Sparkasse in Kirchahorn schließt

30.9.2016, 16:31 Uhr
Sparkasse in Kirchahorn schließt

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Die Bank reagiert damit auf ein geändertes Kundenverhalten und den stetigen Rückgang der Kundenfrequenz in den Filialen. Dabei verliert kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz. Mit 39 Standorten unterhält das Kreditinstitut auch künftig das dichteste Geschäftsstellennetz in Stadt und Landkreis Bayreuth.

Die Entscheidung zur Veränderung des Geschäftsstellennetzes ist ein Ergebnis des sich über Jahrzehnte veränderten Kundenverhaltens. Der Umfang des Filialnetzes der Sparkasse stammt im Wesentlichen aus den 60er- und 70er Jahren, einer Zeit, in der an Selbstbedienung in Banken nicht zu denken war. Entsprechend stark waren die Geschäftsstellen frequentiert. In den 80er Jahren kamen dann die ersten Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker. Seit etwa zehn Jahren ersetzt Onlinebanking für einen immer größer werdenden Kundenkreis den Gang in die Filiale.

Mittlerweile nutzen über 45 Prozent der Privat- und nahezu 75 Prozent der Geschäftskunden Onlinebanking – beides mit großen Zuwachsraten. Alleine im Juli 2016 wurde die Homepage der Sparkasse Bayreuth 355.000 mal besucht. Das Onlinebanking verzeichnete über 455.000 Zugriffe von Privatpersonen. Aktuell erhalten alleine 15.000 Kunden der Sparkasse ihre Kontoauszüge in das elektronische Postfach und sparen sich somit den Besuch der Geschäftsstelle. Und jeden Monat werden es 500 Kunden mehr.

Die Nutzerzahlen der modernen Zugangswege wachsen weiter stark an. Schon heute nutzt jeder Kunde durchschnittlich pro Jahr 192 mal die Smartphone-App, 108 mal das Onlinebanking, besuchen aber nur noch 24 mal die SB-Geräte und nur noch einmal pro Jahr die Geschäftsstelle vor Ort, um sich beraten zu lassen.

„Ein Filialnetz, ähnlich wie in den 80er Jahren anzubieten, ist in der heutigen Minuszinsphase unbezahlbar.“, erklärt Wolfram Münch, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bayreuth. „Deshalb haben wir alle mitarbeiterbesetzten Geschäftsstellen und SB-Filialen einer detaillierten Analyse unterzogen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Beratungs- und Serviceangebote von unseren Kunden nicht an allen Standorten in gleichem Maße abgerufen werden. Die Zahl der Kundenbesuche ist seit längerem deutlich rückläufig“, so Münch weiter.

Veränderte Rahmenbedingungen in der Bankenbranche
Darüber hinaus haben sich auch die anderen Rahmenbedingungen in der gesamten Finanzbranche stark verändert und tun dies weiter.
Die demografische Entwicklung, insbesondere im ländlichen Raum, trägt dazu bei, dass die Nutzung der Geschäftsstellen vor Ort zurückgeht.
Die zunehmende Regulatorik stellt immer höhere Anforderungen an das Eigenkapital der Banken und Sparkassen und somit auch an das Betriebsergebnis. Damit müssen alle Kostenbereiche kritisch betrachtet und das Geschäftsstellennetz regelmäßig auf Wirtschaftlichkeit überprüft werden.
Die anhaltende Niedrigzinsphase belastet die Zinsspanne sehr stark und zwingt zum Handeln.

Statt Ansprechpartnern wird es in einigen Orten nur noch Automaten geben.

Statt Ansprechpartnern wird es in einigen Orten nur noch Automaten geben. © dpa

Anpassungen an das Geschäftsstellennetz zum 1. November 2016
Die genannten Veränderungen führten dazu, dass die Sparkasse Bayreuth alle Geschäftsstellen einer intensiven Überprüfung unterzogen hat. Das Ergebnis: Vor dem Hintergrund einer stark rückläufigen Kundenfrequenz lassen sich nicht mehr alle Standorte auf einer wirtschaftlichen Basis betreiben. Der Verwaltungsrat hat deshalb auf Vorschlag des Vorstands beschlossen, die Geschäftstellenstruktur zum 1. November 2016 wie folgt anzupassen:

Geschäftsstellen schließen, SB-Bereiche bleiben
Aichig, Bischofsgrün, Goldkronach, Warmensteinach und
Kirchahorn (SB-Bereich bleibt bis zur Eröffnung des Dorfladens).

