Grabstellen in Creußen nicht trockengelegt

24.2.2016, 15:51 Uhr
Grabstellen in Creußen nicht trockengelegt

© Ralf Münch

Schon vor einem Jahr hatte dieses sensible Thema für Aufruhr gesorgt. Die Trauergemeinde saß noch in der Leichenhalle, die Andacht wurde gehalten und ein Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens schöpfte immer wieder nachlaufendes Wasser aus der frisch ausgehobenen Grube. Der Boden ist mit Zweigen ausgelegt, damit die Angehörigen den Wasserpegel nicht sofort erkennen.

Kurz bevor der Gottesdienst vorbei ist, gibt er einem Kollegen ein Zeichen, dass der Sarg beigesetzt werden kann. Nach einem Jahr ist es ähnlich. Ein regelmäßiger Friedhofsgänger, der oft bei Beerdigungen ist, versteht das nicht. Ihn wühlt das auf.

„Ich möchte hier nicht beigesetzt werden“, hat er schon vor einem Jahr gesagt. Und erst kürzlich war er wieder „bei so einer Beerdigung, wo der Sarg schwimmt“, beschreibt er es drastisch.

Pfarrer Achim Peter weiß von dem Wasserproblem, das es auf dem Friedhof gibt, schon lange. Eine Wasserader, von der man nicht weiß, wo sie herkommt, verläuft auf dem Gelände. Sicher sei das gerade für die Angehörigen eine emotionale Belastung, aber geografische und geologische Gegebenheiten ließen sich nicht ändern. Und das Gelände einfach aufgraben und eine Drainage legen, sei auch schwierig.

Peter hatte vor einem Jahr aber zugesagt, dass das Gelände kartiert werde und die betroffenen Stellen markiert werden. Außerdem sollten die Gräber in der betroffenen Zone nicht mehr belegt werden, was aber bei Familiengräbern nicht einfach sei.

„Der Befund ist unterschiedlich“, sagt der Pfarrer jetzt auf Nachfrage. Nicht bei jeder Grabstelle in dem betroffenen Gebiet sei das Wasserproblem. „Wir wissen das ja auch vorher nicht, sondern erst, wenn die Grube ausgehoben ist“, erklärt er. Bei den Trauergesprächen im Vorfeld weise man die Hinterbliebenen aber bereits darauf hin. Bisher sei das aber für niemand ein Problem gewesen, noch musste eine Bestattung kurzfristig umorganisiert werden. „Und ein bisschen Wasser ist immer im Grab, das ist normal und woanders auch so“, betont Peter.

Offiziell behandelt wurde das Thema im Kirchenvorstand bislang nicht, man habe „nur mal so“ darüber gesprochen. Der Pfarrer sagt, eventuelle Maßnahmen müssten im Verhältnis zum tatsächlichen Problem stehen. Grundsätzlich gehe aber der Trend immer mehr zu Urnenbeisetzungen. „Wir achten aber trotzdem darauf, die Stellen nicht mehr zu belegen. Das ist immer eine Einzelfallentscheidung“, betont Pfarrer Achim Peter.

Klaus von Stetten, Leiter des Bereichs Gesundheit am Landratsamt, hatte sich vergangenes Jahr an Ort und Stelle davon überzeugt, dass keine gesundheitliche Gefährdung vorliegt. Der Friedhof ist so angelegt, dass er nicht unmittelbar neben einer Quelle oder einem Brunnen liegt.

„Das ist ein sensibles Thema, das wir weiter aufmerksam beobachten werden“, sagt von Stetten. Auch er weißt darauf hin, dass es gerade bei Familiengräbern nicht einfach ist, Angehörige von einem anderen Bestattungsplatz zu überzeugen. Es gebe aber die Überlegung, wenn in dem betroffenen Bereich eine Beerdigung ansteht, dass bei extremem Wasseraufkommen von der Kirchengemeinde ein Bodenaustausch vorgenommen werden muss.

Pragmatischer Bestatter

Kein Problem ist die Angelegenheit für Arno Taplikowski. Der Chef der Firma Ordung, eines der Bestattungsunternehmen, die in Creußen tätig sind, sagt: „Wir wissen uns zu helfen und pumpen eben ab, wenn da Wasser ist.“ Dann käme noch Tannenreisig rein und die Beerdigung könne pietätvoll ablaufen. Das werde aber alles schon vor dem Beisetzungstermin erledigt.

„Das war doch schon immer so und wenn es extrem wäre, hätte das Landratsamt schon längst einen Riegel davorgeschoben“, ist sich Taplikowski sicher. Ja, es habe einmal den Fall gegeben, dass ein ausgehobenes Grab eingestürzt sei und die Beerdigung verschoben werden musste.

Aber inzwischen könne die Gefahr mit einer entsprechenden Schalung aufgefangen werden. Rund 20 Erdbestattungen hat er in Creußen im Jahr, schätzt Taplikowski. Aber rund 70 bis 80 Prozent seien Urnenbeisetzungen.

1 Kommentar