Mit einer Schafherde um Auerbach unterwegs

18.2.2018, 16:51 Uhr
Mit einer Schafherde um Auerbach unterwegs

© Barbara Schuster

Ein Hütehund kümmert sich um die Herde, wenn einzelne Tiere die Gruppe verließen und auch ein Schäfer ist von weitem auszumachen. Bei dem Wanderschäfer handelt es sich um den 33-jährigen Markus Schreiner, der mit seiner Schafherde in Straubing in Niederbayern zu Hause ist. Wie ein armer Schäfer wirkt der charmante, junge Mann freilich nicht. Er strahlt Zufriedenheit und Ruhe aus, wenn er berichtet, dass er sich auf der Durchreise durch die Gemarkungen rund um den Truppenübungsplatz befindet.

Hier fressen die etwa 200 Schafe auf den Restflächen der Felder von den umliegenden Bauern auf der sogenannten Winterweide. Ab April ist die Herde wieder den ganzen Sommer über im Truppenübungsplatz untergebracht und beweidet dort die kräuterreichen, kargen Naturschutzflächen, die diese Art von Verbiss benötigen, denn hier ist der Lebensraum für die vielfältige Tier-und Pflanzenwelt zu erhalten.

So lange das Wetter mitspielt und es keinen Tiefschnee gibt, wird Schreiner mit der Herde auf seinen bekannten Routen unterwegs sein. Sollte es zu einem Wintereinbruch kommen, würden die Schafe mit einem Lastwagen vorsorglich wieder in ihre Heimatnach Niederbayern gebracht.

Mit einer Schafherde um Auerbach unterwegs

© Barbara Schuster

Wenn das Wetter es zulässt, ist Schreiner 365 Tage im Jahr mit seinen Schafen draußen unterwegs. Tagsüber führt er die Herde an, so schaffen sie etwa zehn Kilometer. Am Abend werden seine Schützlinge mit einem elektrischen Zaun eingepfercht. Zum besseren Schutz der Herde bringt Schreiner einen zweiten Zaun an, die sogenannte Doppelzäunung oder Ringzäunung, so dass ein Zwischenraum zwischen den Zäunen entsteht, in dem die Hütehunde verteilt sind. "Die Hunde schützen die Herde zum Beispiel vor Raubtieren", erklärt Schreiner.

Er weiß, dass sich seit etwa zwei Jahren auch Wölfe in seinem Weidegebiet befinden, doch er hatte noch nie ein Problem mit einem dieser Raubtiere. Wenn der Wanderhirte Fragen zu besonderen Schutzmaßnahmen hat, ist das LFU, Bayerisches Landesamt für Umwelt sein Ansprechpartner.

Ganz allein ist Schreiner nicht mit den Schafen, denn ihn unterstützen sieben ausgebildete Herdenschutzhunde beim Hüten der verschiedenen Schafrassen. Die Schafherde besteht aus Röhnschafen, die einen schwarzen Kopf haben,Waldschafen, einer bedrohten Nutztierrasse, und feinwolligen Merinoschafen.

Außerdem sind etwa zehn Lämmer und zehn Ziegen dabei. Einmal im Jahr werden die Schafe geschoren. Die Wolle wird verkauft, das ist aber nicht mehr die Haupteinnahmequelle, da hierzulande Wolle nicht mehr im großen Stil verarbeitet wird. Natürlich werden die Lämmer bis Ostern verkauft und geschlachtet. Auch die Landschaftspflege wirft etwas ab.

Schreiner hatte vor zehn Jahren fünf Schafe geschenkt bekommen. Seitdem ist die Herde durch natürliche Vermehrung stetig gewachsen. Er bekam nochmals Tiere geschenkt und kauft auch selbst neue dazu.

Schreiner machte eine Ausbildung zum Tierwirt. Dann wurde Wanderschäfer sein Hauptberuf. "Heute interessieren sich nur noch ganz wenige junge Menschen für diesen Beruf, den man schon sehr mögen muss" erklärt Schreiner.

Riesige Verantwortung

In Bayern gab es zum Beispiel 2016 etwa fünf Auszubildende. Die Verantwortung eines Schäfers ist riesengroß: Er muss die Herde die meiste Zeit beobachten, den gesundheitlichen Zustand überwachen und die Routen planen, damit die Herde genügend Futter hat. Auch Geburtshilfe und die Pflege der Lämmchen in den ersten Tagen gehören dazu sowie das Klauen-Schneiden und das Markieren der trächtigen Schafe. Der Umgang mit den Hütehunden ist ebenfalls wichtig.

Man muss das einfache Leben mit den Tieren und in der Natur lieben. Im Sommer übernachtet Schreiner im Wohnwagen am Truppenübungsplatz. Doch von der Zivilisation ist er nicht ganz abgeschnitten. Immerhin besitzt der moderne Hirte ein Handy sowie einen Kastenwagen mit Anhänger für die Hunde und die Zäune.

Jetzt müsse er aber seine Zelte abbrechen und mit seiner Schafherde weiterziehen. Sein nächstes Ziel sei das drei Kilometer entfernte Michelfeld, sagt er zum Abschied.

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