachbargemeinde Gößweinstein, kommt zukünftig nur ein hauptamtlicher Bürgermeister für das Ahorntal infrage. Thiem glaubt nicht, dass man ansonsten jemanden für dieses Amt gewinnen kann, der eine vernünftige Qualität mitbringt. Bei Altbürgermeister Herbert Dannhäußer sei dies noch anders gewesen: Dannhäußer sei Hauptschullehrer gewesen und konnte sich die Zeit frei einteilen. Nächstes Jahr hätte Thiem die Frage für einen hauptamtlichen Bürgermeister ohnehin gestellt. Nun sei man nach dem Rücktritt von Hofmann aber vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Auch Thomas Nägel (CWU) sprach sich für einen hauptamtlichen Bürgermeister aus. "Jemand, der in der freien Wirtschaft tätig ist, kann es sonst nicht schaffen", sagte Nägel. So könne es nur jemand aus dem öffentlichen Dienst machen. Außerdem sei die Auswahl an geeigneten Kandidaten größer wenn der Bürgermeister künftig hauptamtlich sei. Auch wenn ein hauptamtlicher Bürgermeister pro Jahr rund 50 000 Euro mehr kostet, könne sich dies nach Nägels Meinung rechnen.
Hat die Gemeinde einen hauptamtlichen Bürgermeister, heißt das aber nicht, dass sie künftig keinen Geschäftsführer mehr braucht. Es sei denn der neue Bürgermeister bringe die Qualifikation dafür gleich mit, erklärte Nägel. Stephan Wickles (parteilos) schloss sich Nägels Meinung an. Ein hauptamtlicher Bürgermeister gehe jedoch auch ein erhebliches Risiko ein. Nämlich dann, wenn er 2026 nicht erneut gewählt werden würde.
Siebeneinhalb Jahre bis zur übernächsten Kommunalwahl soll der neue Bürgermeister im Amt bleiben. "Nach dieser Zeit bekommt man schlecht mehr einen gescheiten Job", gab Wickles zu bedenken, der noch erheblichen Diskussionsbedarf sieht. 40 bis 60 Stunden pro Woche müsse ein Ahorntaler Bürgermeister arbeiten. "Das kann man nicht machen, wenn man noch einen normalen Job hat", sagte Wickles.
"Die Lachnummer in Bayern"
Thomas Haas, der erste Bürger der zu Wort kam, meinte, dass man bei diesem Risiko erst mal jemanden finden müsse, der sich aufstellen lasse. Nach seiner Meinung gäbe es genügend Ahorntaler, die dieses Amt auch ehrenamtlich machen würden. Sich festzubeißen, dass es nur ein Lehrer machen könne, hielt Haas für einen Witz. Für Haas ist ein Ehrenamt auch eine Ehre. Außerdem müsse die Gemeinde, glaubwürdig bleiben. "Denn wir sind jetzt schon die Lachnummer, nicht nur im Ahorntal, sondern in ganz Bayern", so Haas.
"Wenn wir wieder einen Bürgermeister in Teilzeit anstellen, dann werden wir die Lachnummer", meinte jedoch Klaus Wickles, der das Bürgerbegehren pro altes Rathaus initiiert hatte. "Für was brauche ich einen Vollzeitbürgermeister, dessen Hauptaufgabe in nächster Zeit nur der Rathausbau ist?", fragte sich auch Georg Dormann. Dem widersprach Nägel energisch: "Wir haben noch riesengroße Projekte vor uns." Nicht nur das Rathaus, auch den Radweg und die Dorferneuerung in Körzendorf. "Ich denke, wenn wir einen Hauptamtlichen einstellen, sind mehr Leute für eine Verwaltungsgemeinschaft (VG)", merkte Winfried Haas (FWA) an. Zuerst sei er auch dagegen gewesen. "Wenn ich das jetzt aber sehe, bin ich dafür", so der Gemeinderat aus Oberailsfeld.
Der ebenfalls zurückgetretene ehemalige dritte Bürgermeister Stefan Neubig (FWA), der auch als Gemeinderat hinwarf, sprach sich für einen hauptamtlichen Bürgermeister aus. Gerd Hofmann sei seiner Meinung an dem Nebenamt "zerbrochen". Für Bauunternehmer Christof Dannhäußer reicht jedoch ein ehrenamtlicher Bürgermeister im Ahorntal. Und für den ehemaligen Gemeinderat Georg Ollet ist es der springende Punkt, ob man neben einem hauptamtlichen Bürgermeister noch zusätzlich einen Geschäftsleiter braucht. Ollet glaubt, dass sich schon Kandidaten für einen ehrenamtlichen Rathauschef fänden.
Jenny Kaiser wiederum war der Meinung, dass Hofmann nicht am Nebenamt zerbrochen ist, sondern an den ständigen Streitereien im Gemeinderat. "Den machen wir schon noch fertig, der wird schon noch sehen was er davon hat", will sie beim Einkaufen gehört haben. Und Alexandra Pfaffenberger findet es unfair, wie Hofmann auf Facebook diskriminiert wurde. "Mir ist keine Sitzung bekannt, wo wir auf den Bürgermeister eingedroschen haben", stellte indes Nägel fest.
"Das kann man nicht so stehen lassen, denn in der letzten Sitzung habt Ihr auf ihn eingedroschen", konterte Winfried Haas. Den Rücktritt von zweitem und drittem Bürgermeister kommentierte Christof Dannhäußer nun mit "Postenjägerei". Dem widersprach Neubig energisch: Nur die Entlassung des Verwaltungsleiters sei der Grund für seinen Rücktritt gewesen. "Dass die Bürger nicht gefragt werden, finde ich unmöglich", erklärte nun Pfaffenberger, die gerne einen Bürgerentscheid zum Status des Bürgermeisters hätte.
Intuitiv war Sebastian Knauer für einen hauptamtlichen Bürgermeister. "Was der Gemeinderat entscheidet, akzeptiere ich aber", sagte er. Für den Ahorntaler FSV-Chef Wolfgang Göbner ist Ex-Bürgermeister Hofmann nicht an den Streitereien im Gemeinderat gescheitert, sondern an der eigenen Gemeindeverwaltung. "Es geht darum, dass die wirklich ihren Job machen und den Bürgern dienen", sagte Göbner. Für Manfred Herzing (FBA) kann man ein Ehrenamt nicht an Arbeitsstunden festmachen: "Vom Herzen und vom Kopf her tut es ein ehrenamtlicher Bürgermeister für uns auch."
Am Dienstag, 23. Oktober um 19.30 Uhr, findet die gleiche Veranstaltung noch einmal im Brauereigasthof Stöckel in Hintergereuth statt.
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