Pottenstein kann touristisch einiges ausschöpfen
28.4.2016, 07:06 UhrMeyer macht sich schon seit vielen Jahren viele Gedanken. Seit 25 Jahren betreibt er das Geschäft Jura-Sport in der Hauptstraße und verkauft dort alles, was des Wanderers Herz begehrt. Er selbst ist begeisterter Kletterer.
Das Konzept, das seiner Meinung nach die Stadt aufwerten würde, hat er schon seit zehn, 15 Jahren im Kopf. Der 51-Jährige findet: „Die Erlebnismeile ist nicht gut für Pottenstein, weil alles vorbeizieht.“ Er will die Touristen lieber im Ort sehen. Dafür hat er auch eine Idee: Weil die Hauptstraße eine Einbahnstraße ist, müssten die Besucher durch den Ort hindurch, um zum Waldcafé zu kommen. Gleich dahinter beginnt der Klettersteig. Unterbrochen ist er von Wanderpassagen, so Meyer. Solch einen Klettersteig gibt es schon im Hirschbachtal.
„Bei uns ist alles da, was man braucht“, meint er dazu. Seine Idee hat er genau durchdacht: Im langen Quergang geht es für die Kletterer den Berg hinauf. „Und dann kommt der Knaller“, sagt Meyer.
„Das wäre einmalig“
Dieser Knaller ist eine Brücke von der Südseite hinüber auf die Nordseite des Oberen Püttlachtals. „Das wäre einmalig“, sagt Meyer begeistert. Die Klettersteigbrücke besteht aus drei Stahlseilen. Auf einem können die Touristen das Tal überqueren, die beiden anderen dienen auf Armhöhe als Handlauf und dazu, das Klettersteigset einzuhängen. In etwa 30 Metern Höhe würde das Seil 80 bis 100 Meter lang über das Tal führen. Sind die Outdoorfans auf der anderen Seite angelangt, führt sie der Klettersteig wieder den Berg hinunter.
Laut Meyer hat sein Konzept einen großen Vorteil: Wer sich nicht über die Brücke traut, kann den Hang wieder hinunterlaufen und auf der anderen Seite wieder hoch. Für einen solchen Klettersteig braucht es einen Rettungsweg, der parallel verläuft. Wanderer, Mountainbiker und Kletterer, die schwierige Passagen des Klettersteigs umgehen wollen, könnten diesen zusätzlich nutzen. Noch ein Vorteil liegt für Meyer auf der Hand: „Für Alpenvereine wäre das eine super Trainingsgeschichte.“
Allzu teuer wäre der Klettersteig samt Brücke nicht: Meyer schätzt, dass das Projekt insgesamt 50 000 bis 60 000 Euro kosten würde. Zusätzlich könnte man oberhalb der Nordseite an der Hofmannskapelle verschiedene Downhill-Strecken den Berg hinablaufen lassen. „Das passt alles gut zusammen.“ Natürlich müsse man vorher Gespräche mit Jägern, Naturschutzbehörden und Anwohnern führen“, sagt Meyer.
Parken und Natureisbahn
Im Tal selbst denkt er an ein öffentliches WC, Tische und Bänke. Parken könnten die Besucher bei Senivita. Eine Parkfläche könne man auch im Winter nutzten, wenn sie eingefasst und asphaltiert wird. „Man könnte Wasser einleiten und hätte dann eine Natureisbahn.“ Geld kostet das nicht, sagt Meyer.
Immer wieder hat er sich an die Stadt gewandt und sein Konzept vorgestellt. Das werde dort auch notiert. „Aber keiner kommt vorbei“, sagt er, und meint damit Bürgermeister Stefan Frühbeißer. Meyer kritisiert, dass der Rathauschef sich bei seinen Gewerbetreibenden nicht sehen lässt, um nachzufragen, was anliegt.
Er kritisiert auch, dass der bestimmende Kern des Stadtrats keine Ahnung von Bergsport hat. „Aber wenn sie nicht wissen, wovon ich spreche, sollen sie doch mal zu mir kommen.“ Meyer ist der Meinung, dass in der Felsenstadt Dinge ausgesessen würden. „Das macht uns kaputt.“ Frühbeißer hält dagegen: „Ein Bewusstsein für die Kletterei ist sehr wohl da.“ Nicht umsonst sei die Felsenstadt eine der ersten Kommunen gewesen, die ein Kletterkonzept als Naturparkmaßnahme umgesetzt hat. „Es kann keiner behaupten, dass die Stadt kein Gespür dafür hätte oder solche Ideen auf taube Ohren stoßen würden.“
Pottensteins Rathauschef gibt zwar zu, dass er das direkte Gespräch mit Meyer noch nicht gesucht hat. Aber: „Ich weiß nicht, ob ich immer auf Einzelne zugehen kann, muss und soll.“ Doch er schlägt vor: „Er (Anm. d. Red: Horst Meyer) kann jederzeit kommen und mich anrufen.“
Von Meyers Ideen weiß Frühbeißer bereits. Doch er hat Bedenken. „Wir sind dort in einem FFH-Gebiet (Anm. d. Red.: Ein Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz).“ Sobald zusätzlich Klettersport angeboten werde, sei das in einem so sensiblen Bereich problematisch. „Das ist bei uns im Hinterkopf“, sagt Frühbeißer. Wenn ein Gebiet FFH-Gebiet ist, heißt das, dass bei allen Prozessen Naturschutz und Fachstellen beteiligt werden müssen. Solche Verfahren sind laut Frühbeißer nicht immer erfolgreich.
Pflichtaufgaben gehen vor
Sein Fokus liegt zurzeit ohnehin eher auf dem Projekt Kulturpark Oberes Püttlachtal, wie er sagt. Die Pflichtaufgaben gingen vor. Und da hat die Umsetzung des vorderen Abschnitts für die Stadt Priorität. „Es ist leider so, dass wir nicht alles gleich umsetzen können.“
Mittlerweile hat Horst Meyer ein wenig resigniert. Weiter sagt er: „Es ärgert mich so, weil man mit so wenig Dingen so viel machen kann.“ Seine Ideen hat er auch schon beim Naturpark Fränkische Schweiz vorgestellt — und Zustimmung geerntet. Er ist überzeugt, dass in Pottenstein touristisch noch Luft nach oben ist. „Das ist ein Diamant, bloß ungeschliffen.“
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