Paukenschlag: Ahorntals Bürgermeister Hofmann tritt ab

6.9.2018, 23:32 Uhr
Vor vier Jahren feierte Gerd Hofmann mit seiner Familie die Wahl zum Bürgermeister.

© Ines Dicker Vor vier Jahren feierte Gerd Hofmann mit seiner Familie die Wahl zum Bürgermeister.

Er habe sich im August in stationärer Behandlung befunden, sagte der sichtlich angegriffene Hofmann, der im Oktober 42 Jahre alt wird. Er habe im Krankenhaus mehrere Diagnosen erhalten, zwei haben sich auf Hofmanns Doppelbelastung im Beruf (als Rettungsassistent) und als nebenamtlicher Bürgermeister bezogen. „Einzelheiten möchte ich mich für mich behalten“, fügte er mit schwacher Stimme hinzu. Es sei ihm aber wichtig, diese Ratssitzung zu leiten – und abschließend jedem zum Abschied die Hand geben zu können.

Der stellvertretende Bürgermeister Günther Kaiser dankte Hofmann („auch im Namen der Gemeinderäte“) für die geleistete Arbeit seit seiner Wahl zum Bürgermeister im Frühjahr 2014. „Ich hoffe, dass du bald wieder auf die Füße kommst“, betonte Kaiser.

Ein kurzer Rückblick auf die letzten vier Jahre: Gerd Hofmann (FBA-FWA) setzte sich Ende März 2014 beim Wettbewerb um das Amt des Bürgermeisters in der Stichwahl gegen Thomas Nägel (Christliche Wählerunion) mit 55 zu 45 Prozent der Stimmen durch. Die Beteiligung in der Stichwahl lag mit 83,6 Prozent sehr hoch. Beim ersten Wahlgang gab es einen dritten Kandidaten, Matthias Brendel (CSU), der jedoch nicht genügend Stimmen bekam.

Schon im Oktober 2014 musste sich Hofmann intensiv mit dem Dorfladen beschäftigen. Der einzige Supermarkt in Kirchahorn war zu diesem Zeitpunkt schon lange geschlossen. Es folgten Umfragen und Versammlungen zu diesem Thema, das Hofmann kräftig anschob. Es gab viel Wirbel wegen eines geplanten Windrades und den Austritt der Gemeinde aus dem Verein "Rund um die Neubürg".

Im Frühjahr 2015 ging es dann um das Thema "Tempo 40" auf den Straßen östlich und nördlich des Ahorntales. Hofmann setzte sich energisch beim Landratsamt dafür ein, dass dieses Tempolimit auf 60 km/h angehoben wird. Positiv war die Übergabe des Unimogs, den die Gemeinde von einer Kommune im Harz erworben hatte.

Im Oktober 2015 dann die gute Nachricht: Die Bürger hatten 72.000 Euro für den Dorfladen hinterlegt: Hofmann lud zu Freibier ein.

Erste Zeichen des nahenden Unheils

Im Februar 2016 folgte ein erstes Zeichen des nahenden Unheils: Es wurde beschlossen, die Eiche vor dem Rathaus in Kirchahorn zu fällen, Das Naturdenkmal faulte bereits. Auch beim Thema Dorferneuerung in Körzendorf tat sich nicht viel. Die ursprüngliche Planung für den Umbau der ehemaligen Schule musste erheblich abgespeckt werden.

Anfang Juli 2016 dann die Schreckensmeldung: Die Gemeinderäte beschlossen, dass sie wegen der krebserregenden Stoffe im Holzgebälk nicht mehr tagen werden. Die Sitzungen wurden fortan ins Feuerwehrhaus verlegt. Ein Architekt wurde mit der Planung eines neuen Rathauses beauftragt

Nur einige Wochen später folgte die nächste hitzige Auseinandersetzung. Es ging um die Frage, ob die Gemeinde Ahorntal eventuell Juniorpartner in einer Verwaltungsgemeinschaft wird. Auf diese Weise hätte man eine Alternative zu einem Rathausneubau gehabt. Zur Debatte standen Waischenfeld und Mistelgau. Doch alle Diskussionen endeten im Nirgendwo. Hier konnte Hofmann seine Vorstellungen nicht durchsetzen.

Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass die Sparkasse Bayreuth mehrere Filialen schließen will, darunter auch die in Kirchahorn. Alle Proteste, auch des Bürgermeisters, blieben erfolglos.

Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurde schon heftig über einen Rathausneubau diskutiert, vor allem die Standortfrage war lange Zeit offen. Hitzige Diskussionen dann wieder im Gemeinderat, als es um das Bürgerbegehren gegen den Bau eines neuen Rathauses und für eine Verwaltungsgemeinschaft mit Waischenfeld ging. Das Bürgerbegehren wurde im Juni 2017 später wegen eines Formfehlers vom Landratsamt gestoppt.

Im August denn endlich wieder eine gute Nachricht: Der neue Dorfladen wurde endlich eröffnet und wurde von den Bürgern auch angenommen.

Im Herbst verdüsterte sich die Situation wieder. Der junge Verwaltungsleiter Christian Arneth verließ die Kommune in Richtung Bamberger Land. Seinen Posten übernahm im Frühjahr 2018 Thomas Förster. Er hatte es gleich mit einem neuen Bürgerbegehren zu tun, das sich erneut gegen ein neues Rathaus am Ortsrand richtete. Die Mehrheit stimmte am 10. Juni jedoch für den geplanten Neubau beim Feuerwehrhaus.

Den bislang letzten Ärger gab es in der Ratssitzung am 9. Juli, als der Haushalt einem Gesamtvolumen von 5,5 Millionen Euro verabschiedet wurde. Stephan Wickles (CSU), Johannes Knauer (CWU) und Matthias Brendel (CWU) hatten zu Beginn der Sitzung wegen der kurzfristig zugegangenen Informationen zum Haushalt eine Vertagung des Tagesordnungspunktes Haushalt gefordert und damit eine kontroverse Diskussion mit Bürgermeister Gerd Hofmann und Verwaltungsleiter Thomas Förster ausgelöst. Dieses Thema stand am Donnerstagabend wiederum als Dringlichkeitsantrag auf der Tagesordnung des Gemeinderates.

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