Kameramuseum Plech: Jedes Bild ein Unikat
15.9.2015, 17:06 UhrDass es dem Meister in Plech so gut gefallen hat, ist ein großes Kompliment an die Museumsmacher. Denen — allen voran „Eventmanager“ Jens Werlein — dankte Museumsleiter Kurt Tauber in seiner Begrüßungsrede. Werlein, Hochschullehrer für Design und Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, brachte dank seiner Kontakte in die aktuelle Fotoszene Herbert Piel, Eberhard Schuy, demnächst Raffaele Horstmann und jetzt aktuell Vernon Trent nach Plech.
Die bis 11. Oktober in Plech ausgestellten Arbeiten werden, rahmenlos an Kleiderbügeln hängend, nicht nur gut sichtbar, sondern im wahrsten Sinn des Wortes begreifbar präsentiert. Trent: „Anfassen ist ausdrücklich erlaubt.“ Wenn er die Struktur des Papiers erfühlt, kann der Kunstfreund vielleicht noch besser die Faszination nachvollziehen, die den Künstler in seiner Dunkelkammer erfasst.
Eine Fachzeitschrift nannte ihn einmal den „Alchemisten unter den Fotografen“, denn Trent macht alles selbst: Er beschichtet seine gänzlich unterschiedlichen Papiere — meist handgeschöpftes Bütten – mit eigenen Mixturen einer lichtempfindlichen Flüssigkeit.
Man kann, erklärte der Künstler lächelnd, Filme und Fotopapiere auch mit einer Mischung aus Kaffee, Vitamin C und handelsüblichem Waschmittel entwickeln — ein richtiger Partybrüller in Fotografenkreisen.
Trent stellt die fotografischen Emulsionen selbst her, experimentiert mit Farbtönungen seiner Schwarz-Weiß-Bilder, belichtet mal 20 Minuten in der prallen Mittagssonne, mal drei Minuten im UV-Licht eines handelsüblichen Oberkörperbräuners. So entstehen absolute Unikate: „Jeder Print unterscheidet sich von den anderen, ähnlichen vom gleichen Negativ. Jedes Bild ein Unikat.“ Und zwar in der Regel trotz der chemikalischen und physikalischen Unwägbarkeiten ohne nennenswerten Ausschuss.
Was Kollegen Werlein zu dem Ausruf veranlasste: „Du bist nicht zu kopieren! Wer es dennoch versucht, macht sich lächerlich!“
Übrigens fotografiert Vernon Trent am liebsten mit alten Kameras auf Platten oder Planfilm, bisweilen nimmt er sogar Röntgenfilm, wie er in Arztpraxen verwendet wird. Die wertvollen Negative werden dann - sicher vor Chemiespritzern, Fingerabdrücken oder Kratzern - eingescannt und digital im Labor vergrößert – nicht einfach per Drucker geprintet. „Das ist meine Intention: Edeldrucke herzustellen, die immer etwas einmaliges ausstrahlen“, sagt der Künstler mit Überzeugungskraft.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 11. Oktober, im Deutschen Kameramuseum in Plech, Schulstraße 8, zu sehen: samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr. Infos: www.kameramuseum.de
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