Krieg und Playmobil in Tüchersfeld

28.3.2017, 11:55 Uhr
Krieg und Playmobil in Tüchersfeld

© Klaus Trenz

So wie im Fränkische-Schweiz-Museum. "Spielzeug. Damals und heute", heißt die neue Sonderausstellung. Sie hat noch ein besonderes Merkmal: Konzipiert wurde die Ausstellung von Schülern der Museums AG des Gymnasiums Fränkische Schweiz Ebermannstadt.

Industriell gefertigtes Spielzeug gibt es erst seit Ende des 20. Jahrhunderts. Die Rollen wurden klar verteilt: Mädchen spielten mit Puppen, Puppenhäusern und Puppenwägen. Buben bekamen Eisenbahnen und Militärspielzeug in die Hand. Spielen galt als Vorbereitung auf die spätere Rolle in der Gesellschaft. Die Ausstellung macht das deutlich. Zum Krieg im Kinderzimmer kam, was vor allem die Buben betraf, eine unübersehbare Propaganda dazu, je näher der erste Weltkrieg rückte. Spiele wie "Kriegsquartette", das "neue Kriegsspiel Kampf gegen Russland" oder "Die feuernde Mörserbatterie" sprechen eine deutliche Sprache.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 änderten sich zwar die Uniformen der Soldatenfiguren, die es jetzt statt aus Pappe und Zinn aus Elastolin (Holzmehl und Leim) gab, aber die Propaganda blieb. Ein ausgestelltes "Führerquartett" dürfte so manchem Ausstellungsbesucher einen kalten Schauer über den Rücken jagen.

In den 1950er Jahren begann der Neustart des industriell gefertigten Spielzeugs, nachdem Fabriken wieder aufgebaut wurden. Autos und Eisenbahnen aus Blech waren der Renner bei den Jungs. Mädchen spielten wie gewohnt mit Puppen und Kaufläden.

Krieg und Playmobil in Tüchersfeld

© Klaus Trenz

Ein Jahrzehnt später eröffnet die Produktion von Spielzeug mit Plastik neue Themenwelten. Selbst hergestelltes Spielzeug – bis dorthin noch gang und gäbe – tritt in den Hintergrund. Vor allem ein Spielzeughersteller tritt seinen Siegeszug in den Kinderzimmer an, auch wenn es vor über 50 Jahren für viele Eltern fast unerschwinglich war: Lego.

Noch einmal ein Jahrzehnt später kommt ein weiteres Spielzeug hinzu, das zumindest in Deutschland die Regale in den Kinderzimmern mit beherrschen wird: Playmobil. Spielzeug bekommt nach und nach auch pädagogische Züge.

Die kleine Ausstellung gibt einen guten Überblick darüber, wie sich das Spielzeug in mehr als hundert Jahren entwickelt hat und spiegelt auch die Entwicklung einer Gesellschaft wider. Die Hinweise auf das Zeitgeschehen sind knapp gehalten.

Die Schüler haben nicht die vorrangige Absicht, Geschichte und Politik mit den Exponaten aus den Kinderzimmern zu verknüpfen. "Wir wollen Erinnerungen an die Kindheit wecken", sagt Wolfgang Süssemilch (16), der zusammen mit Anna Puff und Franziska Dippold zum Konzeptteam der Museums AG gehört. Es gibt eine Zielgruppe für die Gymnasiasten: "Die Omas sollen mit ihren Enkeln in die Ausstellung gehen und miteinander über Spielzeug ins Gespräch kommen." Die Exponate stammen von Familien der Kinder, sie kommen von Dachböden der Großeltern, aus dem Bestand des Fränkische-Schweiz-Museums und aus Leihgaben aus privater Hand und von Museen. Vielleicht entdeckt man auch das eine oder andere Spielzeug, mit dem man früher gespielt hat.

Bereits seit zwei Jahren kooperiert das Museum mit der einzigen fränkischen, klassenübergreifenden Museums-AG aus Ebermannstadt der Jahrgangsstufen 6 bis 10. In Exkursionen und Fortbildungstagen erwarben sich die Schüler Kompetenzen im Projektmanagement und in der Museumsarbeit. Verschiedene Teams widmeten sich unter anderem dem Konzept, der Technik, der Recherche oder der textlichen Begleitung einer Ausstellung.

Die Ausstellung ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Fränkische-Schweiz-Museums zu sehen (Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr).

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