"SoulFood" in Auerbach bekommt "Michelin"-Stern

12.11.2015, 17:34 Uhr
Im aktuellen Guide Michelin ist das Soul Food von Christine Heß und Michael Laus als neuer "Stern" am Gastrohimmel verzeichnet.

© Klaus Trenz Im aktuellen Guide Michelin ist das Soul Food von Christine Heß und Michael Laus als neuer "Stern" am Gastrohimmel verzeichnet.

Warum eröffnet jemand in der tiefsten Oberpfalz eine Spitzengastronomie? "Weil es mich in die Heimat gezogen hat. Wir haben erst lange in Nürnberg gesucht, aber dann wurde dieses Lokal frei. Und wir fanden es perfekt", sagt Michael Laus. Der 31-Jährige wurde in Auerbach geboren, er lernte im Amberger Kongresszentrum Koch, arbeitete in verschiedenen Küchen in Österreich und in Hessen.

Darunter auch im Sterne-Restaurant "Villa Merton" in Frankfurt am Main, wo er seine Lebensgefährtin Christine Heß kennen lernte. Seit 2012 führt Laus in der Oberpfälzer Heimat sein Restaurant, in dem er "Spitzengastronomie zu einem kleinen Preis" anbietet. Den Inspektor des "Michelin", der sich nach seinem ersten Besuch in einem Restaurant zu Erkennen gibt, überzeugte er wohl mit scharfem Thunfisch und knusprigem Sushi.

In den 80er Jahren glänzte die Region noch mit zehn Sternen. Doch so eine Auszeichnung ist nicht unbedingt für die Ewigkeit gemacht, sie muss jährlich aufs Neue verteidigt werden. Martin Grimmer und Vera Stoll vom "Keidenzeller Hof" in Langenzenn freuten sich im vergangenen Jahr zum ersten Mal über den Stern für den "Keidenzeller Hof": "Das Publikum hat sich seitdem schon verändert", sagt Stoll. Es kämen mehr Leute, die Erfahrung in Sterne-Restaurants hatten. Und die Erwartungen seien größer geworden. "Jetzt heißt es oft, ihr habt einen Stern, zeigt, was ihr könnt!", sagt Vera Stoll.

Den Stern wieder zu verlieren, diese Enttäuschung musste Stefan Rottner vom gleichnamigen Restaurant in Nürnberg im Jahr 2003 verkraften: "Das tut weh und man fragt sich natürlich, warum", sagt der Koch. Aber dies sei müßig. Heute könne man dagegen beim "Michelin" einen Termin beantragen, um mehr zu erfahren. 2016 verzeichnet der Guide Michelin Deutschland einen historischen Höchststand von mit einem oder mehreren Sternen ausgezeichneten Häuser: 290 Restaurants, das sind knapp 30 Prozent mehr als noch 2010. "DieseZahl belegt die rasante Entwicklung der deutschen Spitzengastronomie", sagte Ralf Flinkenflügel, Chefredakteur "Michelin" Deutschland. Das höchste Prädikat, nämlich drei Sterne, erhält das neu eröffnete „The Table Kevin Fehling" in Hamburg.

In Bayern gibt ab sofort 48 Sterne-Restaurants

Für den 38-jährigen Chefkoch Kevin Fehling ist dies nicht die erste Drei-Sterne-Auszeichnung: Zuvor stieg er bereits in Travemünde mit dem Restaurant „La Belle Epoque" in die kulinarische Top-Liga auf. Vor allem eine junge Generation gut ausgebildeter, hoch motivierter und innovativer Köche sorge in Deutschland für frischen Wind, so Michael Ellis, internationaler Direktor des Michelin. Dies zeige nicht zuletzt die Tatsache, dass von den 26 neu mit einem Stern ausgezeichneten Restaurants viele einen Küchenchef haben, der jünger als 30 Jahre ist. Berlin wurde mit Sternen förmlich überschüttet: Mit dem „Horváth" verfügt die Bundeshauptstadt über ein neues Zwei-Sterne-Restaurant. Hinzu kommen fünf neue Ein-Stern-Restaurants. Damit hat Berlin jetzt insgesamt 20 Sterne-Restaurants, über denen zusammengezählt 26 Sterne leuchten.

Für die Auswahl der Adressen ist ein erfahrenes Team aus fest angestellten, anonym arbeitenden Michelin-Inspektoren verantwortlich. "Alle Rechnungen werden gezahlt, da wird nichts gemauschelt", sagt Chefredakteur Finkenflügel, der selbst als anonymer Tester unterwegs ist. Alle Inspektoren sind Köche oder Küchenmeister und verfügen so über eine fundierte Ausbildung und Erfahrung in internationaler Spitzenhotellerie und -gastronomie.

In Bayern gibt ab sofort 48 Sterne-Restaurants, angeführt von Christian Jürgens mit dem "Überfahrt" am Tegernsee und drei Sternen. Dort kostet ein Fünf-Gänge-Menü 189 Euro pro Person. Neun Gaststätten, darunter das "Essigbrätlein" locken mit zwei Sternen, 38, wie das "Aumer's La Vie" in Nürnberg oder der "Keidenzeller Hof" in Langenzenn mit einem. Und wird sich im Auerbacher "SoulFood" etwas ändern? "Jetzt wird erst einmal gefeiert", ruft Michael Laus. "Heute, morgen und das ganze Wochenende".

Neue Definitionen für die Michelin Sterne

Die Vergabe der Michelin Sterne erfolgt nach gemeinsamer Beratung der Inspektoren, des Chefredakteurs und der Direktion des Guide Michelin. Für die Ausgabe 2016 des Guide hat Michelin die Definitionen für die berühmten Sterne sprachlich aktualisiert. Diese lauten jetzt:

Ein Stern: Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert!
Produkte von ausgesuchter Qualität, unverkennbare Finesse auf dem Teller, auf den Punkt gebrachter Geschmack, ein konstant hohes Niveau bei der Zubereitung – einen Stopp wert!

Zwei Sterne: Eine Spitzenküche – einen Umweg wert!
Hervorragende Produkte, von einem talentierten Küchenchef und seinem Team mit viel Know-how und Inspiration in subtilen, außergewöhnlichen und mitunter originellen Kreationen trefflich in Szene gesetzt – einen Umweg wert!
Drei Sterne: Eine einzigartige Küche – eine Reise wert!
Die Handschrift eines großen Küchenchefs! Erstklassige Spitzenprodukte, pure und intensive Aromen, harmonische Kompositionen: Hier wird das Kochen zur Kunst. Perfekt zubereitete Gerichte, die nicht selten zu Klassikern werden – eine Reise wert!

Einheitliche Bewertungsmaßstäbe rund um die Welt
Der Guide MICHELIN gilt als internationale Referenz unter den Hotel- und Gastronomieführern. Die Basis dieses Vertrauens sind seine strengen Bewertungskriterien, die für alle 25 Länder, in denen der Guide erscheint, einheitlich sind.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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