Lizzy Aumeiers nicht ganz perfekter Mord auf Maffei

11.7.2016, 06:50 Uhr
Lizzy Aumeiers nicht ganz perfekter Mord auf Maffei

© Bernhard Niemczyk

Es ist ein perfekter Sommerabend für einen nicht ganz perfekten Mord. Das Setting könnte von Agatha Christie stammen, die Umsetzung nur von einer: Lizzy Aumeier, berühmt-berüchtigt als gnadenlose Zoten-Queen und mitreißende Entertainerin präsentiert mit ihrem Damensalonorchester „Die weißen Lilien“ einen kurzweiligen Abend voller schwungvoller Salonmusik von Edward Elgar über Mozart bis hin zu Johann Strauss.

Gespielt von fünf klassisch ausgebildeten, vorzüglichen Musikerinnen aus Deutschland, Tschechien und Russland. Ihr konzertanter Krimi „Mord im Salon“ erzählt eine Geschichte wie sie im Lehrbuch steht: Ein Mord geschieht in einem Schloss an der Westküste Englands. Eine exzentrische Schlossherrin im Kreise ihrer zerrütteten Familie gibt sich ein Stelldichein. Und das „übergewichtige oberpfälzische Hausmädchen Gretl“ — gespielt von Lizzy Aumeier selbst — wird ermordet. Alle sind verdächtig, keiner will’s gewesen sein, und doch ist der Täter der Scheinheiligste unter ihnen.

Lustiges Beruferaten

Das Publikum, das an diesem perfekten Sommerabend zahlreich den Weg in die alte Bergwerksanlage gefunden hat, ist von Anfang an voll dabei, sobald die Anti-Diva Aumeier auf die Bühne kommt und erst mal die erste Reihe — es war im Übrigen freie Platzwahl — mit lustigem Beruferaten quält. Ihre Fans, überwiegend „Best-Ager 50plus“ holt sie damit sofort ins Boot. Unterhaltsam erzählt und dramaturgisch elegant ineinander verwoben werden die Protagonistinnen vorgestellt, Witze gerissen und die Handlung vorangetrieben. Hits der klassischen und Operettenliteratur ergänzen passend zum Handlungsverlauf das Programm.

Lizzy Aumeiers nicht ganz perfekter Mord auf Maffei

© Bernhard Niemczyk

Da ist die Schlossherrin Lady Winterborn (Svetlana Klimova), die „Geige spielt, säuft und russische Witze erzählt“ und ihre geldgeile, aufs Erbe und eine Hochzeit mit Prinz Harry fixierte, ansonsten aber missratene Tochter Prudence (Baronesse Irene von Fritsch) am Cello. Der recht wortkarge und sexistische Sohn — „lieber breitbeinig als engstirnig“ – Charles, dargestellt von Flötistin Gaby Athmann und last but not least: der unsäglich dämliche Pater Goodfellow, gespielt von Alice Graf am E-Piano. Lizzy Aumeier selbst mimt später auch Queen Elisabeth II., die Gretls Großmutter ist.

Mit filigranen Fingern streicht und zupft Aumeier ihren Kontrabass, dass es eine reine Freude ist. Garniert mit nicht immer jugendfreien Witzen über Männer, Frauen, Briten, Geldgier und Sex gestaltet die Oberpfälzer Kabarettistin mit ihren Texten den Abend abwechslungsreich, vergnüglich und wie immer hemmungslos und ohne Berührungsängste vor Kalauern und Konfektionsgrößen. Die Kabarettistin bezieht ihr Publikum immer wieder in die Handlung ein, bis schließlich der Inspektor von Scotland Yard kommt und in Kilt und breitestem sächsisch erklärt: „Ich bin Sachse, Angelsachse.“ Im richtigen Leben ist Andreas Stock der Regisseur des Stücks und seit 27 Jahren der Mann an Aumeiers Seite. Und da es sich um einen „Familienbetrieb“ handelt, übernimmt auch Mimi, der achtjährige Rüde der Aumeiers als „Hund von Baskerville“ eine tragende Rolle.

Punktgenau lässt der Vierbeiner seine Augen rollen, schmachtet die virtuose Geigerin Klimova an oder zeigt dem Publikum am Ende des Abends demonstrativ sein Hinterteil. Das Publikum lässt sich immer wieder zum Mitmachen animieren, heult wie die Wölfe, imitiert Sturm, Regen und Gewitter. Die Briten kriegen im Laufe des Abends mehrfach ihr Fett ab: „Halb Mensch, halb Porridge“, lästert Aumeier über die, die „länger in der EM als in der EU waren“ und überhaupt: „Brexit, das hört sich an wie ein Katzenfutter von Lidl“.

Bei Maffeibier, Zwiebelkuchen und Hugo lassen die Zuschauer den Abend ausklingen und dürfen sich aufs nächste Jahr freuen, wenn die preisgekrönte Kabarettistin und vortreffliche Kontrabassistin mit ihrem Soloprogramm „Ja, ich will“ wiederkommt.

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