Religiöse Auseinandersetzung im Freibad Auerbach
16.08.2016, 17:20 UhrChristine Hollederer, Pressesprecherin des Landratsamtes Amberg-Sulzbach, teilt mit, dass derzeit 1007 Asylbewerber und 71 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis Amberg-Sulzbach leben. Die Erwachsenen seien in dezentralen und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, die Jugendlichen auf insgesamt acht Einrichtungen oder Wohnungen im Landkreis verteilt. Zurzeit leben 20 minderjährige Flüchtlinge im „Haus Esperanto“. Die Höchstbelegung war Anfang November vergangenen Jahres, als dort 43 Menschen untergebracht waren.
„Der Rückgang lässt sich mit Familienzusammenführungen, Rückführungen, Verschwinden oder Verlegungen in andere Einrichtungen erklären“, erklärt Hollederer. Einige der ehemaligen Bewohner seien außerdem mittlerweile volljährig und aufgrund dessen in betreute Wohneinrichtungen umgezogen oder, wenn die Jugendhilfe beendet wurde, in Wohnungen des Sozialamtes untergekommen.
Konsequenzen nach Verstößen
Die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Miteinander sei stets ein harmonisches Zusammenleben aller Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Wer dagegen verstößt, müsse auch mit Konsequenzen rechnen. Grundsätzlich ließen sich Rangeleien im Zusammenleben der Asylbewerber nie ganz ausschließen.
Glücklicherweise seien Abweichungen von einem friedlichen Miteinander aber nach wie vor die Ausnahme, so Hollederer. Auch Karlheinz Escher, Leiter der Polizeiinspektion Auerbach, bestätigt, dass es sich bisher nur um kleinere Sachen gehandelt habe, größere Vorfälle habe es bisher noch nicht gegeben.
Allerdings soll es bereits am letzten Juliwochenende im Freibad zwischen jungen Flüchtlingen zum Streit gekommen sein. Dies will das Landratsamt jedoch weder bestätigen noch dementieren. Erst Anfang August sei der Vorfall angezeigt worden, weil sich die 14 und 16 Jahre alten Kontrahenten gütlich einigen wollten, so Escher. „Im Prinzip nur eine Streiterei unter Jugendlichen, nichts Großes.“
Mittlerweile liegt unserer Zeitung ein Bericht der Polizei vor. Darin heißt es, dass es zu der Streiterei am Samstag, 30. Juli, gegen 17.30 Uhr, auf der Liegewiese des Freibades kam. Jugendliche männliche Asylbewerber unterschiedlicher Herkunftsländer gerieten zunächst in einen verbalen Streit, in dessen Verlauf einer der Beteiligten von einem anderen ins Gesicht geboxt wurde, schreibt die Polizei.
Dies hatte zur Folge, dass die zwei kontrahierenden Gruppen aufeinander losgingen. Es kam dabei wohl auch zu körperlichen Angriffen, bei denen der zuerst Geschlagene von noch bislang unbekannten Personen unter anderem getreten wurde. Erst als der Schwimmmeister einschritt, beruhigten sich die Gemüter. Alle Beteiligten wurden des Geländes verwiesen. Erst Tage später entschloss sich der im Gesicht verletzte Syrer, Anzeige zu erstatten.
Umfangreiche Ermittlungen
Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten und der hohen Zahl der Beteiligten gestalteten sich die Ermittlungen schwierig und umfangreich, heißt es in der Polizeimeldung. Doch die von den Behörden gestellten Betreuer der Jugendlichen seien an einer lückenlosen Aufklärung interessiert und verhielten sich diesbezüglich kooperativ.
Laut Polizei war der Grund für die Auseinandersetzung wohl eine Meinungsverschiedenheit religiöser Art zwischen Christen und Moslems. Ob die beiden Minderjährigen im „Haus Esperanto“ leben, bleibt offen. Jedoch sind dort zurzeit keine Christen untergebracht. Unabhängig davon würden Sozialpädagogen des Landratsamtes Amberg-Sulzbach zeitnah ein Gespräch mit den möglicherweise am Konflikt beteiligten Jugendlichen führen, so Hollederer.
Ohnehin stünden Mitarbeiter des Landratsamtes, Sozialbetreuer und Ehrenamtliche regelmäßig in engem Kontakt mit den Flüchtlingen, um ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und bei der Integration in die Gesellschaft Hilfestellung zu ge-
ben.
Daniela Ludwig vom Kreisjugendamt hat zurzeit die Leitung der Einrichtung inne. Sie erzählt, dass das „Haus Esperanto“ immer noch eine Inobhutnahmestelle ist. Genauso wie die Aufnahmeeinrichtung für minderjährige Flüchtlinge in Betzenstein eine war, die vor einiger Zeit geschlossen wurde (wir berichteten).
Die Minderjährigen werden diesen Einrichtungen zugewiesen, dann wird versucht, sie umzuverteilen. „Die Umverteilung ist völlig nach dem Subsidiaritätsprinzip“, sagt Ludwig. Das mache die Oberpfalz nicht anders als Niederbayern.