Weiterhin dichtes Geschäftsstellennetz und vielseitige Erreichbarkeit
Mit 39 Standorten verfügt die Sparkasse Bayreuth auch künftig über das dichteste Geschäftstellennetz aller Finanzdienstleister in Stadt und Landkreis Bayreuth.

„Mit 21 mitarbeiterbesetzten Geschäftsstellen und 18 SB-Standorten bleiben wir der verlässliche Partner für alle Kunden. Damit gewährleisten wir auch in Zukunft die Versorgung der Menschen und Unternehmen in unserer Region mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen. Die Präsenz in der Fläche war und ist sowohl für den Vorstand als auch für den Verwaltungsrat sehr wichtig“, erklärt Wolfram Münch.

Vorstandsmitglied Wolfgang Hetz ergänzt: „Wir halten an unserem flächendeckenden Geschäftsstellennetz fest und positionieren uns insbesondere an infrastrukturstarken Standorten in Stadt und Landkreis. Die bestehenden Geschäftsstellen werden aufgewertet und sind zukünftig fünf Tage in der Woche geöffnet*. Wir wollen uns noch stärker auf die qualifizierte Beratung unserer Kunden konzentrieren. Das lässt sich mit Zwei-Personen-Standorten nicht immer umsetzen. Deshalb bündeln wir Geschäftsstellen zu größeren Einheiten und verstärken diese personell. Kein Mitarbeiter verliert dadurch seinen Arbeitsplatz.“

Zukunftsorientierung heißt für die Sparkasse Bayreuth ein zeitgemäßes und leistungsfähiges Geschäftsstellennetz anzubieten und gleichzeitig auch in moderne und digitale Kommunikationswege zu investieren.

„Angesichts der allgemeinen Entwicklung ist es unsere Aufgabe, regelmäßig die Wirtschaftlichkeit unseres Geschäftsstellennetzes zu überprüfen. Genauso wichtig ist es aber, sich dem Kundenverhalten anzupassen. Der Trend geht unaufhaltsam hin zu den digitalen Kommunikations- und Vertriebskanälen. Deshalb investieren wir in neue Entwicklungen, denen die Zukunft gehört. Nähe wird zukünftig nicht mehr im gleichen Maße wie bisher als räumliche Nähe empfunden werden, sondern vielmehr als Erreichbarkeit der Sparkassen-Mitarbeiter – über welchen Kanal auch immer“, so Wolfgang Hetz weiter.

Was ändert sich für die Kunden und wie werden sie informiert?
Die betroffenen Kunden wurden bereits schriftlich informiert. Die bisherigen Beraterinnen und Berater werden ihre Kunden größtenteils in den neu zugeordneten Geschäftsstellen in der Nachbarschaft betreuen und beraten. An den Standorten, die zu SB-Bereichen werden, wird weiterhin der vollumfängliche SB-Service mit Geldautomat, Kontoauszugsdrucker und SB-Terminal angeboten.

Dabei legt die Sparkasse Bayreuth großen Wert darauf, Alternativen, insbesondere für die ältere Kundschaft, anzubieten. „Wir werden alles dafür tun, um Auswirkungen für die Betroffenen so gering wie möglich zu halten und versuchen, gemeinsam mit unserem Kunden, gute Lösungen zu finden“, sagt Wolfgang Hetz.

So sind alle mitarbeiterbesetzten Geschäftsstellen künftig an fünf Tagen in der Woche geöffnet. (Ausnahme: Plech und Betzenstein) Gleichzeitig prüft die Sparkasse die Nutzung von Bargeldauszahlungen im Handel bei regionalen Einzelhändlern, um die regionale Bargeldversorgung sicherzustellen.

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