Scheffels Spuren in der Fränkischen Schweiz

19.9.2016, 18:36 Uhr
Scheffels Spuren in der Fränkischen Schweiz

© Foto: Thomas Weichert

Am 16. Februar 1826 wurde Scheffel in Karlsruhe geboren und starb dort auch im Alter von erst 60 Jahren am 9. April 1886. Anlass genug für den Fränkische- Schweiz-Verein, einen Scheffel-Abend im Scheffel-Gasthof zu veranstalten. Dazu begrüßte FSV-Hauptvorsitzender Reinhardt Glauber viele Gäste.

Der Pegnitzer Walter Tausendpfund, Vorsitzender des FSV-Kulturausschusses, beleuchtete das Leben des Dichters und Freundes der Fränkischen Schweiz in einem dreiteiligen Vortrag. Für musikalische Umrahmung des Abends mit Liedern von Scheffel sorgten der Fränkische- Schweiz-Chor unter Leitung von Wolfgang Junga und der Männergesangverein Gößweinstein. Eberhard Hofmann leitete den Abend musikalisch ein.

Vom Fränkische-Schweiz-Verein wurde zu diesem Anlass auch ein neuer Flyer über Joseph Victor von Scheffel herausgegeben, der unter anderem 18 Strophen des von Scheffel geschriebenen Exodus Cantorum mit der Sängerfahrt der Bamberger Domknaben durch die Fränkische Schweiz enthält und den ein Bild des Scheffels-Denkmals gegenüber des Scheffel-Gasthofes ziert. Am interessantesten war natürlich Tausendpfunds Vortragsteil über Scheffel und die Fränkische Schweiz.

Besuch als Wanderer

1859 kommt Scheffel erstmals von Schloss Banz aus als Wanderer über Scheßlitz und Bamberg in die Fränkische Schweiz. Er knüpfte dabei bewusst an die denkwürdige Pfingstreise der Romantiker Wackenroder und Tieck im Jahre 1793 an. Seiner Mutter schreibt Scheffel aus der Fränkischen Schweiz unter anderem: „Es ist dies (die Fränkische Schweiz) ein in den schönsten Punkten nur dem Fußwanderer zugänglicher Gebirgsstrich zwischen Bamberg, Nürnberg und Bayreuth (. . .) meine Erwartungen wurden weit übertroffen, ich fand es schöner, großartiger und origineller, als ich vermutet. Bei Streitberg, an der forellenreichen Wiesent, fängt die wilde Landschaft an. Zerklüftetes Kalkgebirge mit abenteuerlich ausgewitterten Dolomitnadeln und Felsspitzen, enge Felswandtäler mit frischgrünem Gebirgswasser. Viel mittelalterliche Erinnerung in wohlerhaltenen oder wiederhergestellten Ritterburgen, dazu die vielen abenteuerlichen Tropfsteinhöhlen mit den merkwürdigen Anschwemmungen der Gebeine vorsintflutlicher Tiere, Bären, Löwen bilden in ihrem Zusammentreffen auf engem Raum eine Reihe eigentümlich schöner Landschaftsbilder.“

Scheffel lernt auch Baron Hans von Aufseß kennen und gehört bald zu dessen imposantem und illustren Freundeskreis. Wie es damals schon üblich war, vergisst Scheffel nicht, in diesem Zusammenhang — außer auf die ermüdenden Fußmärsche — auch auf die guten Forellenimbisse hinzuweisen.

Im Jahr 1864 bot ihm Hans von Aufseß den Posten eines Direktors des neuen Germanischen Museums in Nürnberg an. Doch Scheffel lehnt ab und enttäuschte damit seinen großartigen Freund. Kurz nach seinem 50. Geburtstag holen ihn seine körperlichen und seelischen Leiden wieder ein. Scheffel wandert erneut in die Fränkische Schweiz, wo er sich 1883 im Kurhaus von Streitberg einquartiert. Bald schon schwärmt er wieder: „Willst du einmal andere Menschen, andere Landschaft, kühle Bergluft, groteske Felsen um Dich haben, so empfehle ich Dir Streitberg in der fränkischen Schweiz“. In jenem Jahr besucht Scheffel auch Gößweinstein.

Am 4. September entsteht der berühmte Eintrag im Fremdenbuch des Gasthofes Distler, dem heutigen Scheffel-Gasthof. Dieser lautete: „Victor von Scheffel, Belletriste, Carlsruhe. Belletriste!? Gößweinstein 4. Septbr. 1883 Belletriste? siehste wie Du biste. Belle warste, triste biste, siehste, wie de biste, Belletriste?“

1911, also 25 Jahre nach seinem letzten Besuch in Gößweinstein und 25 Jahre nach seinem Tod wird am Distlerschen Gasthof zur Erinnerung an den prominenten Besuch eine Tafel mit dem Text „Hier wohnte im Jahre 1883 Viktor von Scheffel“ angebracht. Am 18. Juni 1915 wird der Gasthof Distler durch einen Brand vernichtet, die Scheffel-Gedenktafel überstand das Feuer aber.

Haus der Gastlichkeit

Der neue und noch jetzige Scheffel-Gasthof erstand an der Stelle des alten im Jahre 1916, also heuer vor 100 Jahren, nach den Plänen des Bamberger Architekten A. Staller. Stilvoll berücksichtigt wurde die Bauweise der nahen Kultusgebäude Basilika, Pfarrhaus und Mesnerhaus als ein Haus der Gastlichkeit.

1925 kann August Sieghardt auf drei der ehemals 24 Tafeln mit den 18 Strophen des „Exodus Cantorum“ verweisen. So in Muggendorf, an der Neideck und am Adlerstein. Sieghard verweist auch auf den „Scheffelplatz“ zwischen Pottenstein und der Teufelshöhle, von dem heute nicht mehr klar ist, wo er genau gelegen hat. 1927 ruft dann der Fränkische-Schweiz-Verein zu Spenden zur Errichtung eines Scheffel-Denkmals in Gößweinstein auf. Es wurde 1933 mit vielen Ehrengästen eingeweiht.

Fahrt mit Sonderzug

Ein Sonderzug der Reichsbahn brachte dazu hunderte von Personen von Nürnberg nach Gößweinstein. SA- Abteilungen aus der Fränkischen Schweiz sorgten für den Ordnungsdienst. Schöpfer des Gößweinsteiner Scheffel-Denkmals ist der heute eher unbekannte gehörlose Künstler Georg Leisgang (1893 bis 1970), der in der Kasernenstraße in Forchheim lebte.

In Forchheim selbst gibt es noch heute zahlreiche Werke von Leisgang. So den Kriegerbrunnen am Rathaus, den Bauern mit Glücksschwein am Marktplatz, den Schuljungen an der Ritter-von-Traitteur-Schule oder die Mondsichel-Madonna im Pfalzmuseum. Bereits vor Errichtung des Scheffel-Denkmals in Gößweinstein wurde im gegenüberliegenden Scheffel-Gasthof die noch heute erhaltene Scheffel-Stube eingerichtet.

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