Königstein vermietet in Sichtweite des Rathauses
25.10.2017, 08:58 UhrDer Sound von Presslufthammer und Baustellen-Radio dringt aus dem Schreinerhaus mühelos nach draußen. Kein Wunder, denn die Dachziegel wurden durch die Illschwanger Abbrucharbeiter Martin Högner und Jvan Styer inzwischen entfernt.
Nun kragen die nackten Dachbalken in die Höhe und geben den Blick auf den grauen Oktoberhimmel und die nahe Schule frei. Die Abbrucharbeiter haben dafür allerdings kaum einen Blick. "Nächste Woche kommen die Maurer und Zimmerer", kündigt Bürgermeister Hans Koch an. Mit der Sanierung des 20 Meter langen Schreinerhauses und die Aufteilung in vier Mietwohnungen betrete die Kommune "Neuland". erläutert der Rathauschef.
Bei seiner Baustellen-Visite berichtete ihm Facharbeiter Martin Högner auch von einem "Baustopp" am Nachmittag zuvor. Bei Abbrucharbeiten am Dach-Gesims seien diesem zwei Patronen in die Hände gefallen, schilderte er wortreich.
Högner wollte nichts riskieren, verfügte einen Baustopp und alarmierte die Auerbacher Polizei. Diese rückte umgehend mit einer dreiköpfigen Polizeistreife an und begutachtete den Patronenfund.
"Das waren Schrotpatronen", wie Högner noch vor Eintreffen der Ordnungshüter anhand des Handy-Fotos bei einem ihm bekannten Jäger recherchiert hatte. Am Tag darauf war von diesen Aufregungen allerdings nichts mehr zu spüren.
Das Haus war früher privat genutzt worden. Auch ein Gasthaus und ein Getränkemarkt logierten schon in diesem alten Gemäuer. Von diesen früheren Zeiten zeugten auch die 500 Getränkeflaschen, die von den zwei Arbeitern aus dem Dachstuhl herausgeklaubt und im Glascontainer der Gemeinde eigenhändig entsorgt wurden.
In einem Fenster zur Straßenfront hängt noch eine ältliche Plastik-Dartscheibe. Einen Raum im Obergeschoss wird noch durch eine Borte aus roten Handteller-großen Plakaten "Sierra Tequila" unter der Zimmerdecke "verziert".
In mehreren Räumen zeugen Schutthaufen vom tatkräftigen Einsatz der Bauhelfer. "Auch dieser weiße Kachelofen kommt raus", kündigte Martin Högner beim Bürgermeister-Rundgang an. Verschwinden wird noch das Pissoir aus der früheren Kneipe. Die Küche mit ihren braun-weißen Schrankteilen wurde längst herausgerissen, ebenso an mehreren Stellen der schmuddelige PVC-Fußboden.
Für 30000 Euro hatte die Kommune das Schreinerhaus ersteigert. Ursprünglich habe man nur einen Teil der Grundstücksfläche für den angrenzenden Parkplatz benötigt. Wegen "Grundbuch-Problemen" wurde dann gleich das Haus dazu gekauft.
Die Kernsanierung des Schreinerhauses solle "praktisch und einfach" erfolgen, will Hans Koch wohl auch den Kritikern des Vorhabens den Wind aus den Segeln nehmen. Auf die technisch möglichen Balkone habe man aus Kostengründen verzichtet.
Nur die beiden Wohnungen im Erdgeschoss haben Außenterrassen. Im Obergeschoss gibt es stattdessen französische Balkone. Das Dachgeschoss wird nicht ausgebaut. Die Wärmenergie kommt aus dem nur einen Steinwurf entfernten Heizwerk, das schon Schule und Rathaus versorgt.
Auf Nachfrage erläutert der Gemeindechef, dass das künftige Mietshaus keinen Niedrigenergiestandard habe. Denn dieser sei für Objekte in Sanierungsgebieten wie in Königstein keine gesetzliche Vorschrift.
Austausch der Fenster
Allerdings werden aus Energiegründen sämtliche Fenster ausgetauscht. Einen Vollwärmeschutz wird es an der Außenfassade nicht geben. Stattdessen eine "leichte Isolierung" an den Innenwänden, wie Bürgermeister Koch zur Baubeschreibung erläutert.
Für die vier Hausparteien werden vier Stellplätze angelegt. Die genaue Hausfarbe steht noch nicht fest. Man orientiere sich dabei aber an der Umgebungsbebauung und der Gestaltungsfibel der Kommune. Vorschrift: "Erdgebundene Farben".
Der Bauzeitenplan sei "sportlich". Erster Mietereinzug ab Ende 2018.
ZMehr Bilder unter: www.nn-peg.de
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